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Ich habe den Todesengel überlebt - Mozes Kor, E: Ich habe den Todesengel überlebt

Ich habe den Todesengel überlebt - Mozes Kor, E: Ich habe den Todesengel überlebt

Titel: Ich habe den Todesengel überlebt - Mozes Kor, E: Ich habe den Todesengel überlebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva;Buccieri Mozes Kor
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Stadt geholt worden waren. Zu meiner Überraschung brachten sie Bücher mit, die Verunglimpfungen von Juden enthielten. Die Bücher zeigten auch Karikaturen, in denen Juden als Witzfiguren mit großen Nasen und dicken Bäuchen dargestellt waren. Und, Wunder über Wunder, wir sahen zum ersten Mal »laufende Bilder«, die an die Wand projiziert wurden – so nannten wir die frühen Filme, weil wir noch nicht wussten, was ein Film ist. Ich erinnere mich genau, dass wir den Kurzfilm »Wie man Juden fängt und tötet« sahen. Solche Filme, vergleichbar in etwa mit heutiger Werbung, jedoch mit hasserfüllter Propaganda zum Inhalt, wurden vor den Hauptfilmen in städtischen Kinos gezeigt. Man stelle sich vor, man sähe eine Anleitung zum Mord an Juden direkt vor einem animierten Trickfilm!
    Der Hassfilm und die Lektüre der rassistischen Bücher stachelten die anderen Schüler auf. Unsere Freunde und andere Kinder, die einmal Freunde gewesen waren, fingen an, Miriam und mir Schimpfworte wie »dreckige, stinkende Juden« zuzurufen. Ihre Beschimpfungen machten mich total wütend. Wer waren sie denn, dass sie uns dreckig nennen durften? Ich war genauso sauber, wenn nicht sauberer als sie alle, das wusste ich! Kinder begannen, uns zu bespucken und bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu verprügeln. Eines Tages fand sich in unserem Mathematikbuch die folgende Aufgabe: »Wenn du fünf Juden hast und drei tötest, wie viele Juden sind dann übrig?«
    Voller Bestürzung und Angst rannten Miriam und ich weinend nach Hause. Unsere Kleider waren völlig verschmutzt, weil man uns wieder einmal in den Dreck geschubst hatte, unsere staubigen Gesichter waren tränenüberströmt. »Kinder, es tut mir ja so leid«, sagte Mama, indem sie uns umarmte und küsste, »aber wir können nichts tun. Habt keine Angst. Seid einfach brave Mädchen. Sprecht eure Gebete, erfüllt eure Aufgaben auf dem Hof und übt weiter Lesen.«
    Eines Tages, es war im Jahr 1941, spielten ein paar Jungen der Lehrerin einen Streich, während sie uns den Rücken zuwandte. Sie legten ihr Vogeleier auf den Stuhl. Die ganze Klasse wusste Bescheid, aber niemand sagte ein Wort. Wir alle hielten den Atem an, als die Lehrerin sich umdrehte und hinsetzte. Natürlich zerbrachen die Eier im selben Moment, als ihr Gesäß auf dem Stuhl landete, und besudelten ihr neues Kleid.
    »Das waren die dreckigen Jüdinnen«, verkündete einer der Jungen aus unserer Klasse ganz sachlich.
    »Wart ihr das?«, fragte die Lehrerin und schaute Miriam und mich an. »Nein, Fräulein Lehrerin, nein!« Wir waren entsetzt. Wir hatten uns noch nie so danebenbenommen, nie einem Lehrer Streiche gespielt. Was für endlose Vorhaltungen hätten wir von unseren Eltern bekommen, hätten wir so etwas gewagt! Und wir gingen ja gern zur Schule und lernten gern.
    Und dann geschah es. »Doch, sie waren es!«, kreischten die anderen Kinder. »Sie waren es! Wir haben es gesehen!« Es war, als hätten sie alle zuvor hinter unserem Rücken eine geheime Absprache getroffen, und dies war das Ergebnis.
    Miriam und ich protestierten, aber es war zwecklos. Wir waren Jüdinnen, und wir waren schuldig.
    Ohne weitere Fragen zu stellen, zitierte uns die Lehrerin nach vorn vor die Klasse, damit wir unsere Strafe erhielten. Sie warf getrocknete Maiskörner auf den Boden, zeigte auf uns und befahl: »Auf die Knie!« Eine Stunde lang ließ sie uns auf diesen Maiskörnern vor der Klasse knien. Die harten Körner bohrten sich in unsere nackten Knie. Aber das war es nicht, was uns am meisten verletzte. Am schlimmsten war tatsächlich, wie unsere Klassenkameraden sich über uns lustig machten, uns anzüglich angrinsten, hässliche, feixende Grimassen schnitten. Miriam und ich waren ebenso schockiert wie verletzt.
    Als wir nach Hause kamen und unserer Mutter alles erzählten, sagte sie unter Tränen und Umarmungen: »Ach, Kinder, es tut mir so leid. Wir sind Juden und wir müssen das einfach hinnehmen. Wir können nichts tun.« Ihre Worte erbosten mich mehr als die Bestrafung durch die Lehrerin. Am liebsten hätte ich selbst jemanden verprügelt, etwas Hartes wie diese Körner zu Pulver zerschlagen. Wie konnten Mamas Worte richtig sein?
    Als Papa am Ende des Tages von der Feldarbeit kam und hörte, was uns passiert war, lautete seine Einstellung dazu wie die von Mama. »Seit zweitausend Jahren glauben die Juden daran, dass sie überleben werden, wenn sie sich mit den jeweiligen Verhältnissen zu arrangieren bemühen«, sagte er. »Wir

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