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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Disziplin!«, und dann lässt er uns bis zum Erbrechen laufen. Deshalb bleibt den Jungs nichts anderes übrig, als den Gestank auszuhalten und mit zusammengebissenen Zähnen zu zischen: » Wer zum…? Aaaah!!! Wie übel!« Ich hätte nie gedacht, dass ich mich jemals aufs Training freuen würde, aber es ist so.

Kindergarten
    Manchmal kann ich nicht schlafen. Ich kann den Motor einfach nicht runterfahren. Die Bilder drehen sich im Kreis. Der Trick ist, ein paar Mal tief durchzuatmen, das Gehirn freizukriegen und sich auf eine Sache zu konzentrieren. Mädchen in Bikinis wirken meistens, doch heute Abend hilft nicht mal das. Ich werde mich hüten, es mit nackten Mädchen zu versuchen. Ich würde mich sicher konzentrieren, aber garantiert nicht schlafen.
    Manchmal liege ich stundenlang wach und starre an die Decke, die aussieht wie Hüttenkäse, von einem Bett aus, das mir eindeutig zu klein geworden ist. Meine Füße hängen unten einen halben Meter raus. Ich passe nirgends mehr rein.
    Ich habe vorhin über Frisuren nachgedacht und über einen Witz über Gnome, den Abby mir vor dem Kino erzählt hat. Dann habe ich eine Weile überlegt, warum Andre mich nicht leiden kann. Ich schmettere meinen Kopf ein paar Mal ins Kissen, und jetzt konzentriere ich mich auf das, was der Coach mir bei unserem ersten Spiel gesagt hat. Dass mein Leben an mir vorbeizieht, weil ich immer träume. Ich wünschte, ich würde gerade in diesem Moment träumen. Ich glaube, die meiste Zeit schaffe ich es recht gut, die Tatsache zu verbergen, dass ich überhaupt nichts mitkrieg. Ich gebe mir wirklich richtig Mühe, aber manchmal vergess ich einfach für eine Sekunde, mir Mühe zu geben, und alles fliegt auf.
    Ich bin jetzt schon fast einen Monat auf der Highschool, und alles ist ganz anders, als ich gedacht hatte. Das Leben geht einfach weiter. Und ich hatte erwartet, dass es in meinem Kopf klick machen würde und plötzlich würde alles einen Sinn ergeben. Aber bis jetzt nichts dergleichen! Ich bin immer noch derselbe dumme, ängstliche Junge, der ich immer war. Ich fühle mich wie an meinem ersten Tag im Kindergarten. Irgendwie haben alle anderen Kinder immer genau über alles Bescheid gewusst, auch darüber, warum wir uns fünfzehn Mal am Tag die Hände waschen mussten… und was ist eigentlich aus dem guten alten Pausenbrot geworden? Ich komm nicht hinterher mit meinen Büchern und mit den Hausaufgaben, egal wie viel ich schreibe. Alle anderen scheinen klarzukommen, nur ich bin total hilflos, renne einfach nur den anderen hinterher und bete, dass niemand mitkriegt, dass ich überhaupt keine Ahnung habe.
    Ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken, wie ich in allem besser werden kann– und zwar morgen. Ich muss mich besser konzentrieren. Ich brauche vor allen Dingen Schlaf! Wenn ich mehr schlafen würde, wäre ich besser. Ich wünschte, wir könnten in der Schule auch hin und wieder ein Nickerchen machen.
    Ich habe nicht das Gefühl, dass ich reifer werde und gebildeter. Kann es sein, dass sie mich zurück auf die Junior High schicken, wenn sie rauskriegen, wie kindisch ich noch bin? Können sie das wirklich tun? Und wer sind eigentlich » sie«? Würde Abby noch mit einem Typen ausgehen, der in die Achte zurückgestuft worden ist?
    Die anderen aus meiner Schule scheinen alle zu wissen, wo sie hingehören. Selbst wenn sie Idioten sind, scheinen sie damit klarzukommen. Sie kleiden sich entsprechend und benehmen sich so. Wenn ich ein Idiot wäre, wäre mir das auch recht. Wenn einer eine Sportskanone ist, dann denkt und redet er von nichts anderem als Sport. Ich mach zwar Sport, aber ich glaub nicht, dass ich eine Sportskanone bin. Typen wie Nick Brock sind Sportskanonen, wie also könnte ich eine sein? Ein Mädchen hat mich mal einen Streber genannt, weil nach dem Sport mein Kragen halb hochstand. Aber ich strebe nach gar nichts. Ich geh zum Kunstunterricht, aber ich hab mit Kunst nichts am Hut, ich bin in der Theatergruppe, aber interessier mich nicht fürs Theater. Die Deppen von der Blaskapelle halten mich für den Anti-Christ, weil der Posaunist, den ich mit meinem ersten Field Goal getroffen hab, jedes Mal zu zittern anfängt und die falschen Töne anschlägt, wenn sie auf dem Footballfeld üben. Die klugen Kids halten mich für dämlich, weil ich bei vielen Prüfungen durchfalle, und die doofen Kids halten mich für einen Intelligenzbolzen, weil ich in den Stunden ziemlich viel rede. Ich will doch einfach nur irgendwo dazugehören.

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