Ich glaub, ich lieb euch alle
Schlägerei.
» Wie konntest du nur, Carter?«, heult sie.
» Wie konnte ich WAS? Wovon zum Teufel sprichst du?«, erwidere ich.
ZACK! Noch eine Ohrfeige. AU! Sie ist verdammt schnell. Ich muss unbedingt Karateunterricht nehmen.
» Bitte hör auf, mich zu schlagen«, flehe ich.
» Sei bloß nicht so herablassend mir gegenüber!«, brüllt sie. (Wie könnte ich mich herablassend benehmen? Ich weiß ja noch nicht einmal, was das genau bedeutet.) » Ich hatte gedacht, du wärst zumindest ein Freund für mich. Ich hab dich immer gemocht, und was tust du, verarschst mich auf ganzer Linie. Du hast genau gewusst, dass Andre mich betrügt, nicht wahr?«
Endlich geht mir ein Licht auf. » Ach, das meinst du?«, sage ich.
Sie holt erneut aus, aber ich mach schnell einen Schritt zur Seite, um dem Hieb auszuweichen. Ein viertes Mal wär echt zu viel!
» Was hab ich dir bloß getan?«, heult sie. » Ich hab immer gedacht, du wärst total cool. Ich hab gedacht, du wärst anders. Und dabei bist du kein bisschen anders als die anderen Jungs. Nein, du bist sogar schlimmer!«
Ich starre sie bloß an. Mir ist das Ganze so peinlich, dass ich kein Wort rausbringe. Nicht mal ein Stottern oder so, nur… nichts. Alle glotzen mich an. Ich bin knallrot vor Scham und vor Schmerz von den Ohrfeigen. Ich würde ihr am liebsten sagen, dass sie heute Abend hier das schönste Mädchen ist und dass ich sie mehr liebe, als Worte dies auszudrücken vermögen; und dass ich ihr niemals wehtun wollte. Und dass sie mit ihrer Meinung über mich genau richtig liegt… ich bin nicht cool. Ich bin ein unschuldiger Vollidiot, der ehrlich der Meinung war, dass er ihr nichts verraten sollte von Andre und seiner Blockbuster-Schlampe, und zwar aus dem Grund, dass ich ihr nicht noch mehr wehtun wollte… Aber das war Quatsch! Denn wenn ich mir wirklich was aus ihr gemacht hätte, dann hätte ich es EJ oder Bag erzählt, damit die es an Nicky weitertratschen. Doch was ich auf gar keinen Fall wollte… womit ich ehrlich nicht zurechtgekommen wäre: wenn mich alle verarscht hätten, gerade weil ich mir Sorgen um sie gemacht habe.
Doch ich sage nichts von alldem. Vielleicht hätte ich es getan, doch dann sind plötzlich aus der Ferne Polizeisirenen zu hören. » DIE BULLEN!!!«, brüllt irgendwer, und die ganzen Leute rennen in alle Richtungen davon, so als wäre es eine Riesenüberraschung, dass plötzlich die Bullen auftauchen. Wir sind immerhin hier eingebrochen! Etwa zweihundert schreiende, besoffene Teenager treiben sich hier rum, da ist es klar, dass jemand die Polizei verständigt. Wo soll da die Überraschung sein? Das ist jetzt erst meine zweite Party, aber irgendwie erkenne ich da schon ein Muster dahinter.
Abby schießt davon und ich renne in die Gegenrichtung. Ich laufe auf den Honda zu, doch als ich mich dem Auto nähere, fährt es plötzlich los, wobei Funken aus dem Auspuffrohr schießen. Der Motor fängt an zu rauchen, die Stoßstange schleift über den Boden. Zehn Jungs haben sich da reingequetscht und ein Typ fährt sogar auf dem Dach mit. Das ist einfach zu viel für den armen kleinen Motor. Doch Hormone zögert keine Sekunde. Der bedauernswerte kleine Honda hatte das Pech, in die Hände von einem fünfzehnjährigen Typen gelangt zu sein, und das bedeutet generell das Ende für ein Auto. Danach hat es keinen Wiederverkaufswert mehr. Nicht mal als Anzahlung reicht es. Es wird vollkommen ruiniert. Das war nicht nur Hormones erstes Auto, es war das erste in der kompletten Freshman-Klasse überhaupt. Daher gehört es uns allen, aber heute Abend darf ich scheinbar nicht mitfahren. Die Bullen blockieren die Ausfahrt, das reinste Chaos! Ich schnapp mir meinen Rucksack und nehm die Beine in die Hand. EJ sieht, wie ich ins Unterholz springe, und lässt seine neue Freundin links liegen. Der Junge ist echt eiskalt, aber ich bin froh, dass er bei mir ist, weil ich im Wald ziemliche Angst habe. Wir rennen so schnell wir können. Es ist saukalt, und ich hab keine Ahnung, wohin wir rennen, aber irgendwie macht das Spaß. Bis jetzt ist für mich das Davonrennen überhaupt der Höhepunkt jeder Highschool-Party gewesen.
Die Höllenfahrt
Wir laufen etwa eine halbe Stunde lang, ehe wir schließlich an eine Straße gelangen. Wir teilen den Rest von dem abgestandenen Mountain Dew, aber im Grunde habe ich die ganzen zwei Liter komplett allein getrunken. Das kann einfach nicht gut für den Körper sein. Wir springen in einen Graben, als wir von hinten
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