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Ich habe den Todesengel überlebt - Mozes Kor, E: Ich habe den Todesengel überlebt

Ich habe den Todesengel überlebt - Mozes Kor, E: Ich habe den Todesengel überlebt

Titel: Ich habe den Todesengel überlebt - Mozes Kor, E: Ich habe den Todesengel überlebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva;Buccieri Mozes Kor
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müssen der Tradition folgen. Immer versuchen, uns mit den Verhältnissen zu arrangieren.« Papa argumentierte, da wir so abgelegen lebten, dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten, würden sich die Nazis nicht die Mühe machen, uns zu holen.
    An den Nachmittagen und Abenden setzten sich die Belästigungen fort. Junge Männer, die der Ungarischen Nationalsozialistischen Partei angehörten, aber noch keine achtzehn Jahre alt waren – das Alter, in dem sie den Militärdienst antreten konnten –, umstellten oftmals unser Haus und riefen stundenlang Obszönitäten zu uns herüber. »Dreckige Juden!«, schrien sie. »Irre Schweine!« Sie warfen mit Tomaten oder Steinen, die unsere Fensterscheiben zertrümmerten. Andere Dorfbewohner schlossen sich an. Manchmal ging das über volle drei Tage so und wir konnten das Haus in dieser Zeit nicht verlassen.
    »Papa!«, rief ich, »bitte geh nach draußen und mach etwas, damit sie aufhören!« Ich wünschte mir, dass er etwas tat!
    »Eva, wir können nichts dagegen tun. Lerne einfach, es hinzunehmen.«
    Damals konnte ich das nicht wissen, aber Mama und Papa fürchteten zweifellos, dass sie, wenn sie diese jugendlichen Straftäter aufzuhalten oder ihnen entgegenzutreten versuchten, verhaftet und von uns weggeholt würden. So waren wir alle wenigstens noch als Familie zusammen.
    Miriam und ich drängten uns verängstigt in unserem Bett aneinander. Unsere Schwestern hielten sich von den Fenstern fern. Ich weiß, dass sie ebenfalls Angst hatten.
    Die Verhältnisse verschlechterten sich zusehends. Im Juni 1941 trat Ungarn als verbündeter Kriegspartner von Hitler, dem Judenhasser, und Deutschland in den Zweiten Weltkrieg ein. In anderen Ländern Europas wurden die Juden gezwungen, einen gelben Davidsstern, den Judenstern, außen an ihrer Kleidung oder an ihren Jacken zu tragen, damit jeder sehen konnte, dass sie Juden waren. Wir mussten den gelben Stern nicht tragen, aber jeder wusste ja, dass wir Juden waren. In unserem Dorf waren wir zunehmend isoliert.
    Im Gegensatz zu vielen jüdischen Kindern in Europa durften Miriam und ich immer noch zusammen mit anderen, nicht-jüdischen Kindern die Schule besuchen, auch wenn es dort für uns immer schwieriger wurde, denn die Hänseleien und Verhöhnungen nahmen kein Ende. Unsere älteren Schwestern Edit und Aliz, die Glücklichen, erhielten Privatunterricht in deutscher Sprache, Kunsterziehung, Musik, Zeichnen, Mathematik und Geschichte – all den Fächern, die auf dem Gymnasium Pflicht waren – von einer jüdischen Lehrerin, die mit uns in unserem Haus lebte.
    Während das Herbstlicht sich zu frühen Wintertagen eintrübte, wurden die Tage kürzer und unser Leben immer stärker beeinträchtigt. Wir wagten nicht mehr draußen zu spielen oder so oft wie früher ins Dorf zu gehen. Unsere Eltern ließen sich ihre Gefühle niemals anmerken, doch bei Miriam und mir wuchs die Angst ständig.
    Dann, eines Nachts Ende September 1943, rüttelten uns Mama und Papa aus dem Schlaf. »Eva! Miriam!«, flüsterten sie mit eindringlicher Stimme. »Zieht euch an! Nehmt eure warmen Kleider, so viele, wie ihr übereinander tragen könnt, dazu eure Jacken und Stiefel. Zündet bloß nicht die Kerze an! Es muss alles dunkel bleiben. Und seid ganz, ganz leise.«
    »Wa-was haben wir denn vor?«, fragte ich schlaftrunken.
    »Tut einfach, was wir euch sagen!«, murmelte Papa.
    Wir schichteten unsere warmen Kleider übereinander und gingen in die Küche. Im Schein der glühenden Holzscheite von der Feuerstelle sahen wir unsere älteren Schwestern dort stehen. Auch sie hatten ihre Sachen gebündelt, ihre Gesichter schienen inmitten der Schatten aus Stein.
    Papa schob uns vier Mädchen zusammen und flüsterte: »Kinder, die Zeit ist gekommen, wir müssen fort. Wir werden versuchen, die Grenze zum nicht-ungarischen Teil Rumäniens zu überschreiten, wo wir in Sicherheit sein werden. Folgt uns, und denkt daran: kein Geräusch.«
    Im Gänsemarsch, mit Papa an der Spitze und Mama am Schluss, schlüpften wir aus dem Haus in die Dunkelheit. Draußen war es kalt und windig. Aber in diesem Moment hatte ich nur einen Gedanken: Wir waren in Schwierigkeiten, in großen Schwierigkeiten. Und wir liefen davon.
    Stumm gingen wir, einer hinter dem anderen, zum rückwärtigen Tor unseres Anwesens am Ende des Obstgartens. Gleich jenseits des Tors verliefen die Eisenbahnschienen. Nachts verkehrten keine Züge. Es war ruhig bis auf die Geräusche der Grillen und den gelegentlichen

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