Ich glaub, ich lieb euch alle
Coach. » Du hast dir die Suppe eingebrockt, jetzt steck deinen Kopf zu dem Fenster da raus und löffle sie aus.«
Ich hatte gehofft, er würde mir wenigstens mit einem Diagramm an der Tafel aushelfen. Zum Beispiel könnte ich das O sein, und dann sind da zwanzig Xs mit Ponyfrisuren und Waffen in der Hand, doch alles, was er tut, ist, mich finster anzusehen und mir einen Schubser in Richtung Fenster zu geben. Die Jungs kriegen sich nicht mehr ein vor Lachen.
» Hey, Nicky«, beginne ich.
Sie sieht aus wie ein Chefermittler im Turnanzug. » Hast du dem gesamten Football-Team erzählt, du hättest mit Abby im Kino Sex gehabt?«, will Nicky wissen.
Abby heult noch lauter! Mein Team bricht wieder in brüllendes Gelächter aus.
» Wie? Nein!«, gebe ich zurück. Wie zum Teufel…?
Andre öffnet das Fenster neben mir und meint: » Klar hat er.«
» Nein, hab ich nicht!«, protestiere ich.
» Aber ja! Wir haben dich doch alle gehört«, faselt Andre weiter.
EJ stürmt nun zum Fenster neben Andre, um für mich einzuspringen. » Nein, er ha’ gesagt, dass er › da drin ’ar‹, und nicht, da’ er Sex ’it ihr ha’e«, bringt EJ mühsam zwischen seinen aufgeplatzten Lippen hervor.
Guter Junge! Im Notfall kann man echt auf ihn zählen.
Zustimmend schüttle ich den Kopf. » Siehst du?«, schreie ich, aber Abbys Heulen übertönt alles.
» Und was zum Teufel hat das zu bedeuten?«, sagt Nicky herausfordernd.
» WARUM?«, brüllt Abby.
» Ich hab das nicht gesagt, Abby! Sie haben mich dazu gezwungen. Sie haben mir die Worte in den Mund gelegt!«, bricht es aus mir heraus.
Nicky fällt mir ins Wort: » Hast du oder hast du nicht Abby erzählt, du würdest sie lieben, und bist dann geradewegs zu Amber Lee und hast sie gefragt, ob sie mit dir zum Homecoming-Ball geht?«
Alle im Raum halten den Atem an.
» Nein! Also nicht so richtig… Amber, hä?«, antworte ich stammelnd.
» Wie bitte? Was faselst du von Amber? Was ist mit Amber, Carter?«, verlangt Nicky zu wissen.
Einspruch: Dieser Cheerleader bedrängt den Zeugen!
Als den Coach schließlich das Mitleid packt, brüllt er: » Okay, jetzt ist aber Schluss mit dem Scheiß. Ich hab Morgen ein Footballspiel zu gewinnen. Ihr Mädchen könnt meinen Kicker gern zu einem späteren Zeitpunkt ins Verhör nehmen.« Er schließt das Fenster, und das war’s… Mit meinem Leben!
Das Geständnis
Heute gibt’s Chili zum Abendessen, mein absolutes Lieblingsessen, wenn es von Mom gekocht ist, denn statt Gemüse oder Reis oder so gibt es Zimtbrötchen dazu. Ich weiß nicht, wer ihr erzählt hat, dass man Brokkoli durch Zimtbrötchen ersetzen könnte, aber mir schmeckt es– normalerweise. Heute kann ich noch nicht mal ans Essen denken. Ständig klingelt das Telefon. Wir dürfen während des Abendessens nicht ans Telefon, das haben wir meiner Schwester zu verdanken. Unsere Eltern denken, dass es heute auf Lynns 24-Stunden-Chatline einfach nur besonders schlimm zugeht, doch ich hab die Befürchtung, heute könnten auch ein paar Anrufe für mich dabei sein.
» Während des Abendessens wird nicht telefoniert!«, brüllt meine Mom in Richtung Telefon, als könne der Anrufer das hören. » Aaalso, Carter, dann unterhalten wir uns doch mal«, sagt sie ganz langsam und legt ihren Löffel zur Seite. » Wie läuft es denn in letzter Zeit in der Schule?« Sie stemmt ihren Ellbogen auf den Tisch und stützt ihr Kinn auf die Faust. Sie wirft mir diesen altbekannten Blick zu, der besagt: » Ich bin deine Mutter, und ich weiß, dass irgendwas faul ist«.
Häh? Was kann sie schon wissen? Ich schau ihr in die Augen und versuche rauszufinden, was sie gegen mich in der Hand haben könnte… Verdammte Scheiße! Wahrscheinlich hat Abbys Mom sie angerufen!
» ICH HABE KEINEN SEX MIT IHR GEHABT!«, bricht es aus mir raus. Lynn verteilt vor Schreck prustend ihr Wasser über den Tisch. Mom ist fassungslos, und ich glaub, meinem Dad fallen gleich die Augen raus.
» Wovon zum Teufel redest du da?!«, herrscht Mom mich an. Wieder klingelt das Telefon.
Hä? Vielleicht hätte das hier schlichter Small Talk werden sollen und mit einem » alles bestens in der Schule« wäre die Sache erledigt gewesen.
» Ich hab keine Ahnung! Wovon zur Hölle redest du denn?«, frage ich verunsichert.
» Mit wem hast du Sex gehabt?«, will Lynn wissen.
» Mit niemandem. Ich bin noch Jungfrau, verdammt! Ich werd immer Jungfrau bleiben! Ich werde als Jungfrau sterben!«, brülle ich.
» Guter Junge!«, meint
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