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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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genommen hat, nur um sich wieder einmal mit mir zu prügeln. Ich werde den Ball so verdreschen, bis der WILSON-Schriftzug nicht mehr zu erkennen ist! Ich bring seine Nähte zum Platzen. Dieses kleine Stück Leder wird den Tag verfluchen, an dem es zu einem Football zusammengenäht und kein Mantel oder ein Paar Schuhe wurde. (Womöglich handelt es sich gar nicht um Leder, sondern um Kunstleder oder so.)
    Nachdem ich den doofen Ball ungefähr zehn Minuten lang hypnotisierend angestarrt hab und schon ganz wirr im Kopf bin, wird mir plötzlich bewusst, dass ich schon die ganze Zeit total verpeilt hier rumstehe und zehn Minuten lang einen Football angeglotzt habe. Also mache ich einen ersten entschlossenen Schritt und der zweite Schritt ist sogar noch viel besser als der erste. Ich bringe meinen Fuß knapp vor dem Ball in Position. Ich ziehe meinen Fuß nach hinten, als wäre ich der größte und mächtigste Ninja-Kämpfer aller Zeiten. Ich schließe meine Augen und schwinge mein Bein mit ganzer Kraft nach vorne. Und dann spüre ich, wie mein Fuß hart gegen etwas prallt, das sich nicht im Geringsten wie Kunstleder anfühlt, und ich höre das Knirschen und Reißen von Isolierband. Ich öffne die Augen und sehe, wie meine Holder-Konstruktion in tausend Einzelteilen durch die Luft fliegt. Sie fliegen etwa fünf Yard weit und landen dann krachend in einem Haufen auf dem Boden. Der Ball liegt immer noch gänzlich unberührt da. Uups. Wahrscheinlich hätte ich die Augen besser auflassen sollen.
    Ich sollte den ganzen Schrott einpacken und ins Freibad gehen, aber das sähe sogar für meine Verhältnisse ziemlich losermäßig aus. Also klebe ich das Ding wieder zusammen und richte es auf. Dieses Mal behalte ich die Augen offen und kicke den Ball zehn Yard weit, und zwar genau nach links. Ein unsichtbarer Schiedsrichter lacht sich über mich kaputt und signalisiert mir mit Handzeichen: » Das war absolut gar nichts.« Aach, das ist doch alles sinnlos! Ich geh jetzt ins Freibad. Doch gerade, als ich meine Bälle einpacke, höre ich die Stimme meiner Mutter (sie läuft mir nicht hinterher oder so, ich höre sie nur in meinem Kopf – ähnlich wie den unsichtbaren Schiedsrichter). » Carter, man bekommt im Leben nichts geschenkt!«, so sagt sie immer. » Schwierigkeiten sind nichts anderes als gut getarnte Chancen.«
    Der nächste Ball schafft es wieder zehn Yard weit, aber dieses Mal geradeaus. Und geradeaus ist gut! Der unsichtbare Schiedsrichter reißt die Arme nach oben und brüllt: » Der war gut!« Zwar nicht weit genug, um richtig gut zu sein, aber immerhin war es ein Anfang. Und mit jedem Kick fliegt der Ball ein bisschen weiter als beim letzten Mal. Ich schaffe natürlich noch keine 50 Yard. Ich glaube, es sind noch nicht einmal zwanzig. Um ganz ehrlich zu sein, weiß ich überhaupt gar nicht, wie weit ein Yard eigentlich ist, aber wenn ich jeden Tag ein wenig übe, dann schaff ich bald locker 50.

Mega-Ärger!
    Für die Freshmen, also das ganze Frischfleisch an der Highschool, beginnt heute das Football-Training. Die älteren Jungs haben bereits den ganzen Sommer über trainiert, weshalb wir einiges aufzuholen haben. Die Trainer zeigen uns, wie man die Gewichte richtig stemmt, aber ich habe keinerlei Hilfe nötig. Mein Dad und ich waren bereits fünf Mal zum Training im Fitnesszentrum der Gemeinde und ich hab ungefähr eine Million Werbespots vom Bally-Fitnessstudio im Fernsehen gesehen. Diese Mädels sind echt scharf und echt stark und sie trainieren NICHT in der Sporthalle der Merrian High. Bei uns gibt es allenfalls das ein oder andere Mädchen, das Softball spielt.
    Wir sollen uns auf nur zwei Körperteile pro Tag konzentrieren und » sanft« anfangen, damit wir uns nicht verletzen oder gleich total ausgelaugt sind, aber ich will mich auspowern! Wenn ich erst sanft anfange, dann werde ich nie Muskeln kriegen. Und daher mache ich alle Übungen auf ein Mal… und zwar heute! Denn wenn man MEGASTARK werden will, muss man schon etwas dafür tun! Dieser große, mies dreinblickende Typ von der Hawkus Middle School, der mich im Pizza Barn die ganze Zeit angestiert hat, stemmt die richtig schweren Gewichte wie die älteren Typen, doch der Rest von uns Freshmen begnügt sich mit den Stangen, höchstens noch bestückt mit den allerwinzigsten Gewichten. Wir sehen so verdammt schwach aus.
    » Wir werden nicht weit kommen, wenn wir nur die Stange heben, Alter«, versuche ich, EJ zu erklären, der seine Zweifel zu haben scheint. »

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