Ich glaub, ich lieb euch alle
Sarahs Hintern beglotzt habe! Verdammt, Sie sollten nicht mich ansehen, Mr Rumpford. Sie sollten Sarah im Auge behalten und sie fragen, warum ihr Bleistift so verdammt spitz ist und warum sie dauernd in Ruddy Gills Testunterlagen schaut.
Angewidert schüttelt er den Kopf. Mr Rumpford war scheinbar niemals vierzehn. Er kann meine Misere nicht nachvollziehen. Er steht nur auf Pythagoras und seinen blöden Satz. Er kann überhaupt nicht verstehen, welch Energie es mich kostet, einen Tag hier an diesem Ort durchzustehen. Er schaut weg, aber ich erkenne genau das breite Grinsen unterhalb seines Schnauzers. Um es zu verbergen, tut er so, als würde er sich kratzen. Das kann doch nicht wahr sein! Er lacht! Er lacht sich tatsächlich kaputt über mich und bückt sich nach unten, um so zu tun, als würde er seine Schuhbänder festziehen. Mr Rumpford scheint ja doch ein Mensch zu sein! Er hat mich auf frischer Tat ertappt und erkannt, wie geil ich war. Noch nie habe ich in einem Lehrer den Menschen gesehen. Das macht mir beinahe Angst. Er sieht wieder zu mir auf, noch immer leise vor sich hin kichernd, und schüttelt verständnisvoll den Kopf. Jetzt kann ich genau erkennen, dass er derselbe geile Trottel gewesen sein muss wie ich, bevor er sich einen Schnauzbart hat wachsen lassen und zum Hemd-und-Krawatten-Träger geworden ist!
Den Test hab ich zweifelsohne vermasselt, aber dennoch habe ich eine wertvolle Lektion gelernt: Lehrer sind auch nur Menschen… unterbezahlt, schlecht gekleidet und furchtbar lahme Autofahrer.
Wieder im Sattel
In drei Tagen findet der Homecoming-Ball statt, und da ich keine Begleiterin habe und wahrscheinlich nie eine Freundin haben werde, habe ich beschlossen, in einen Porno zu investieren. Nutts Bruder Bart hat ihn mir für fünfunddreißig Dollar verkauft. Der Film ist mindestens zwanzig Jahre alt und es handelt sich um die Kopie von einer Kopie von einer qualitativ schlechten Videokassette. Es gibt keinen Ton und das Band läuft ständig im Schnelldurchlauf, aber immerhin kann man sehen, dass die Leute in dem Film Schweinereien machen, und zwar sehr, sehr schnell. Nutt nennt es sein » Lehrvideo«. Ich seh es mir im Keller an, weil wir den alten Videorekorder da unten stehen haben und weil niemand hier runterkommt. Das Letzte, was ich jetzt brauchen kann, ist, dass mein Dad reinplatzt und sieht, wie ich an mir selbst rummache, während die Pornobilder im Blitztempo vorüberziehen. Dann wird die Militärschule für mich noch schneller zur Realität, als diese Leute in dem Film es treiben können.
Meine tägliche Unterrichtsstunde habe ich gerade hinter mir, da ruft EJ an und schlägt vor, dass wir im Gemeindezentrum ein paar Körbe werfen oder ins Kino gehen könnten, während die anderen bei dem doofen Ball sind. EJ findet Bälle langweilig, doch ich weiß, dass es wahrscheinlich daran liegt, dass er noch nie mit einem Mädchen gesprochen hat. Wie schwer ist es wohl, zu einem Ball zu gehen und den ganzen Abend mit einem Mädchen zu tanzen, wenn man noch nie zuvor auch nur wenigstens mit einem Mädchen gesprochen hat? Ich zieh ihn nicht damit auf, sondern nenn ihn nur meine » Homecoming-Queen« und dass er mir gefälligst Blumen kaufen soll.
Er kontert ziemlich gut, als er sagt: » Wenn ich im Kino mit dir rummache, dann redest du darüber besser später nicht mit den anderen.«
Ich lache, doch im Hintergrund kann ich hören, wie EJs Mom über irgendwas schimpft, von wegen er habe seine Klamotten nicht weggeräumt oder er habe Drahtbügel verwendet oder so ein Scheiß und dass er jetzt eine Woche Hausarrest hat.
Mann, den Bullshit hat sie mir schon so oft erzählt! Immer kommt sie mit neuen Regeln und Bestimmungen daher, und zwar genau dann, wenn es mir gerade überhaupt nicht passt und sie mir meine Pläne durcheinanderbringen kann. EJ lässt den Hörer fallen und schleudert ihr jede erdenkliche Entschuldigung entgegen, aber EJ gibt auf, weil seine Mom eine echt harte Nuss ist.
» Mom, ne-ein!«, brüllt er.
» Nicht aufgeben, EJ, du musst KÄMPFEN!«, schreie ich in den Hörer. » Ich hab keine Lust, daheim rumzusitzen, während alle anderen auf diesen blöden Ball gehen!« Das Jaulen nimmt nun an Lautstärke zu und wird langsam zu einem wahren Geflenne. Ich lasse jede Hoffnung fahren, weil er inzwischen wie ein Baby greint, und ich lege den Hörer auf, um ihm diese Peinlichkeit zu ersparen.
Dreißig Sekunden später klingelt das Telefon, und ich hebe ab und sage: » Was geht, du
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