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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Pfund an?«, fragt der Gutachter.
    »Pfund Sterling?«, hakt der alte Mann entgeistert nach.
    Justin lacht.
    Jetzt zoomt die Kamera auf die Gesichter von Joyce und ihrem Vater. Beide sind so baff, dass keiner ein Wort herausbringt.
    »Na, das ist mal eine beeindruckende Reaktion«, meint Michael lachend. »Gute Nachrichten von diesem Tisch hier. Gehen wir jetzt weiter zu unserem Porzellantisch und sehen wir, ob unsere anderen Sammler aus London ebenso viel Glück haben.«
    »Justin Hitchcock!«, verkündet die Sprechstundenhilfe in diesem Moment.
    Schweigen. Alle schauen einander an.
    »Justin!«, wiederholt die Frau etwas lauter.
    »Das ist bestimmt er hier auf dem Boden«, vermutet Ethel. »Juuhuu!«, jodelt sie und versetzt ihm einen Fußtritt mit ihrem Gesundheitsschuh. »Sind Sie Justin?«
    »Da ist aber jemand verliebt, oho, oho!«, flötet Margaret, und Ethel macht schmatzende Kussgeräusche.
    »Louise«, sagt Ethel zu der Sprechstundenhilfe. »Kann ich vielleicht reingehen, während der junge Mann zum Banqueting House läuft und die Lady sucht? Ich hab lange genug gewartet.« Sie streckt das linke Bein aus und verzieht schmerzgepeinigt das Gesicht.
    Unterdessen steht Justin auf und klopft sich die Teppichflusen von der Hose. »Ich weiß sowieso nicht, warum Sie in Ihrem Alter hier rumwarten. Sie sollten Ihre Zähne einfach hier lassen und wiederkommen, wenn der Arzt mit ihnen fertig ist.«
    Als er das Wartezimmer verlässt, fliegt ihm eine uralte Ausgabe von
Homes and Gardens
an den Kopf.

Zweiundzwanzig
    »Eigentlich gar keine schlechte Idee«, meint Justin und bleibt mitten auf dem Korridor zum Behandlungszimmer stehen, während ein neuerlicher Adrenalinschub seinen Körper durchströmt. »Genau das werde ich machen«, sagt er zu der Sprechstundenhilfe.
    »Sie wollen Ihre Zähne hierlassen?«, erkundigt sie sich trocken und mit einem starken Liverpooler Akzent.
    »Nein, ich gehe zum Banqueting House«, entgegnet er und fängt vor Aufregung schon an, von einem Bein aufs andere zu hüpfen.
    »›Großartig, Dick. Kann Anne auch mitkommen? Aber vergessen wir nicht, zuerst Tante Fanny zu fragen.‹ Wir sind doch hier nicht bei ›Fünf Freunde‹.« Wütend funkelt sie ihn an, was seine freudige Erregung dämpft. »Es ist mir vollkommen gleich, was mit Ihnen los ist, aber diesmal lasse ich Sie nicht so leicht entkommen. Los jetzt. Dr. Montgomery wird es gar nicht gefallen, wenn Sie wieder nicht erscheinen«, drängt sie ihn weiter.
    »Okay, okay, warten Sie. Meinem Zahn geht’s gut«, behauptet er und zuckt die Achseln, als wäre alles halb so schlimm. »Kein Problem. Keine Schmerzen. Ich kann sogar beißen.« Zum Beweis klappert er mit den Zähnen. »Sehen Sie, alles wieder gut. Was will ich hier überhaupt? Mir tut nichts weh.«
    »Ihre Augen tränen.«
    »Das sind die Gefühle.«
    »Das sind die Wahnideen. Kommen Sie endlich«, beharrt sie und führt ihn weiter den Korridor entlang.
    Dr. Montgomery begrüßt ihn mit dem Bohrer in der Hand. »Hallo, Clarisse«, sagt er und lacht herzhaft. »Ich mach nur Witze. Haben Sie schon wieder versucht abzuhauen, Justin?«
    »Nein. Na ja, doch. Hmm, nein, eigentlich wollte ich nicht abhauen, mir ist nur plötzlich klar geworden, dass ich dringend weg muss und …«
    Während seiner Erklärung schafft es Dr. Montgomery, unterstützt von seiner Assistentin, Justin in den Behandlungsstuhl zu bugsieren, und als er mit seinen Ausführungen fertig ist, merkt er, dass er bereits das Lätzchen umhat und nach hinten gekippt worden ist.
    »Blablabla, mehr hab ich leider nicht verstanden, Justin«, fasst Dr. Montgomery fröhlich zusammen.
    Er seufzt.
    »Wollen Sie sich heute nicht mit mir anlegen?«, fragt Dr. Montgomery, während er sich die Gummihandschuhe überstreift.
    »Solange Sie nicht von mir verlangen, dass ich huste.«
    Dr. Montgomery lacht, und Justin öffnet widerstrebend den Mund.
     
    Das rote Licht an der Kamera erlischt, und ich packe Dads Arm.
    »Komm, wir müssen jetzt gehen«, dränge ich ihn.
    »Nein, noch nicht«, entgegnet Dad in weithin hörbarem Flüsterton. »Da drüben ist Michael Aspel. Ich kann ihn neben dem Porzellantisch stehen sehen, groß, charmant, noch attraktiver, als ich gedacht habe. Er sieht sich nach einem Gesprächspartner um.«
    »Michael Aspel ist hier in seinem gewohnten Lebensraum und sehr damit beschäftigt, eine Live-Sendung zu präsentieren.« Ich grabe meine Fingernägel in Dads Arm. »Ich glaube nicht, dass es zu seinen

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