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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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Textkritik nicht beteiligen.«
    »Aber du solltest erst reden, wenn die Kritik vorbei ist«, sagte Lauren.
    »Die Kritik ist vorbei«, sagte Slim. »Alle sind jetzt still und geben James Gelegenheit zu antworten.«
    [140]  10 . 14   »Danke. Und Dank an alle für eine gründliche, wenn auch irgendwie fehlgeleitete Kritik. Ich muss wohl einige Dinge klarstellen. Malik, du hast völlig Recht. Was die Leute in ihren Schlafzimmern treiben, ist mir egal. Sorgen macht mir nur, dass das Schlafzimmer seine Wände gesprengt hat und sich in alle anderen Zimmer ausbreitet. Damit meine ich, es kommt mir so vor, als würde alles immer sexyer und dümmlicher, und als Folge davon verlieren die Leute ihr Denkvermögen. Oder wenn sie denken können, sind sie nur das, was Orwell Gutdenker genannt hätte. Ich habe nicht behauptet, Geschlechtsverkehr sei grundsätzlich schlecht. Slim, es ist ein Manko, wenn man in seinen Texten etwas zeigt und nicht erzählt. «
    Er lächelte. Ich fuhr fort, bemüht, die drei oder vier mich finster anblickenden Schüler nicht zu beachten.
    »Unsere Diskussion begann vorhin mit Chloes Aussage, sie finde Woolworth überkritisch, und dem stimme ich zu. Das ist sein tragischer Mangel. Ist jemandem aufgefallen, dass er kein glücklicher Mensch ist? Offenbar besteht das Leben für ihn nur aus Leid und Enttäuschung. Ich habe versucht zu zeigen, dass zwar einige von Woolworths Ideen zutreffen mögen, er aber nicht unbedingt Recht hat. Anscheinend ist mir das nicht gelungen.
    Jedenfalls wird es euch freuen zu hören, dass Woolworth am Ende allein ist. Und wäre dieser Auszug fünf Seiten länger, hättet ihr einen kurzen Eindruck davon bekommen, wie einsam er wirklich ist, denn schon in der nächsten Szene lasse ich Woolworth nach Hause gehen, wo er und seine Oma einander den Blutdruck messen. Was für Woolworth ein typischer Freitagabend ist. Also ja, er ist [141]  überkritisch, aber er ist auch allein, während all die Leute, die er kritisiert, einander haben, und all diese Leute können ihre Krankheit sogar gemeinsam genießen. Und darum dachte ich, das würde es wieder ausgleichen. Also wirklich, ich lasse ihn aus der Kirche werfen, weil er überkritisch ist. Nicht einmal die Kirche will den Typ haben.« Ich hielt inne und sah Chloe in die Augen. » Niemand will den Typ haben.« Ihre Lippen zitterten, als sie wegsah.
    »Was ich noch ansprechen wollte, ist die Krankheit. Wie gesagt, es ist keine Geschlechtskrankheit. Später im Roman erfahren wir – was eine überraschende Wendung in der Handlung ist, doch vermutlich hat niemand etwas dagegen, wenn ich sie vorab verrate –, erfahren wir, dass diese Krankheit tatsächlich von der Regierung in Umlauf gebracht wurde, oder, genauer gesagt, von einer Firma, die insgeheim die Regierung kontrolliert. Also –«
    »Was quatschst du da eigentlich?«, unterbrach mich Braxton, doch ich beachtete ihn nicht.
    »Arthur Mabus, der CEO dieses Unternehmens, glaubt, Profite könne man am besten vermehren, wenn man dafür sorgt, dass die übrige Bevölkerung ihr Denkvermögen verliert, weil sie sich so leichter kontrollieren ließe und sie nicht merkt, dass er sich ihr ganzes Geld unter den Nagel reißt. Und damit die Menschen ihr Denkvermögen verlieren… Da kommt die Krankheit ins Spiel. Die Krankheit wird übrigens durch Radiowellen verbreitet. Sie ist in einen blöden Rapsong eingebettet, und wenn man den Song bis zum Ende anhört, bekommt man diese Krankheit, und weil dieses riesige Unternehmen sämtliche Radiostationen und Fernsehsender kontrolliert, wird der Song problemlos zum [142]  Hit, weil man ihm nicht entkommen kann. Alle finden den Song phantastisch, außer Woolworth. Er weigert sich, ihn zu hören, deshalb ist er der einzige Gesunde.
    Ich bin fast fertig. Slim, mir hat Ihr Vorschlag gefallen, dass Woolworth eine bessere Motivation braucht, um diese Leute retten zu wollen, und mir kam eine Idee. Wie wäre es, wenn ich eine Figur hinzufügte? Es könnte eine Frau sein, für die er etwas empfindet, weil sie so einzigartig und klug und ideal für ihn ist, doch dann infiziert sie sich mit der Krankheit. Dann stünde für ihn etwas Persönliches auf dem Spiel.«
    »Das ist gar nicht schlecht«, sagte Slim.
    Chloes zarte, katzenhafte Gesichtszüge wirkten auf einmal bedrückt und kraftlos.
    »Und schließlich, nur für den Fall, dass ihr Woolworth immer noch nicht mögt, schenkt ihr ihm vielleicht euer Mitgefühl, wenn ihr die letzte überraschende Wendung

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