Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
Schuppendachs an das Regenwassersiel anschließen würde, damit es nicht immerzu in unseren Schuppen hineinregnet, sonst wird das Kaminholz irgendwann nass. Das sollte diese Woche geschehen. Leider ist der Schuppenbauer seit letztem Freitag krank. Und leider ist der Schuppenbauer auch der Gartentorbauer. Das Gartentor haben wir vor drei Monaten in Auftrag gegeben, vor drei Wochen sollte es endlich gebaut werden, das ging dann aber doch nicht, weil irgendwer in irgendeiner Werkstatt irgendwas falsch verschweißt hat.
»Papa«, sagt unser Sohn, »meinst du, das wird noch etwas mit dem Gartentor?«
»Aber klar, mein Sohn«, sagt mein Mann. »Auf den Torbauer ist Verlass. Wenn der verspricht, dass er einem in den nächsten zwanzig Jahren ein Tor baut, dann macht der das auch.«
Immerhin, der Landschaftsgärtner, der seit März wusste, dass wir eine Buchenhecke wollen, hat seine Männer nur fünf Wochen später als zunächst angekündigt zum Heckepflanzen geschickt – nämlich Anfang Dezember statt Ende Oktober.
Der Rückbau der Baustellenzufahrt findet nächsten Mittwoch statt, nachdem ich dem Wegewart den fünffach ausgefüllten grünen »Antrag auf Erlaubnis zum Überqueren des Gehweges mit Fahrzeugen und auf Herstellung von Gehwegüberfahrt/en« gegeben habe und wir der Zahlungsaufforderung nachgekommen sind, die er uns daraufhin geschickt hat. Der Rückbau einer Baustellenzufahrt ist doppelt so teuer wie der Bau einer Baustellenzufahrt.
Auch das traurigste Kundenzentrum der Welt hat eine Rechnung geschickt: Der Landesbetrieb Geoinformation und Vermessung hat unser Haus vermessen und im Maßstab 1:1000 in die Flurkarte eingetragen. Damit ist das alte Haus, das wir vor zwei Jahren kauften, nicht nur vom Erdboden, sondern auch aus dem aktuellen Liegenschaftskataster verschwunden.
Herr Krummwinkel muss noch einmal kommen. Der kommt seit dem Wasserschaden aber immer sehr, sehr schnell: »Natürlich, wir kümmern uns sofort«, sagt die Dogge, wenn ich wegen eines Problems anrufe. »Wann passt es Ihnen? Morgen um sieben vielleicht? Oder lieber am Freitagvormittag, da sind Sie ja immer zu Hause, nicht wahr?«
Letzte Woche hat mein Sohn sein Aquarium gereinigt. Als er einen vollen Eimer mit schmutzigem Wasser ins Ausgussbecken im Wirtschaftsraum leerte, hat er entdeckt, dass der Überlauf undicht ist. Außerdem ist der Ablauf des Waschbeckens im Elternbad ständig verstopft, das sollte Herr Krummwinkel sich eigentlich schon letztes Mal anschauen. Vorletzte Woche habe ich die Kinder mit dem Auto von der Schule abgeholt, vor einem Haus haben wir einen Transporter mit der Aufschrift »Gebr. Nadler« stehen sehen.
»Mama, halt an!«, rief meine Tochter. »Wir müssen da rein, die Leute warnen!«
Neulich habe ich auf einer Party Jörn getroffen, der Ende letzten Jahres den Job gewechselt hatte und aus unserem gemeinsamen Büro ausgezogen war. Seitdem hatten wir uns nicht mehr gesehen.
»Und wie ist es bei euch noch so gelaufen?«, fragte Jörn.
»Na ja«, sagte ich. »Geht so.«
Ich erzählte ihm von den Wasserschäden. Diesmal war es Jörn, der aussah, als wolle er mich umarmen. Ich trat einen Schritt zurück.
»Aber bei dir ist wenigstens alles glattgelaufen?«, fragte ich. »Seid ihr pünktlich eingezogen?«
»Ja, sind wir«, sagte Jörn. »War aber echt stressig vorher, der Dachdecker hat bis zuletzt … « Er machte eine kleine Pause. »Weißt du was? Ehrlich gesagt: Ich will nicht darüber reden. Ich bin froh, dass das vorbei ist.«
Auch Paula und ihre Eltern wohnen inzwischen in ihrem neuen Haus. Das Haus ist sehr schön geworden. Die Balkonterrasse hinter dem Wohnzimmer fehlt aber noch. Ich habe vergessen, warum. Paulas Mutter und ich sind Frauen, wir hören nicht auf, übers Häuserbauen zu reden.
»Und weißt du, was wir jetzt entdeckt haben?«, sagte Paulas Mutter, als ich sie das letzte Mal sah, um meine Tochter abzuholen. »Der Elektriker muss die Stromkreise ganz komisch verlegt haben. Draußen hatten wir einen Kurzschluss an einer Außenleuchte, und da sind dann gleich alle Lichter im Erdgeschoss mit ausgegangen.«
Gestern habe ich zwei Ferienwohnungen in benachbarten Stadtteilen angeschaut. Wir werden für etwa vier Wochen eine Ersatzunterkunft in Schulnähe brauchen, wenn der Holzfußboden im Obergeschoss ausgetauscht wird.
Zunächst hieß es, dass nur das Linoleum im Erdgeschoss erneuert werden muss und der Holzfußboden im Obergeschoss bleiben kann. Dann kam ein Gutachter mit einer halben
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