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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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canceln lassen, hört zu: Ich hatte einen schlimmen Tag, ich war wütend auf die Welt, mir bot sich die Gelegenheit, etwas zu tun, weil ich wütend auf die Welt war, und die Gelegenheit habe ich ergriffen. Darum habe ich es getan.«
    »Na also, das war doch gar nicht schwer. Warum tust du so, als könnten wir das nicht verstehen?«
    »Na schön«, sagte Ms. Leslie. »Wir sollten uns wohl dem Unterricht widmen.«
    »Weil in Wahrheit mehr dahintersteckt«, sagte Sweeney. »Du konntest keinen wegstecken, und du wusstest, dass es [325]  beim Abschlussball genau darum geht, deshalb dachtest du, tja, so kann ich verhindern, dass alle anderen Sex haben. Darum geht’s hier wirklich. Dieser Typ hier will verhindern, dass Leute Sex haben.«
    »Das lässt sich durch nichts verhindern«, sagte ich.
    »Schweini Sweeney hat Recht. Die Absage des Balls wird dazu führen, dass einige keinen Sex haben, weil es immer ein paar altmodische Mädchen gibt, die sagen, sie warten mit ihrem ersten Mal bis zum Abschlussball.«
    »So isses. Und was ist mit den Paaren, die einander wirklich lieben «, sagte Hamilton, »und denen du jetzt ihren ganz besonderen gemeinsamen Abend nimmst?«
    Bei dem Wort »lieben« musste ich lachen, was einen anderen Schüler sagen ließ: »Hört ihr ihn lachen? Lach du nur, Motherfucker.«
    »Leute«, sagte Ms. Leslie, »wir können nicht weiterreden, wenn ihr eure Sprache nicht mäßigt.«
    »Wir sind ein Haufen Siebzehn- und Achtzehnjähriger«, sagte ich. »Wie sollen wir verstehen, was Liebe ist?«
    »Du warst noch nie verliebt, sonst wüsstest du’s.«
    »In echt jetzt. Er war noch nie verliebt, denn wer würde sich schon in diesen Spinner verlieben. Blöder Streber.«
    »Na schön. Wenn ihr unbedingt gehässig sein wollt, dann sage ich, dass keiner von euch überhaupt weiß, was das Wort Liebe bedeutet, denn ihr seid ihr nie nähergekommen als in einer kitschigen Imitation von Liebe, wie ihr sie aus irgendwelchen grässlichen Kinofilmen und Fernsehserien kennt, die ihr euch anseht. Das ist alles –«
    »Aber vermutlich weißt du, was Liebe ist, nicht wahr?«, fragte Sweeney.
    [326]  »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Du hast es nicht gesagt, aber den Eindruck vermittelt, dass du glaubst, niemand auf dieser Schule kann jemanden lieben außer dir, weil du über allen anderen stehst.«
    »Das ist nicht wahr. Und warum reden wir im Zusammenhang mit dem Ball eigentlich über Liebe ? Der Abschlussball ist das Gegenteil von Liebe. Er ist nichts weiter als ein ausgefeiltes Sexritual. Er ist nur ein… Er ist eine Art aufwendigeres Vorspiel. Ein Abschlussball leistet der Promiskuität Vorschub.«
    »Was ist Promiskuität?«
    »Sex haben.«
    »Nein«, sagte ich. »Das bedeutet es nicht.«
    Es folgte eine lebhafte Debatte, in der meine Mitschüler einander erklärten, was »promisk« hieß. Ein Junge in der hinteren Ecke, der die Angewohnheit hatte, auf seinem Stuhl nach hinten zu kippeln (er war schon zweimal rückwärts umgefallen), sagte: »Promisk heißt, es ist richtig guter Sex.«
    »In Ordnung«, sagte Ms. Leslie. »Das hört sich an, als hätte er den Ball absagen lassen, weil er auf die Welt sauer ist. Fall abgeschlossen. Jetzt müssen wir wirklich weitermachen.«
    »Das ist nicht ganz zutreffend«, sagte ich.
    »Aber das hast du doch gerade gesagt!«
    »Darf ich etwas hinzufügen?«
    »Einverstanden, aber dann müssen wir fortfahren.«
    »Den Ball abzusagen war als ultimatives ›Fuck you‹ für euch gedacht, und –«
    »Warum willst du Fuck you zu uns sagen, du Saboteur?«
    [327]  »Dazu wollte ich gerade kommen, wenn ich mal einen Satz beenden dürfte. Die guten alten Zeiten sind Geschichte, und zwar wegen euch. Das ist mein Hauptproblem mit euch.«
    »Was soll das heißen?«
    »Früher hatten die Leute Klasse. Jetzt legt jeder nur noch Wert darauf, cool zu sein. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ihr glaubt, freundlich zu sein, ginge auf Kosten der Coolness. Es gibt keine Freundlichkeit, es gibt keine Höflichkeit, es gibt keine Anständigkeit, und ich bin es leid. Und deshalb –«
    »Aha, dafür zu sorgen, dass der Ball abgesagt wird, ist das nett und höflich ?«, fragte Sweeney. »Ich schwör’s, du steckst voller Scheiße, Weinbach.«
    »In den letzten vier Jahren war ich zu euch allen immer nur nett und höflich und musste erleben, dass ihr darauf nicht gut ansprecht. Also, stimmt, du hast Recht. Das war nicht nett von mir. Es tut mir nur partiell leid.«
    »Aber ganz oft«, entgegnete

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