Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
Vom Netzwerk:
Zeug bewerfen, wenn er heute hier auftaucht.«
    »Ich weiß nur, ich könnte heute ’n Joint vertragen. Die Scheiße mit dem Ball hat mich voll gestresst.«
    Ich schob mich langsam zur Tür und spähte in den Kursraum. Dann sah ich, warum Mrs.   Hegstrand schwieg.
    Wir hatten eine Vertretung.
    [313]  13 . 21   »Ms. Leslie« stand mit Kreide auf der Tafel hinter ihr geschrieben. Sie war braungebrannt, schlank, sportlich und, wie die meisten wohl finden würden, hübsch, vermutlich um die zweiundzwanzig und durchaus ansprechend gekleidet. Sie befand sich mitten in einer lebhaften Debatte mit zwei Jungs, die offenbar auf die Toilette gehen wollten.
    In Mrs.   Hegstrands Abwesenheit herrschte in dem Kursraum eine beschwingte Atmosphäre. Etliche Schüler saßen nicht auf ihren Plätzen, sondern schlenderten affektiert und mit dummem Gesichtsausdruck herum. So viele hier hatten dumme Gesichtsausdrücke, die mir den Eindruck vermittelten, dass sich in ihren Schädeln nichts befand außer drei Motten, die herumflatterten und kopulierten. Ein paar andere Schüler saßen auf ihren Pulten, die Füße auf den Stühlen, so dass sie mit den Leuten hinter ihnen reden konnten. Zwei Jungen schnippten sich abwechselnd gegen das Ohr, was bei jedem zu großer Fröhlichkeit führte. Ein Mädchen strich die Haare zurück, um einem Jungen einen Knutschfleck auf ihrem Hals zu zeigen, der so groß war wie ein halber Silberdollar.
    Hamilton Sweeney, den ich nur von hinten sah, saß schweigend auf sein Pult gesackt da, einen Fuß auf das Pult vor ihm gestützt. Er hatte ein knallbuntes, kariertes Button-Down-Hemd, Baggy-Jeans und braune Timberland-Boots an. Bei den meisten Jungs hätte das annehmbar ausgesehen, doch bei ihm wirkte das Outfit schäbig, als hätte er die Sachen vom Boden eines Schlafzimmers aufgehoben und als würden sie bald wieder auf dem Boden eines anderen Schlafzimmers landen.
    Erwähnenswerte Schüler außer Sweeney waren: ein [314]  Schläger und Redneck, der zwei Kinder mit zwei verschiedenen Mädchen gezeugt hatte; Morgan, das gemeine Mädchen mit dem Pferdeschwanz aus dem Chemiekurs; ein Typ, der auch in meinem Algebrakurs saß und erstaunlicherweise noch nie eine Aufgabe abgegeben hatte, und ein hyperaktiver Schönling, der obsessiv in die Luft sprang, um hochgelegene Gegenstände zu berühren. Es gab hier zwei schwarze Schüler; der Rest war weiß. Die meisten weißen Schüler wären lieber schwarz gewesen – so auch Sweeney –, und die beiden schwarzen lieber weiß.
    Als ich einen Schritt nach vorn machte, schrie einer der hinten sitzenden Jungs: »Da ist er!«
    13 . 22   Ich ging zu meinem Platz in der Mitte des Kursraums.
    »Da ist er ja, der Ballsaboteur. Ich an deiner Stelle würde mich nicht hier reintrauen.«
    »In echt. Warum hasst du alle?«
    Ich hatte mich schon für ein Vorgehen entschieden. Ich wusste, dass ich ordentlich was auf die Mütze kriegen würde und dass sich wahrscheinlich drei oder vier Schüler auf meine Seite schlagen würden. Das waren: Shitty (auch wenn er mich nicht mochte, teilte er meine Abneigung gegen den Abschlussball), eine Austauschschülerin aus Rumänien (die anscheinend noch lieber Literatur las als ich), ein Mädchen mit einer dauerhaften Narbe im Gesicht, das Resultat eines Hundeangriffs (daher die gemeinen »Wau, wau«-Rufe), und ein Trekkie mit der sozialen Kompetenz eines Kürbisses. Doch die meisten von ihnen waren zu schüchtern, um im Unterricht etwas zu sagen. Folglich war es am vernünftigsten, wenn ich begrenzten Widerstand leistete.
    [315]  »Geht dir dabei einer ab, wenn du allen den Ball ruinierst?«
    »Wo liegt dein Problem, Alter?«
    »Willst du nicht reden oder was?«
    »Na schön. Das genügt. Wir müssen anfangen. Nun nehmen wir alle Platz.« Zwei Schüler gehorchten. Die junge Vertretungslehrerin sah mich an und sagte: »Ihr Name, bitte?« Ein besonders intelligenter Schüler kombinierte ein Husten mit dem Wort »Schwuchtel«. Ich nannte ihr meinen Namen, und sie schrieb etwas auf, notierte vermutlich, dass ich mich verspätet hatte.
    »Was hast du zu sagen, Weinbach?«
    »In echt. Glaubst du wirklich, wir lassen zu, dass du dahockst und nichts sagst?«
    Ich betrachtete in aller Ruhe die über der Tafel hängenden Karikaturen griechischer Götter.
    »Du hast Glück, dass wir dir nicht auf der Stelle den Arsch versohlen.«
    »Verzeihung«, sagte Ms. Leslie. »Sie müssen sich bitte setzen.«
    »Aber Chris und Parker haben sich auch noch nicht

Weitere Kostenlose Bücher