Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
Vom Netzwerk:
nicht ernst.«
    »Ich glaube, diesmal meinen sie’s tatsächlich ernst.«
    »Mir egal. Die ganze Schule wird über mich reden.«
    »Na schön. Soll ich mein Geständnis zurücknehmen und allen sagen, du warst es?«
    »Tja… Wie viele Leute wollen mich verprügeln, was glaubst du?«
    »Eine beträchtliche Anzahl. Diese blöde Van-Van-Mafia und ein Haufen anderer –«
    »Die VVM weiß von mir?«
    »Da sind sie!«
    Als wir uns umdrehten, sahen wir eine wütende Lauren Mellor auf uns zustürmen. Hinter ihr kamen Amanda aus dem Deutschkurs und ein mir unbekanntes Mädchen. Laurens Stirn war so straff und angespannt, dass ich ihre arroganten blauen Augen kaum sah. Mit einer so harten Stimme, dass mir jedes Wort wie ein Tritt in meine Weichteile vorkam, fragte sie: »Wer von euch war’s?«
    »Ich hab keine Ahnung, wie ich da reingeraten bin«, sagte Pippin. »James hat mir gerade gesagt, dass er’s war.«
    »Komm schon«, sagte Lauren zu mir. »Wir gehen ins Büro des Rektors.«
    »Warum?«
    »Du sagst ihm, dass du dir den Quatsch nur ausgedacht hast, den wir angeblich auf dem Ball machen wollten. Na los.« Sie packte mich am Jackettärmel und zog. Ich blieb stehen, doch sie zerrte weiter, bis der Stoff riss und ein Stück Schulterpolster sichtbar wurde.
    »Lauren!«, rief Amanda. »Nimm dich zusammen.«
    [304]  Sie ließ los. Ich betrachtete den Riss in meinem Jackett und steckte den Finger hinein. »Tut mir leid, James«, sagte Amanda.
    »Ihr seid echt wandelnde Klischees«, sagte ich.
    »Sagst du Mr.   Shankly, dass du dir alles nur ausgedacht hast?«
    »Nein! Schon gar nicht, nachdem du meinen Anzug zerrissen hast.«
    »Auch gut. Dann sag ich’s ihm selbst.«
    Die anderen beiden Mädchen sagten Lauren, sie müssten in den Unterricht. Pippin fragte sie, ob sie was zu kiffen hätten.
    Mir war schon vorher aufgefallen, dass Lauren auf Zehenspitzen zu gehen schien, so wie jetzt in ihren blau-weißen Asics, als ich hinter ihr herlief. Manchmal berührten ihre Absätze nicht den Boden. Ich schaute jedem entgegenkommenden Schüler ins Gesicht, um herauszufinden, ob mich jemand anders ansah, doch wahrscheinlich sahen sie mich nur komisch an, weil Lauren und ich liefen. Mir taten die Zehen weh, weil ich gegen den Spind getreten hatte.
    Und die ganze Zeit fragte ich mich, ob Chloe meinen Brief bekommen hatte.
    Bald erreichten wir das Sekretariat. Aus alter Gewohnheit trat ich vor, um Lauren die Tür zu öffnen.
    »Du bist so ein –«, begann sie, verstummte aber, als ich ihr bedeutete, vor mir einzutreten. Im krassen Gegensatz zum Morgen war es im Sekretariat mucksmäuschenstill. Genauer gesagt, es war niemand da. »Huhu?«, sagte Lauren. Dann klopfte sie an Shanklys Tür und drehte am Knauf. Sie war verschlossen.
    [305]  »Dann warten wir eben«, sagte Lauren. »Wir reden mit Mr.   Shankly, und du bringst das wieder in Ordnung.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Ich sollte dich von Tate nach Strich und Faden vermöbeln lassen.«
    »Tate Baker?«
    »Genau.«
    »Ist das dein fester Freund?«
    »Eigentlich nicht. Er war mein Begleiter für den Ball.«
    »Wie ist er denn so?«
    »Er ist zehnmal mehr Mann, als du je sein wirst.«
    »So schlimm?«
    »Du wirst dafür bezahlen. Ich weiß noch nicht wie, aber verlass dich drauf.«
    »Ist dir eigentlich klar, wie klischeehaft du dich aufführst?«
    »Ich schwör bei Gott, wenn du nicht die Klappe hältst, schneid ich dir den Schwanz ab.«
    »Du hast keine Ahnung, wie viel einfacher mein Leben wäre, wenn du das wirklich machen würdest.«
    »Du bist sowas von schräg. «
    Gegenüber vom Sekretariat ging die Tür zum Konferenzraum auf, aus dem jetzt ein Mitglied der Schulverwaltung nach dem anderen kam, außerdem einige Lehrer, darunter Mr.   Runnels und ein junger, bärtiger Lehrer für Journalismus, den ich sehr mochte, aber kein Shankly. Seine Sekretärin war auch in dem Raum gewesen und näherte sich dem Tresen, als sie uns sah.
    »Ich muss Mr.   Shankly sprechen«, sagte Lauren. »Es ist ein Notfall.«
    [306]  »Ach komm, das ist es nicht «, sagte ich.
    »Ich schwör bei Gott, James –«
    »Er ist nicht da.«
    »Wann kommt er denn wieder?«
    »Heute gar nicht mehr.«
    Lauren knurrte regelrecht. Dann wurde mir klar, dass ich wirklich einen Notfall hatte. Damit ich unverletzt nach Hause kam, musste Shankly eine erwachsene Aufsichtsperson auf den normalerweise nicht überwachten Parkplatz schicken. Mir blieb nur die Chance, mit seinem Stellvertreter oder eventuell einem

Weitere Kostenlose Bücher