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Ich geh jetzt in dein Karma rein

Ich geh jetzt in dein Karma rein

Titel: Ich geh jetzt in dein Karma rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Wagner
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Problem!«
    Erst hatte mich Hutzelputz während der Arbeit anrufen lassen, dann stalkte er mich, stellte sich am Telefon nicht einmal mit seinem Namen vor, und jetzt machte er mir auch noch Vorhaltungen? Irgendetwas lief hier völlig falsch.
    Ich: »Lieber Hutzelputz, ich fühle mich durchaus geschmeichelt, dass du so großen Wert auf eine Lebensberatung bei mir legst, aber ich möchte dich darauf aufmerksam machen, dass dir, wenn ich nicht erreichbar bin, mindestens tausend andere Berater zur Auswahl stehen.«
    Hutzelputz: »Das ist doch keine Rechtfertigung für deine Nicht-Erreichbarkeit. Und außerdem heiße ich nicht Hutzelputz. Ich bin der Hans-Georg.«
    Ich: »Hans-Georg, ich übe meine Beratertätigkeit selbstständig aus, sodass ich flexible Arbeitszeiten habe, die keiner Weisung unterliegen. Das bedeutet im Klartext, ich kann so oft oder so selten erreichbar sein, wie es mir beliebt. Sollte ich nicht da sein, dann greife bitte auf einen anderen Berater zurück.«
    Hutzelputz: »Ich wollte aber speziell mit dir reden …«
    Ich: »Das tust du gerade. Also, schieß los, was kann ich für dich tun?«
    Die Kundenbetreuung war montags bis sonntags bis 24 Uhr erreichbar. Ab dann waren die Kunden sich bis zum nächsten Morgen selbst überlassen. Ich war froh darüber, denn so war ich vor nächtlichen Anrufen vom Kundenservice geschützt. Nachts wurden viele Ratsuchende nämlich erst richtig munter. Wenn ich morgens meine E-Mails checkte, hatte ich durchschnittlich 15 Rückrufbitten aus der Zeit von 24 Uhr bis 6 Uhr morgens. Und das trotz Offline-Modus! Was sich wohl die Kunden dabei dachten? Es ist nachts, und die Beraterin Bianca Wagner ist nicht erreichbar – was könnte das bedeuten? Sie schläft? Bingo! Doch darauf kam längst nicht jeder Kunde. Die durchschnittlich 15 Anrufer schienen zu glauben, dass wir Berater auf dem fernen Stern Esoterika lebten und keinen Schlaf benötigten. Dass sie sich spontan um 3 Uhr nachts dazu entscheiden, aus Jux und Dollerei Karten zu legen. Leider musste ich diese Leute enttäuschen. Wir Berater müssen gelegentlich sogar aufs Klo.
    Neben den Stalkern existierten auch die sogenannten »Daily Caller«. Das waren Kunden, die täglich anriefen, um jedes Mal die gleichen Fragen zu stellen. Bei »Daily Callern« handelte es sich zumeist um sehr verunsicherte und ängstliche Personen. Hier galt es Haltung zu bewahren und sich in Geduld zu üben. Sie denken bestimmt, es wäre leicht verdientes Geld, ständig die gleichen Antworten herunterzuleiern. Möglich. Spätestens nach dem zehnten Tag in Folge beginnen Sie sich allerdings zu fragen, wer hier eigentlich verrückt ist – der Anrufer oder gar Sie.
    Eines Tages erhielt ich einen besonderen Anruf. Ich hob ab und vernahm ein Knacken in der Leitung.
    Ich: »Hallo?«
    Nichts.
    Ich: »Hallo, ist da jemand?«
    Anrufer: »Hallo Bianca, Heike ist am Telefon.«
    Die Stimme der Anruferin war nur ein leises Flüstern in meinem Ohr.
    Ich: »Hallo Heike, ich höre dich nur ganz leise.«
    Anrufer: »Ich kann leider nicht lauter sprechen.«
    Ich: »Okay.«
    Anrufer: »Ich stecke in einer sehr komplizierten Situation. Im Moment befinde ich mich in der geschlossenen Psychiatrie, und meine Mutter und mein Bruder ebenfalls, aber in einer anderen Klinik.«
    Wie in Gottes Namen hat sie es geschafft, bei einer Astro-Hotline anzurufen?
    Ich: »Entschuldige, wie kannst du mich dann anrufen? Darf man das denn?«
    Anrufer: »Nein, das dürfen wir nicht, und es würde von dem Telefon der Abteilung auch nicht gehen, weil es keine Tastatur hat, mit der man akustische Signale erzeugen kann.«
    Ich: »Und womit telefonierst du jetzt gerade?«
    Anrufer: »Mein Vater hat mir geholfen, ein Handy einzuschmuggeln, aber ich darf mich damit nicht erwischen lassen.«
    Ich war baff.
    Ich: »Ach so. Okay. Was kann ich für dich tun?«
    Anrufer: »Ich wollte nur nachfragen, ob es in unserer Familie irgendwann mal besser wird und wir alle eines Tages aus der Psychiatrie herauskommen.«
    Jetzt musste ich tief durchatmen. Heike und ihr Schicksal berührten mich. Ich legte für sie und ihre Familie ein Kartenbild. Sie, ihre Eltern und Geschwister litten offensichtlich an starken Depressionen. Doch ich konnte ein Licht am Ende des Tunnels für Heike und ihre Familie erkennen. Sie hatten zwar alle noch intensive Therapien vor sich, aber am Ende würden sie ihre Krankheit mithilfe von Medikamenten in den Griff bekommen. Ich führte ein sehr angenehmes Gespräch mit Heike, und

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