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Ich geh jetzt in dein Karma rein

Ich geh jetzt in dein Karma rein

Titel: Ich geh jetzt in dein Karma rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Wagner
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Das Leben ist kein Ponyhof – für keinen von uns. Ich weiß, wovon ich spreche.
    Nicht normal sind allerdings die positiven Prognosen, die Ratsuchende meist bekommen, wenn sie regelmäßig einen Berater kontaktieren. Und hochgradig bedenklich sind solche Berater-Kunden-Beziehungen, die darauf hinauslaufen, dass der Kunde keine eigenen Entscheidungen mehr ohne einen Blick in die Zukunft treffen kann. Kartenleger verunsichern ihre Kunden teilweise extrem, indem sie ihnen suggerieren, Fehler bei ihren Entscheidungen zu machen, die negativen Einfluss auf die Zukunft haben. Gerne verkaufen spirituelle Lebensberater auch Rituale und fordern den Anrufer auf, bestimmte sogenannte Affirmationen bis zu fünfzig Mal (!) am Tag aufzusagen – eine Gehirnwäsche der Extraklasse. Anfangs fühlen sich die Kunden wohl und schreiben blumige Bewertungen, in denen sie den Berater wie ein überirdisches Wesen feiern, wie etwa in dieser:
    Mein liebster Engel auf Erden! Danke, danke, danke und noch mal tausend Danke für dich!!! Du bist einfach nur unglaublich, inspirierend und voller Energie. Immer wenn ich mit Dir spreche, glaube ich, dass ich alles schaffen kann! Ich bleibe Dir auf immer treu, denn Du bist die beste Beraterin der Welt und ich verspreche Dir: Ich halte durch – nicht zuletzt nur wegen Dir ♥
    In ihrer Euphorie versäumen es die Anrufer, die oft unrealistischen Prognosen zu hinterfragen, lassen sich auf jede Menge unsinnige Rituale ein und können bald keine eigenständigen Entscheidungen mehr ohne ihren Kartenleger treffen. Schnell geraten sie in eine Spirale, aus der sie ohne Hilfe nicht mehr herauskommen. Esoterik bestimmt von morgens bis abends ihren Tagesablauf. Sie entwickeln eine buchstäbliche Sucht nach dem Endorphin-Kick, den die positiven Prognosen auslösen, die sie sich bei unterschiedlichen Beratern jederzeit abholen können. Um ihr Bedürfnis zu befriedigen, schauen sie nach immer spektakuläreren Formen der Hellsicht und gleiten Stück für Stück tiefer und tiefer ab in eine Parallelwelt, die sie sich mit allen Mitteln schönreden.
    Natürlich gibt es aber auch viele verantwortungsvolle Berater, auf die die vorherigen Aussagen nicht zutreffen, und durchaus auch viele realistische Anrufer, die ihr Limit kennen. Das Kartenlegen muss keineswegs ein böser fauler Zauber sein, das möchte ich abschließend betonen.

♈ ☿ 15. Kapitel ♊ ♋
Willkommen in Absurdistan
    »Das Leben ist ein Irrenhaus, und wir bei der Astro-Hotline sitzen in der Zentrale« – vermutlich habe nicht nur ich das unzählige Male schon gedacht, sondern auch Sie beim Lesen dieses Buches. Und ich gebe Ihnen hier noch ein paar weitere Gründe dafür.
    Die meisten Anrufer erwarteten eine 24-stündige Erreichbarkeit. War ich im Offline-Modus, klingelte alsbald mein Handy, und eine nette Mitarbeiterin vom Support-Team meldete sich.
    Support-Team: »Hallo Frau Wagner, hier ist Frau Schnieder vom Astro-Support-Team. Der Kunde Hutzelputz möchte von ihnen umgehend zurückgerufen werden.«
    Ich: »Hallo Frau Schnieder, das ist wundervoll, aber ich befinde mich gerade auf meiner weltlichen Arbeit und kann den Kunden Hutzelputz nicht umgehend zurückrufen. Er müsste sich schon bis heute Abend gedulden.«
    Support-Team: »Das ist sehr schade, Frau Wagner. Ich werde es dem Kunden so ausrichten und ihm außerdem noch einen anderen Berater vorschlagen.«
    Ich: »Tun Sie das. Vielen Dank für den Anruf.«
    Ich verabschiedete mich nicht mit »Auf Wiederhören«, es bestand durchaus die Gefahr, dass Frau Schnieder dies wörtlich genommen hätte.
    Und glauben Sie nicht, der Kunde Hutzelputz hätte auf einen anderen Lebensberater zurückgegriffen. Kaum hatte ich mich am Abend eingeloggt, klingelte mein Telefon, und das Kundenfenster von Hutzelputz öffnete sich.
    Ich: »Guten Abend. Hier spricht Bianca.«
    Hutzelputz: »Na endlich, wurde auch langsam Zeit. Guten Abend.«
    Ich: »Äh … Was wurde genau Zeit?«
    Hutzelputz: »Ich habe den ganzen Tag ständig dein Profil angeklickt, und du warst nicht erreichbar. Außerdem ist mir aufgefallen, dass du in den letzten Tagen nur 14 Beratungsgespräche geführt hast.«
    Aha, ein Stalker. Ein ziemlich dreister noch dazu.
    Ich: »Schön, dass du mich so genau beobachtest. Wo liegt denn das Problem?«
    Hutzelputz: »Du willst wissen, wo das Problem liegt? Ich probiere schon seit mehreren Tagen dich zu erreichen, und nie bist du da. So was kann man doch nicht Kundenservice nennen! Das ist das

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