Ich glaub, ich lieb euch alle
Ernstes zwischen euch beiden?«, erkundigt sie sich.
» W-w-wa-was? Abby und ich? Niemals! W-w-wir, wir…«, stammle ich.
» Ihr hängt einfach nur zusammen ab?«, will sie wissen.
» Ja, klar, wir hängen ab«, schwindle ich sie an. Ich hab keine Ahnung, warum ich das gesagt habe. Es ist mir genauso rausgerutscht wie vorhin das » Ich liebe dich«. Mit Post-Trauma ist nicht zu spaßen, Leute.
» Also seid ihr zwei nichts als gute Freunde?«, löchert sie mich.
» Ja, absolut… w-w-wir, wir sind Freunde«, antworte ich. Und das ist keine Lüge! Abby und ich sind wirklich Freunde.
» Und Freunde küssen sich, was?«, bohrt sie weiter.
» Ja, klar tun sie das«, brabble ich.
» Carter, du hast es faustdick hinter den Ohren, nicht wahr?«, meint sie.
» Natürlich nicht«, verteidige ich mich.
» Dann gehst du also mit deiner kleinen Freundin auf den Homecoming-Ball?«, will sie wissen.
» Mit Abby? Äh, nein. A-a-also, ich bin mir nicht ganz sicher«, gebe ich zurück.
» Du denkst also, du könntest auch mit mir hingehen, wenn du wolltest?«, fragt sie listig.
» Na, klar könnt ich das«, lautet meine Antwort. Ich bin überzeugt, dass diese Fragerei eine rein hypothetische Sache darstellt.
» Dann solltest du das auch tun. Mein Dad findet dich niedlich und harmlos. Und ich auch. Also kannst du mich fragen, ob ich mit dir zum Homecoming-Ball gehe, und ich kann Ja sagen«, erklärt sie.
» Meinst du wirklich?«, erwidere ich erschrocken. Zugegeben, nicht gerade die galanteste aller Antworten.
» Klar«, versichert sie.
» Cool.« Ich nicke zustimmend.
» Also, dann solltest du mich jetzt endlich fragen, Carter!«, ordnet sie an.
» Willst du zum Homecoming-Ball gehen… mit mir?«, frage ich folgsam.
» Ja, klar will ich, danke, dass du mich gefragt hast«, erwidert sie mit einem hinterlistigen Grinsen.
Was zum Teufel geht denn hier vor?
» Also, ruf mich an, dann überlegen wir gemeinsam, was wir anziehen und wann du mich abholen kommst«, meint sie noch.
» Äh, okay, ich hab ja mein Fahrrad wieder«, sage ich.
» Ich fahr doch nicht auf deinem Fahrrad mit zum Homecoming-Ball, Carter!«, zickt sie mich an.
» Nein, nein, klar, natürlich nicht, ich mein ja nur. Ich dachte, das würde dich interessieren. Aber wär schon witzig, du und ich, in Anzug und Abendkleid, zu zweit auf dem Rad. Ha, stell dir das mal vor«, labere ich.
» Ja, bis dann, Carter«, sagt sie, als sie davonrauscht. Mann, sie ist schon cool. Was zum TEUFEL? Kaum bin ich fünf Minuten zurück in der Schule, schon ist die Hölle los! Ich führe ja das Leben eines Outlaw! Ich hab mehrere Mädels an der Angel, ich breche sämtliche Regeln und ich breche Herzen. Oh mein Gott, was mach ich nur mit Abby? Und was mach ich mit meiner Schwester, wenn sie mit einer Machete auf mich zukommt, weil ich in dem einen Moment zu einem Mädchen » Ich liebe dich« sage und dann kurz darauf ein anderes Mädchen frage, ob sie mit mir zum Homecoming-Ball geht? Ich liebe Abby wirklich, glaube ich, doch in Amber Lee bin ich vom ersten Tag der sechsten Klasse an verknallt. Wenn Abby mich auch liebt, dann wird sie doch wollen, dass ich glücklich bin, oder etwa nicht? Sie wird sich riesig für mich freuen.
Fast die ganze fünfte Stunde hindurch stehe ich wie festgefroren da und überlege, wie ich die Situation wieder in den Griff krieg. Das Gute an der Sache ist, dass ich mir keine Sorgen mehr wegen Scary Terry machen muss. Der ist im Moment mein geringstes Problem. Mir würde es noch nicht einmal etwas ausmachen, wenn er jetzt aus dem Klassenzimmer für Verhaltensgestörte rauskäme und mir eins in die Fresse gäbe. Das ist wahrscheinlich das Einzige, was heute dafür sorgen könnte, dass ich endlich den Mund halte.
Mit einer Verspätung von drei Tagen und vierzig Minuten erscheine ich zu Mr Rumpfords Matheunterricht. Am hoffnungslos verlorenen Ausdruck in meinen Augen scheint er sofort mein Dilemma ablesen zu können. Er verschwendet kein Wort an mich, sondern fordert mich nur mit einer Geste auf, Platz zu nehmen, und fährt fort, Notizen auf den Overhead-Projektor zu kritzeln. An einem normalen Tag versteh ich schon so gut wie nichts von gleichschenkligen Dreiecken, aber da ich mich nun plötzlich inmitten eines Liebes-Dreiecks befinde, ist heute jede Hoffnung vergebens.
Die Verschwörung
Die Jungs belagern mich regelrecht, als wir uns fürs Training unsere stinkenden Schulterpolster und Stollenschuhe anziehen.
» Du hast mein Fahrrad
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