Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
Gelbstich-Schattierung und 3-D bewundern.
Ganz anders wiederum meine Bekannte Louisa. Die hat in ihrem Esoterik-Rausch beschlossen, dass Ultraschall dem Baby schadet, wegen der Strahlenbelastung und des Rauschens im Mutterleib, und lässt sich jetzt nur noch von der Hebamme den Bauch abtasten.
Was für Freaks! Alle beide!
Aber beide haben ihren Punkt gemacht. Beide haben heute gesunde Kinder. Doch wie soll ich es denn nun halten? Meinen Bauch zum Überwachungsstaat machen? Oder dem Baby und der Natur ihren Frieden lassen? Alles wissen wollen oder lieber gar nichts?
Wie hast du es denn gemacht?
Liebe Caro,
du hast Angst um dein Baby. Das ist gut und normal und beruhigend. Andere Leute fragen sich im vierten Monat noch, ob sie das Baby überhaupt bekommen möchten, du weinst wegen einer Blasenentzündung – die einen bekommen einen Kontrollwahn und bauen sich einen Überwachungsstaat um ihren Mutterleib,die anderen vertrauen den Hexenkünsten der Natur. Es gibt immer zwei Seiten der Medaille. Und eine Schwangerschaft kracht nun mal als Unsicherheit in das Leben einer (bis dahin unabhängigen) Frau. Wir starten als Anfänger in das Projekt Kind, egal was wir in unserem bisherigen Leben geleistet haben, bei der ersten Schwangerschaft beginnt jede Frau bei Null.
Was ist schon eine verpatzte Präsentation im Job gegen die Sorge um das eigene Kind! Nichts bereitet uns Frauen auf dieses weltbewegende Thema vor und plötzlich vertrauen wir wieder unseren Instinkten und die führen bei dir scheinbar zu Panikattacken und bei anderen zum absoluten In-sich-Ruhen. Back to the roots, viele besinnen sich in solchen Extremsituationen auf das, was sie wirklich sind, auf den Kern ihrer Persönlichkeit. Manchmal geht eben die Verhältnismäßigkeit verloren. Das sieht man an deiner Freundin Sophia, die 500 Euro für die Rund-um-die-Uhr-Bewachung zahlt, und auch an deiner Freundin Louisa, die sich dem Ultraschall komplett verweigert.
Von der Krankenkasse vorgesehen sind pro Schwangerschaft drei Ultraschall-Untersuchungen. Für mich waren die in der ersten Schwangerschaft ein Segen, nicht nur, weil ich schon mal einen pränatalen Blick auf mein Baby werfen konnte, sondern weil es meine Sorgen beruhigen konnte, da es keine Auffälligkeiten gab. In der zweiten Schwangerschaft lag die Sache anders. Ich erwartete Zwillinge, also galt ich von vornherein als Risikoschwangere. Was bedeutet: mehr Kontrolle, mehr Untersuchungen.
Ehrlich gesagt hat mich das alles eher verunsichert. Beim Blutzuckertest habe ich nach der zweiten Blutabnahme auf nüchternen Magen das ganze widerliche Zuckerzeug in die Arztpraxis gespuckt und hyperventiliert, weil ich so einen Hunger hatte. Kreislaufversagen. Im Wartezimmer vor der Nackentransparenz-Untersuchung lagen dann lauter Heftchen mit Erklärungen zu verschiedensten Behinderungen herum und natürlich begann dann mein Mutterherz schneller zu schlagen, weil auch ich mir natürlich so meine Gedanken machte. Es wird eh schon ein Marathon, wenn die beiden gesund kommen, was also, wenn etwas nicht stimmen sollte?
Am Ende lief alles gut, meine Kinder waren gesund. Aber dieFrage ist ja, wie ich mit einem eher unerfreulichen Ergebnis umgegangen wäre.
Für meine Cousine war es gut, im Organultraschall zu erfahren, dass ihre Tochter mit einem speziellen Syndrom zur Welt kommen würde, sie konnte sich vorbereiten und wurde nicht von der Diagnose überrascht. Auch für meine Freundin Tina war es wichtig, zu erfahren, dass ihr Kind kaum Überlebenschancen haben würde, und entscheiden zu können, ob sie das Kind nun bekommen würde oder nicht. Sie hatte die Möglichkeit abzuwägen, am Ende entschied sie sich dafür, behutsam Abschied zu nehmen.
Für meinen Bekannten Max bzw. für seine Frau und das ungeborene Baby war die Diagnose Rhesusunverträglichkeit hingegen lebensrettend. So konnten Bluttransfusionen durch die Nabelschnur das Leben des Kindes retten. Andererseits können solche Untersuchungen natürlich auch Unsicherheiten verursachen. Wenn die Nackenfalte des Babys zu dick ist und die betroffene Mama bis zum Organultraschall Unsicherheit hat, ob ihr Baby nicht eine schlimme Krankheit hat. Schon mehrmals habe ich jetzt im nächsten Bekanntenkreis erlebt, dass eine erste Schockdiagnose sich bei weiteren Untersuchungen in Luft auflöste. Und dann steht die Frage im Raum: Belastet das nicht unnötig die Schwangerschaft? Hätte man sich ohne die Untersuchungen nicht all die Sorgen ersparen können? Zumal
Weitere Kostenlose Bücher