Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
Geschlecht aufwachsen soll, beklagt im Interview mit der Zeitschrift ›Nido‹ den fehlenden Wortschatz zum Phänomen. Muss sie von einem »Es« sprechen, wenn sie von ihrem Enkel erzählt? Das ist schwer für die Umgebung! Andererseits meinen die Eltern das ja gut. Fern von gesellschaftlichen und industriellen Zwängen wollen sie, dass sich ihre Kinder frei entfalten können. Forscher haben herausgefunden, dass Mädchen und Jungen in den ersten Lebensjahren Bälle und Puppen noch gleich interessant finden. Und während die Mädchen mit dem Alter immer weniger Interesse an Bällen und mehr an Puppen haben, ist es bei den Jungen umgekehrt. Eintrainiert von der Umgebung?
Es geht ja schon mit den Geburtsgeschenken los: Für Jungs gibt es Bagger-Bordüren, für Mädels Haarschleifchen. Das ist kein Klischee. Das habe ich selbst so erlebt bei unseren Kindern. In Kaufhäusern sind die Jungsabteilungen hellblau und die Shirts voller Autoreifen und Dinosaurier, bei den Mädchen gibt es Krönchen und pink. Das prägt die Kinder!
Die Tochter unserer Nachbarn, mitten im Prinzessinnen-Glitzer-Alter (mit zweieinhalb!), stand nach der Geburt ihres Bruders neidisch vor dem Wickeltisch und sagte: »Ich wünsch mir auch so einen Penis zum Geburtstag.« Dann holte sie kurz Luft und ergänzte: »Aber in Rosa und von Lillifee.«
Und was gab es für einen Aufschrei, als ich meine zweijährigen Jungs auf ihren Wunsch hin in Röcken zum Kindergarten schickte und sich mein Mann in unserem Blog Nusenblaten fragte, ob er spießig sei, wenn er das komisch fände. Als »Arschloch« wurde er beschimpft und als »homophober Prenzlbergpapi«. (Was ja an sich schon eine Anmaßung ist, denn wenn die Schimpfer doch ach so weltoffen sind, dann können sie doch nicht blind davon ausgehen, dass Männer in Röcken gleich homo sind …). Dabei hat er unseren Jungs die Röcke ja erstens erlaubt und zweitens denken ja wahrscheinlich die meisten so wie er. Unsere Jungsfahren auch mit drei Jahren noch auf roten Nagellack ab, da solltest du mal sehen, wie die Umwelt darauf reagiert! Während bei der Tochter der Nagellack höchstens mit »Hübsch« kommentiert wird, ist es bei den Jungen immer ein Thema: »Oh, bist du heut ein Mädchen?«, »Hat dir die Mama das draufgemalt?« etc. Das gleiche Spiel, wenn unsere Herren mal wieder mit Zöpfchen zur Kita gehen. Klar merken sie das. Die Reaktionen sind anders. Und beweisen mir, dass viele Geschlechtsklischees wirklich hausgemacht sind. Auch wenn Familienministerin Kristina Schröder in einem Interview mit der ›Bild am Sonntag‹ sagt: »Es war der große Irrtum des radikalen Feminismus der 70er-Jahre, dass man geglaubt hat, geschlechtsspezifisches Verhalten sei vor allem etwas von der Umwelt Anerzogenes, das man überwinden könne und müsse. Die Erfahrung lehrt Eltern: Das krasse Gegenteil ist der Fall. Die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen lassen sich nicht wegerziehen. Warum sollte man das auch versuchen?«
Es gibt eben viele Sichtweisen zu dem Thema und es ist ein sehr sensibles. Fest steht nur, dass es einen Unterschied macht, ob man ein Mädchen oder einen Jungen bekommt, egal ob die Unterschiede anerzogen oder naturgegeben sind. Trotzdem antworten die meisten Schwangeren auf die Frage, ob sie lieber einen Kalle oder eine Emma hätten:
»Egal. Hauptsache gesund.« Dabei hat die Gesundheit ja nun wenig mit dem Geschlecht zu tun, es sei denn, man lebt in Indien, wo es immer noch gang und gäbe ist, weibliche Föten abzutreiben. Aber hier bei uns? Gesundheit ist unser höchstes Gut. Ja. Versteh mich nicht falsch. Das war und ist natürlich auch ein riesiges Thema für mich. Aber für mich ist das eben eine ganz andere Kategorie als die Geschlechtsgeschichte.
Ich frage nach Ballett oder Fußball (Jawohl! Klischee!) und die reden über Gesundheit. Darf man denn nicht zu seinen Wünschen stehen? Oder ist es ihnen gar wirklich egal? Vielleicht ist es ihnen wirklich gleichgültig, ob da bei ihrem Baby was zwischen den Beinen baumelt oder nicht. Dann muss ich sagen: Respekt! Und: Was bin ich nur für ein oberflächliches Huhn, mich für Geschlechtsfragen zu interessieren. Für mich war es nämlich durchaus wichtig, schon vor der Geburt zu wissen, ob mich ein kleinerJunge oder ein kleines Mädchen beehren wird. Nicht nur, weil ich dann nur einen einzigen Namen auswählen musste, sondern auch, weil ich schon früher Kontakt zu meinem Kind aufnehmen konnte. Geschlechtsspezifischen Kontakt. Ich konnte
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