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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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Braxton Lauren etwas zuflüsterte, woraufhin die laut kicherte, was die Textkritik stocken ließ.
    »Verzeihung«, sagte sie.
    »Braxton?«, sagte Slim.
    »Was steht an?«
    »Was haben Sie über James’ Text zu sagen?«
    Braxton blätterte die Seiten durch. »Mir hat gefallen, wie [131]  er auf Seite zwölf das Wort Cockpit benutzt hat. Das ist ein gutes Wort.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass Sie es nicht gelesen haben?«
    »Stimmt. Mein Fehler.«
    »Leute, ihr vergeudet euer Leben«, sagte Slim.
    »Es war echt schwer, während der Ferien Sachen zu lesen«, sagte Braxton.
    »Hören Sie, in diesem Text passiert eine Menge, und er hat es verdient, dass man darüber spricht«, sagte Slim. » Ich habe ihn gelesen, fand ihn großartig und bin ganz Dannons Meinung. Woolworth ist wirklich eine interessante Figur. Man weiß nicht, soll man ihn lieben oder hassen, so ähnlich wie er nicht weiß, ob er seine Mitmenschen lieben oder hassen soll. Er will sich partout nicht ändern, was ich in seinem Fall bewundere, und das erinnert mich daran, dass es für den Wandel einer Figur in einem literarischen Text doch eine Alternative zu Entwicklung oder Veränderung gibt. Wenn eine Figur keine Entwicklung durchmacht, kann sie eventuell die Entwicklung von Personen in ihrem Umfeld beeinflussen. Und darum bemüht sich Woolworth.
    Was Vorschläge angeht, ließ mich etwas in James’ Zusammenfassung ratlos zurück. Woolworth will all den von dieser Krankheit befallenen Leuten helfen – so versucht er, eine Veränderung herbeizuführen –, aber ich fragte mich am Ende nach dem Grund. Was motiviert ihn, diesen Leuten helfen zu wollen, die er so sehr hasst? Davon abgesehen – Dannon, hatten Sie irgendwelche Vorschläge?«
    »Eigentlich nicht«, sagte Dannon. »Ich weiß ehrlich nicht, wie ich den Text verbessern würde.«
    [132]  Guter Junge, dachte ich.
    »Vorschläge von anderen?«
    Wir alle, mich eingeschlossen, hielten uns normalerweise an dieser Stelle zurück. Es folgte das nächste Schweigen, gefolgt von Papiergeraschel. Manche Schüler klappten meinen Romanauszug schon zu, bereit, ihn mir zurückzugeben. Ich traute meinen Ohren nicht, als schließlich jemand etwas sagte, und zwar die Person neben mir.
    10 . 08   »Manchmal kommt die Figur Woolworth ein wenig überkritisch rüber«, sagte Chloe. Bestimmt wurde mein Pulsschlag sofort dreimal schneller.
    »Was würden Sie denn vorschlagen?«
    Ihre Antwort erfolgte ohne die bei ihr üblichen Pausen, Neuanfänge und Abschweifungen. »Ich würde vorschlagen, dass James in Erwägung zieht abzumildern, wie Woolworth über alle urteilt, weil einige Leser sich mit einer so borniert handelnden Figur vielleicht nicht identifizieren können.«
    »Genau dasselbe dachte ich auch«, trat Haley nach.
    »Ich wollte nichts sagen«, sagte Lauren, »aber genau das ging mir durch den Kopf, was Chloe gerade gesagt hat. Er scheint die Leute von oben herab zu betrachten oder sowas.«
    Am liebsten hätte ich eingeworfen, dass Woolworth nur auf diejenigen herabsah, die es nicht anders verdient hatten, doch man musste sich an die Etikette halten.
    »Woolworth ist…«, fuhr Lauren fort. »Er ist irgendwie… Mir fällt das richtige Wort nicht ein.«
    »Kleinlich?«, sagte Kirstie.
    [133]  »Nein.«
    »Gehässig?«, sagte Haley.
    »Fast, aber nicht ganz.«
    »Prüde?«, schlug ich vor.
    »Nein. Also, versteht mich nicht falsch. Wahrscheinlich wäre ich in der Kirche genauso, wenn jemand das machen würde, aber…«
    »Lauren, können Sie mir ein Beispiel nennen, wie Woolworth auf Menschen herabsieht?«
    Ha! Slim brachte sie in die Defensive. Aber bei Gott, sie hatte sofort eine Antwort parat.
    »Klar. Gleich auf Seite drei heißt es im mittleren Absatz, Woolworth glaube, eins der größten Probleme der Welt sei, dass es so viele Menschen gäbe, die keine Ahnung hätten, wie dumm sie seien, und wenn die Leute nur wüssten, wie dumm sie wirklich seien, wären sie völlig entsetzt.«
    »Ich weiß, dass ich erst am Schluss reden sollte«, sagte ich, »aber ich fühle mich verpflichtet, darauf hinzuweisen, nur weil meine Figur eine Meinung hat, bedeutet noch lange nicht, dass ich dieser Meinung bin. Mit manchem, was meine Figuren sagen, bin ich einverstanden, aber nicht mit allem. «
    »Na klar«, sagte Lauren und nickte. »Das ist mir völlig klar, und glaub nicht, dass ich sagen will – versteh mich nicht falsch. Ich rede von der Figur im Buch. Nicht von dir.«
    »Allerdings«, sagte meine spezielle

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