Ich habe abgeschworen
laut als Unrecht zu verurteilen hat nichts gebracht. Die »stilleren« Jahre hatten im Iran politische Gründe, man wollte sich nach außen sanft zeigen und auch die Unzufriedenheit in der eigenen Bevölkerung besänftigen. Zurzeit zeigt das Regime nur deutlich sein wahres Menschenbild.
Im August 2007 war ich zu einem Gespräch im Auswärtigen Amt eingeladen, zusammen mit Karl Hafen, dem Vorsitzenden der IGFM. Wir sprachen mit zwei für den Iran und die Region zuständigen Beamten und Günter Nooke, dem Beauftragten der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und Humanitäre Hilfe. Ich erzählte, wie mich nur wenige Tage zuvor ein Gefangener aus einem iranischen Gefängnis angerufen hatte, der Angst vor der Vollstreckung seines Todesurteils hatte und mich bat, die Welt auf sein Schicksal wie das seiner sechs Mitverurteilten aufmerksam zu machen. Ich wollte klarmachen, dass internationale Proteste zwar noch nicht die Unrechtsjustiz abschaffen, aber durchaus einige der Hinrichtungen dadurch verschoben und sogar aufgehoben werden. Auch das Schicksal der beiden kurdischen Journalisten Adnan Hassanpour und Abdolwahed (alias Hiwa) Butimar brachten wir zur Sprache. Sie setzten sich für die kurdische Minderheit und für den Umweltschutz ein und wurden beide im Juli 2007 zum Tode verurteilt – wegen Spionage und »Feindschaft zu Gott«! Adnan Hassanpour ist ein früheres Redaktionsmitglied der auf Kurdisch und Persisch erscheinenden Wochenzeitschrift Aso (Horizont), die von den iranischen Behörden im August 2005 nach weit verbreiteten Unruhen in den kurdischen Siedlungsgebieten verboten wurde. Er war bereits in der Vergangenheit wegen Artikeln, die in der Zeitschrift veröffentlicht wurden, vor Gericht gestellt worden. Abdolwahed Butimar ist der Leiter der Umweltschutzorganisation »Gesellschaft der grünen Berge«.
Und natürlich berichteten wir über die wieder stark angestiegene Zahl der Steinigungen und präsentierten die von der IGFM zusammengestellte Liste der Menschen, die aktuell im Iran davon bedroht waren:
Kobra Najjar
wurde 1996 wegen der Beteiligung an der Ermordung ihres Ehemanns zu acht Jahren Haft verurteilt. Nach Verbüßen dieser Haftstrafe sollte sie wegen Ehebruchs durch Steinigung hingerichtet werden. Bis heute ist das Todesurteil jedoch nicht vollstreckt worden. Kobra Najjar wurde von ihrem heroinabhängigen Ehemann misshandelt und zur Prostitution gezwungen. Nachdem sie 1995 von ihm brutal verprügelt worden war, erzählte sie einem ihrer Freier, sie wolle ihren Ehemann töten. Der Freier soll daraufhin ihren Mann ermordet haben, nachdem Kobra Najjar diesen zu einem vereinbarten Treffpunkt gebracht hatte. Der Täter wurde zum Tode verurteilt, von der Familie des Opfers aber gegen die Zahlung eines sogenannten Blutgeldes begnadigt. Kobra Najjar befindet sich im Gefängnis von Tabriz im Nordwesten Irans in Haft.
Kheiriyeh Valania
wurde von einem Gericht in Behbahan in der westiranischen Provinz Khusistan wegen Beihilfe zu Mord und Ehebruch zum Tod durch Steinigung verurteilt. Sie soll eine Beziehung mit einem Verwandten ihres Mannes gehabt haben, der später ihren Ehemann ermordete. Kheiriyeh Valania, die von ihrem Ehemann misshandelt wurde, bestreitet jegliche Beteiligung an der Ermordung ihres Ehemannes, hat aber den Ehebruch zugegeben. Sie befindet sich im Gefängnis von Ahvaz, der Hauptstadt der Provinz Khusistan in Haft.
Iran Eskandari
wurde von einem Gericht in der Provinz Khusistan wegen Beihilfe zum Mord an ihrem Ehemann zu fünf Jahren Haft und wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt. Iran Eskandari führte gerade im Hof ihres Hauses ein Gespräch mit dem Sohn eines Nachbarn, als ihr Ehemann sie plötzlich mit einem Messer angriff. Ihr Mann schlug brutal auf sie ein und ließ sie blutend und bewusstlos am Boden liegen. Während sie bewusstlos war, soll der Sohn des Nachbarn Eskandaris Ehemann mit dessen Messer getötet haben. Beim Verhör durch die Polizei gestand Iran Eskandari, mit dem Sohn des Nachbarn eine außereheliche Beziehung gehabt zu haben. Später zog sie dieses Geständnis jedoch zurück. Die Frau befindet sich im Sepidar-Gefängnis in der Stadt Ahvaz in Haft.
Malak Ghorbani
wurde am 28. Juni 2006 von einem Gericht in Ourmia im Nordwesten Irans wegen Ehebruchs zum Tod durch Steinigung verurteilt. Ihr Bruder und ihr Ehemann sollen einen Mann getötet haben, den sie in ihrem Haus antrafen. Die beiden Männer vermuteten eine Affäre zwischen Malak
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