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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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Perspektive komplett in Luft aufgelöst. Ständig musste ich an meinen Spring Break denken, verglichen mit dem Spring Break der anderen. Ich spürte, wie ein schrecklicher Wutanfall aus mir herausbrechen wollte. In meinem ganzen Leben war ich noch nie so zornig gewesen. Und Chloe hatte damit angefangen; sie hatte die Textkritik in die falsche Richtung gelenkt. Sollen doch alle zur Hölle fahren!, dachte ich. Ich beschloss, wieder zur Asexualität zurückzukehren.
    Ganz plötzlich wusste ich genau, was als Nächstes [149]  passieren sollte, was ich machen musste. Ich stand auf und ging rasch und energisch in Richtung einer schlechten Idee.
    10 . 22   Mit zitternden Fingern öffnete ich meinen Spind und hoffte, diese Nervosität würde bald ein Ende haben. Ich entledigte mich des Notizbuchs und des Hefters und bemerkte, dass Tyler auf die Bücher auf seinem Regalbrett zwei Karten für den Abschlussball gelegt hatte. Im unteren Bereich des Spinds, genau, wo ich ihn zurückgelassen hatte, war der Wodka.
    Ich versteckte mich hinter der Spindtür, damit die Kameras nicht erfassten, was ich machte. Ich hob die Flasche hoch, vergewisserte mich, dass der Deckel fest zugeschraubt war, und steckte sie in meine innere Jacketttasche.
    Dann eilte ich Richtung Jungsklo. Mir fielen die Kameras ein und welchen Eindruck jemand gewönne, der die Monitore beobachtete, deshalb ging ich langsamer. Der einzige andere Mensch, der mir begegnete, war ein Junge mit Irokesenfrisur und Lederjacke, der gerade aus der Toilette gekommen war. Ich beschloss, mich wie üblich zu benehmen, senkte also leicht den Kopf und sagte: »Guten Morgen.« Der Junge, der nach Zigarettenqualm stank, sah mich an und sagte kein Wort, was mich in der Auffassung bestätigte, das Richtige zu tun. Ich bekam zu keinem von ihnen Kontakt, egal wie, also konnte ich mich genauso gut abkoppeln.
    10 . 23   Weil ich mich nicht in mir selbst verkriechen konnte, wollte ich stattdessen in die Flasche kriechen. Ich hockte mich hin und sah in den Kabinen keine Füße. Ich wählte dieselbe Kabine wie in der letzten Stunde, verriegelte die [150]  Tür und zog den Dark Eyes heraus. Meine Hände zitterten, als ich den Deckel abschraubte und am Wodka roch, um meine Zunge auf das kommende Leid vorzubereiten.
    »Gemeinsam im Himmel«, flüsterte ich. Während ich die Flasche hob, dachte ich an einen Jungen, der Elliot Pearson hieß. Als ich die zehnte und Elliot die zwölfte Klasse besuchte, saßen wir zusammen beim Mittagessen. Elliot war ein freundlicher, nachdenklicher und intelligenter Mensch. Solange er Osborne besuchte, war er militant gegen Trinken und Drogen. Nachdem er ein Vollstipendium auf der Universität Kentucky bekommen hatte, starb er in seinem ersten Studienjahr an Alkoholvergiftung.
    Mit der Flasche an den Lippen erwog ich, doch nichts zu trinken.
    Doch ich konnte nicht mehr kämpfen.
    Ich nahm ein Schlückchen, kaum mehr als ein Nippen, und es brannte auf meiner Zunge, dann in meiner Kehle. Das scheußliche Gefühl führte bei mir zu einem Hustenanfall, der mit der Pausenklingel zusammenfiel. Ich wusste, ich musste mehr trinken, und zwar schnell, wenn mir das hier irgendwas bringen sollte.
    Ich hörte, wie die Tür aufschwang, was seltsam war, da es erst fünf Sekunden zuvor geklingelt hatte. Wer da gekommen war, musste es eilig haben. Doch dann hörte ich seine schwerfälligen Schritte. Unterdessen hustete ich immer noch. Ich beugte mich nach unten und sah ein großes Paar weißer Reeboks in meine Richtung kommen.
    Dann klopfte es an meiner Kabinentür.
    »Besetzt«, sagte ich. Von Panik erfasst, steckte ich die Flasche wieder in mein Jackett.
    [151]  »Komm da raus«, sagte eine tiefe, grimmige Erwachsenenstimme.
    »Äh… ich entleere gerade meinen Darm.«
    »Das glaube ich nicht, aber es macht nichts. Ich warte.«
    »Kann ich irgendetwas für Sie tun?« Ich hielt eine verschwitzte Handfläche an meinen Brustkorb und fragte mich, ob mein Herz wirklich so schnell schlagen konnte. (Das tat es.)
    »Beeil dich und beende dein Geschäft.«
    In diesem Moment wurde mir klar, dass es ein Fehler gewesen war zu behaupten, ich sei mit der Darmentleerung beschäftigt. »Das kann ich nicht, wenn Sie dastehen. Ich bin schüchtern.«
    »Pech gehabt.«
    Ich seufzte laut und schwer. »Ich bin körperlich nicht in der Lage, das unter diesen Bedingungen zu tun, also verschiebe ich es auf ein anderes Mal.«
    »Wie du willst. Und jetzt komm da raus.«
    Um das Geräusch zu

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