Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
Hauptgewinn.
Lustigerweise war ich am Tag davor – kurz vor der langen Reise – noch zur Kontrolluntersuchung beim Frauenarzt gewesen. »Wenn Sie sich ein Kind wünschen, wird das sehr schwierig für Sie, Frau Rosales«, hatte der Doc mich aufgeklärt. »Sie haben einen unregelmäßigen Zyklus und Ihre Gebärmutter ist nach hinten geneigt.« Er griff nach einem kleinen Prospekt auf seinem Tisch. »Sollten Sie Fragen zu einer Fertilitätstherapie haben, sprechen Sie mich an.« Ich war kurz verwundert. »Ich bin doch erst 29«, entgegnete ich. »Ja, eben«, raunte er zurück. »Es wird ab jetzt von Jahr zu Jahr schwieriger für Sie.« Etwas enttäuscht hatte ich die Praxis daraufhin verlassen. Dass mein Frust über diesen Idioten nur zwei Wochen halten sollte, konnte ich ja an diesem Tag noch nicht ahnen.
Fazit für mich: Irgendwie toll, dass immer alles anders kommt und Mutter Natur den kleinsten, noch so unbedeutenden Quickie ohne Sterne-Gucken und Sich-in-die-Augen-Schauen gelten lässt. Beim nächsten Kind will ich aber Champagner, Satin-Bettwäsche und ein Feuerwerk. Mindestens.
Wie war das denn bei euch so?
Liebe Caro,
echt rührend, wie romantisch deine Zeugungsvorstellungen sind. Ich habe mir um diesen Moment eigentlich nie groß Gedanken gemacht. Aber ich kenne tatsächlich Frauen, die meinen, sie könnten schon beim Vollzug ihrer Ehe merken, dass es mit dem Baby diesmal geklappt hat. Viel mehr noch: dass sie bereits im Moment der Zeugung spüren, ob es ein Mädchen oder ein Junge werden würde. Das sind genau die Frauen, die später auch von einer »psychischen Nabelschnur« sprechen. Nabelschnur? Psychisch? Was wie ein Thriller klingt, soll einfach nur bedeuten, dass sie als Mütter, egal wie viele tausend Kilometer sie von ihrem Kind entfernt sind, spüren, wenn es ihrem Schätzchen mal nicht gut geht … Hach!
Aber das mit der bedeutungsgeschwängerten Zeugungsmoment-Sache scheint nicht nur dir so zu gehen! Neulich war ich auf der Hochzeit eines Freundes und der Brautvater erzählte in seiner Rede doch tatsächlich, was er bei der »Herstellung« seiner Tochter aus dem Fenster sehen konnte – die Spree nämlich, aus einem schicken Berliner Hotel heraus. Da schweifte mein Blick dann doch mal kurz von ihm zur Brautmutter – Reiterstellung? – und ich beschloss: Manche Dinge möchte ich mir einfach nicht vorstellen.
Da können sich meine Kinder durchaus glücklich schätzen, denn derartige Anekdoten werde ich auf ihrer Hochzeit sicherlich nicht erzählen. Weil ich erstens gar nicht mehr wirklich weiß, wann es passiert ist, und weil ich zweitens dabei bestimmt nicht aus dem Fenster geschaut habe. So viel ist sicher!
Ich muss dich also enttäuschen, wenn du von mir eine Feuerwerks-Aha!-das-Ei-ist-befruchtet-Geschichte hören möchtest. Das lief bei uns alles sehr technisch: Nach fünf Monaten ohne Verhütung und ohne Schwangerschaftsanzeichen gab ich bei Google »Fruchtbare Tage« ein und zack – war ich zwei Wochen später schwanger. Klar, ich hatte nachher immer eine Kerze gemacht. Also nicht eine Kerze an gemacht, sondern diese Sportübung vollzogen, Beine in die Luft, damit das Bienchen auch zum Blümchen findet. Hatte so ein Gerücht gehört, dass das hilft. Und funktionierte dann ja auch. Aber ich denke, dass Dr. Google da doch mehr geholfen hat als meine Verrenkungen. Und auch wenn Internetsuchmaschinen sonst nicht besonders zuverlässig sind, hier traf mal eine ins Schwarze. Toll!
Also insofern kann ich sogar zurückverfolgen, an welchen Tagen es ungefähr passiert sein muss. Aber Details und das Gefühl »Jetzt ist es passiert!« – nein, damit kann ich nicht dienen. Meine nächste Erinnerung nach dem blauen Strich auf dem Pinkel-Plastikstäbchen, das sich Schwangerschaftstest nennt, war dann: ein fantastischer Geruchssinn. Große zwickende Brüste. Und die Kloschüssel, die für einige Wochen meine beste Freundin wurde.
Ich hab ja nichts dagegen, wenn du nach der nächsten Zeugung ein Feuerwerk zündest, aber freu dich doch einfach erst mal, dass es so schnell geklappt hat. Da hast du dir eine MengeGrübelei erspart, denn einige stellen sich die Frage nach dem Pro und Contra für oder gegen ein Kind ja so lang, bis die biologische Uhr nicht mehr tickt. Der Berliner Autor Malte Welding schreibt zum Beispiel in seinem Buch ›Frauen und Männer passen nicht zusammen – auch nicht in der Mitte‹:
»Es gibt ungeheuer viele Gründe, keine Kinder zu bekommen, wenn man erst anfängt
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