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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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großen Verlag veröffentlicht worden waren.
    Doch an ihrem Englischkurs in der fünften Stunde nahm der wüsteste Haufen Idioten teil, der mir je begegnet war.
    [310]  Nachdem ich sie in der elften Klasse in Filmkunde gehabt hatte, stand für mich fest, dass ich in der zwölften bei Mrs.   Hegstrand Englisch nehmen wollte. Leider fiel aus Termingründen ihr Leistungskurs für mich flach (ich konnte unmöglich auf Slims Kurs Kreatives Schreiben verzichten, den er nur in der zweiten Stunde anbot). Folglich blieb nur ihr Englisch-Grundkurs, mit Schülern, die das Fach ganz offen verabscheuten. Viele von ihnen behaupteten, sie hätten noch nie auch nur ein einziges Buch gelesen, und schämten sich nicht einmal, sondern bildeten sich im Gegenteil etwas darauf ein.
    Meist pflegten ich und meine Mitschüler in der fünften Stunde ein friedliches Nebeneinander, und Mrs.   Hegstrands Unterricht wog schwerer als der Nachteil, zwischen solch unreifen Schwachköpfen sitzen zu müssen. Außerdem mochte sie mich offenbar, und offenbar mochte sie Hamilton Sweeney nicht, der ein schwacher Schüler war und anscheinend den größten Teil der Unterrichtszeit damit zubrachte, Kommentare abzugeben, die er wohl für witzig hielt. (»Der ist tot!«, rief er beispielsweise, wenn zu Beginn des Unterrichts der Name eines abwesenden Schülers aufgerufen wurde.) Was auch immer mir heute in ihrem Kursraum bevorstand, ob von Sweeney oder irgendwelchen anderen, es konnte nicht völlig aus dem Ruder laufen, weil Mrs.   Hegstrand das nicht zulassen würde.
    Doch ich war keineswegs ohne Sorgen, als ich meine Englischsachen aus dem Spind holte und mich Richtung Kursraum aufmachte. Ich wusste nicht, was ich wegen des Parkplatzes nach der Schule unternehmen sollte. Fest stand, dass ich mich nicht wegen eines Abschlussballs mit [311]  irgendwem prügeln würde. Ich würde nicht zulassen, dass dieser Tag für mich so zu Ende ging. Andererseits wollte ich auch nicht, dass Officer Dave mich zu meinem Wagen begleitete oder sowas. Ich beschloss, mit Mrs.   Hegstrand darüber zu sprechen. Sie würde wissen, was zu tun war.
    Ihr Kursraum lag im 700er-Flur, der am weitesten vom Eingangsbereich entfernt lag. Auf dem langen Weg dorthin rief ich mir in Erinnerung, dass dieser Schultag für mich fast gelaufen war. Ich hatte nur noch Englisch, dann eine Pause zwischen zwei Kursen, in der ich mich eventuellen Angriffen entziehen musste, und schließlich Kunst, ein Kurs, an dem zahlreiche Leute teilnahmen, die ich wirklich mochte, und in dem Chloe für mich alles zum Besten wenden könnte. So ungern ich das zugab, diese Macht hatte sie noch.
    Ich ging weiterhin komisch, um den Druck auf meine Zehen zu verringern. Ich hatte den 700er-Flur noch nicht einmal zur Hälfte geschafft, als ich schon die Schüler aus meinem Kurs hörte. Dass sie es waren, wusste ich, weil man aus dem Krach gelegentlich ein »Wau, wau« heraushörte. Als ich näher kam, war ihr Geschrei so intensiv, dass ich mir vorstellte, wie sich der Lärm zu einer festen Wand zappelnder Tausendfüßler verfestigte. An der Tür blieb ich stehen, um zu hören, worüber sie redeten.
    »Bestimmt war er bloß sauer, weil keine mit ihm auf den Ball gehen wollte.«
    »Nö. Ich glaube, der Typ tickt einfach nicht richtig. Ich hab gehört, er ist heute Morgen in Slims Kurs ausgerastet.«
    »Pustebalg!«
    »Wer zum Teufel ist James Weinbach eigentlich?«
    [312]  »Er ist in diesem Kurs. Er ist der Typ, der immer einen Anzug trägt.«
    »Oh. Der Loser? Der Typ ist doch sowas von scheiße.«
    Warum verteidigte mich Mrs.   Hegstrand nicht? Und warum versuchte sie nicht, für Ordnung zu sorgen? Stimmt, dieser Kurs war so übel, dass es sogar einer Person wie Mrs.   Hegstrand mit ihrer unüberhörbaren gebieterischen Stimme nicht immer gelang, die Kursteilnehmer völlig zu bändigen. Doch seltsam war, dass sie es gar nicht probierte.
    »Ich hab gehört, sein Dad ist gestorben und er hatte einen Zusammenbruch, deshalb hat er’s gemacht.«
    »Schon, aber mein Opa ist auch gestorben, und ich versau deswegen nicht allen anderen ihr Leben.«
    »Wau, wau!«
    »Ein Blick, und man sieht, dass der Typ nicht ganz sauber ist. Allein schon, wer würde solche Klamotten anziehen wollen, wenn man’s nicht müsste?«
    »Ich glaub, er ist schwul. Deshalb wirft er sich dauernd in Schale.«
    »Und wie er sich aufführt. So, als würde er total auf den Kram abfahren, den wir hier lesen.«
    »Wir sollten ihn alle mit irgendwelchem

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