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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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aussieht wie eine Spritze. Justin reißt die Augen auf, aber dann wird er plötzlich von etwas auf dem Bildschirm abgelenkt. Seine Pupillen weiten sich und machen seine Augen ganz schwarz.
    Dr. Montgomery lächelt und hält Justin das Ding vors Gesicht. »Keine Angst, Justin. Ich weiß, wie sehr Sie Spritzen hassen, aber wir brauchen sie für die Betäubung. Wir müssen noch eine zweite Füllung in einem anderen Zahn machen, damit sich dort nicht ein zweiter Abszess bildet. Es tut nicht weh, ist nur ein komisches Gefühl.«
    Justins Augen werden noch größer, während er unverwandt auf den Fernseher starrt. Er versucht aufzustehen. Die Spritze ist ihm ausnahmsweise völlig egal. Aber er muss sich irgendwie verständlich machen. Da er den Mund aber weder öffnen noch schließen kann, stößt er tiefe, kehlige Laute aus.
    »Okay, keine Panik. Nur noch eine Minute. Ich bin fast fertig.«
    Er beugt sich wieder über Justin, so dass er diesem die Sicht auf den Fernseher blockiert, und Justin rödelt herum und versucht an ihm vorbeizuspähen.
    »Meine Güte, Justin, hören Sie auf damit, bitte. Die Nadel wird Sie schon nicht umbringen. Aber ich vielleicht schon, wenn Sie nicht endlich aufhören, so herumzukaspern.«
    Kicherkicher.
    »Ted, vielleicht sollten wir lieber abbrechen«, sagt seine Assistentin, und Justin sieht sie dankbar an.
    »Hat er vielleicht einen Anfall?«, fragt Dr. Montgomery und sagt dann sehr laut zu Justin, als wäre der auf einmal schwerhörig: »Haben Sie einen Anfall oder was?«
    Justin verdreht die Augen und gibt weiter gepresste Kehllaute von sich.
    »Fernseher? Was meinen Sie denn?« Dr. Montgomery schaut zu Sky News hinauf und nimmt endlich die Finger aus Justins Mund.
    Zu dritt starren sie jetzt auf den Fernseher, die beiden anderen konzentrieren sich auf die Nachrichten, während Justin den Hintergrund beobachtet: Joyce und ihr Vater sind vor die Kamera geraten, hinter sich Big Ben. Offenbar merken sie nichts davon, denn sie lassen sich nicht in ihrer hitzigen Diskussion stören und gestikulieren weiter aufgeregt mit den Händen.
    »Schauen Sie sich diese Idioten da hinten an«, lacht Dr. Montgomery.
    Plötzlich drückt der alte Mann seiner Tochter den Griff seines Trolleys in die Hand und stürmt in die andere Richtung davon. Joyce bleibt allein mit zwei Koffern zurück und wirft frustriert die Hände in die Luft.
     
    »Ja, danke, das ist wirklich eine sehr erwachsene Reaktion«, rufe ich Dad nach, der gerade abgedampft ist und mir seinen Koffer hinterlassen hat. Und wieder mal in die falsche Richtung läuft. Seit wir das Banqueting House verlassen haben, macht er das dauernd, weigert sich aber, es zuzugeben, und weigert sich auch, ein Taxi zum Hotel zu nehmen, weil er nämlich unbedingt sparen will.
    Wenigstens ist er noch in Sichtweite. Ich setze mich auf meinen Koffer und warte, dass er seinen Irrtum einsieht und zurückkommt. Inzwischen ist es Abend, und ich möchte nur noch ins Hotel und ein Bad nehmen. Da klingelt mein Handy.
    »Hi, Kate.«
    Hysterisches Lachen antwortet mir.
    »Was ist los mit dir?«, erkundige ich mich. »Wie schön, dass jemand gute Laune hat.«
    »Ach, Joyce«, ruft sie, nach Atem ringend, und ich stelle mir vor, wie sie sich die Tränen aus den Augen wischt. »Du bist einfach die beste Medizin, echt!«
    »Was meinst du denn damit?« Im Hintergrund höre ich Kinder lachen.
    »Tu mir den Gefallen und heb die rechte Hand.«
    »Warum?«
    »Tu’s einfach. Das ist ein Spiel, das meine Kinder mir beigebracht haben«, giggelt sie.
    »Okay«, willige ich seufzend ein und hebe die rechte Hand.
    Jetzt quietschen die Kinder vor Lachen.
    »Sag ihr, sie soll mit dem rechten Fuß wippen«, ruft Jayda.
    »Okay«, lache ich. Immerhin hat mich die allgemeine gute Laune angesteckt. Ich wackle mit dem rechten Fuß, und wieder prusten am anderen Ende der Leitung alle los. Ich höre sogar, wie Kates Ehemann im Hintergrund brüllt vor Lachen, und auf einmal wird mir wieder unbehaglich. »Kate, was soll das Ganze eigentlich?«
    Aber Kate kann vor lauter Lachen nicht antworten.
    »Sag ihr, sie soll mal hopsen!«, kreischt Eric.
    »Nein.« Jetzt bin ich irritiert.
    »Für Jayda hat sie’s aber gemacht«, jammert der Kleine, und ich ahne, dass er gleich in Tränen ausbrechen wird.
    Also hopse ich pflichtschuldig ein paar Mal rauf und runter.
    Gleich kreischen sie wieder los vor Vergnügen.
    »Ist vielleicht zufällig jemand in deiner Nähe, den du nach der Uhrzeit fragen kannst?«,

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