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Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg

Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg

Titel: Ich habe Jakobs Arsch geküsst: Von Pilgern und Bettwanzen: 800 Kilometer unterwegs auf dem Jakobsweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Messner
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Wikipedia - ist schon toll: Ex-Jünger Jakob soll quasi als Wegbereiter als erster auf der Strecke des Camino gen Santiago marschiert sein. Mein Hinweis, dass der Gute dann ja auf dem Weg zu seinem angeblichen eigenen Grab unterwegs gewesen sein musste, löst allgemeine Heiterkeit aus. Aber bei Heiligen weiß man ja nie. Der Variantenreichtum der Jakobslegenden ist sowieso schon beeindruckend. Steinerne Boote brachten dieausgebleichten Knochen des ehemaligen Jüngers schließlich an die galicische Küste…
    Zwei Mitpilger erzählen, dass sie vergangene Nacht mit furchtbaren Schnarchern im Schlafsaal waren, und dass ihre Betten davon tatsächlich spürbar vibrierten.
    Es gibt inzwischen gefürchtete Schnarchpilger, denen man aus dem Weg und Schlafsaal zu gehen versucht. Aufmerksam beobachten die ersten Schlafsaalgenossen, wer denn da so dazukommt und die Nachbarbetten belegt. Wenn möglich, wird dann beim Auftauchen berüchtigter Schlafstörer noch schnell in eine andere Ecke geflüchtet. Ein Wünschelrutengänger, der nachmittags potenzielle Schnarcher aufspürt, wäre hier der absolute Renner.
    Ich stelle fest: Pilgern ist ein biologischer Geräuschwettbewerb .
    Des Tages verschmachtete ich vor Hitze und des Nachts vor Frost, und kam kein Schlaf in meine Augen. 1. Mose 31.40

8. Tag: Von Los Arcos nach Viana
    Der Weg führt wieder durch Wein- und abgeerntete Getreidefelder, leicht bergauf und bergab. Wir sind inzwischen wirklich gut eingelaufen und kommen gut voran. 19 Kilometerdurch die beigebraune Hügellandschaft sind in fünfeinhalb Stunden leicht durchschritten. Wir machen dabei sogar noch ausgiebig Pause fürs zweite Frühstück. Viana bietet über dem Ebrotal gelegen einen weiten Blick über die Landschaft.
    Heute lief uns zum wiederholten Mal ein kauziger Typ in einem braunen Ganzkörperlumpen über den Weg. André trägt neben dem Überwurf, der von leicht zu begeisternden Mitpilgern als originale Pilgertracht des Spätmittelalters identifiziert wird, nur ein kleines Bündel, einen Filzhut und einen auffälligen Pilgerstab bei sich. Ich bezeichne den geschätzt 60-Jährigen Sandalenträger als Jakobs Maskottchen. Er hat einen Luftröhrenschnitt und spricht mit blecherner Stimme Spanisch - meist mit sich selbst. Er lässt sich gern einladen und soll den Camino seit ein paar Jahren immer hin- und herwandern, so der Caminofunk. Vielleicht ist er aber auch einfach nur ein Obdachloser, der seinem Dasein ein wenig Abwechslung verschafft. Er ist freundlich. Nur wenn er durch sein Atemloch im Hals den angesammelten Schleim aus der Lunge hustet, sollte man mit dem Essen schon fertig sein.
    Nach einem lustigen Abend in einem Gewölbekellerrestaurant mit Pilgermenü und einer Menge Vino tinto aus Navarra (Menü 10,50 Euro, russischer Salat, Schweinesteak mit Fritten und Karamellpudding) sitzen wir noch ein Weilchen beim allerletzten Fläschchen vor unsererkommunenartigen Hippie-Herberge. Holly aus Dublin will unbedingt noch mehr vom roten Wein, bekommt aber parallel zunehmend Probleme mit ihrer Muttersprache. Der Herbergsvater bläst schließlich um viertel vor zehn dankenswerterweise zum Aufbruch in die Betten.
    Eines der Hauptthemen des Abends sind unsere Erfahrungen mit der spanischen Gastfreundschaft am Camino. Jeder hat schon zu Herzen gehende Begegnungen gehabt - in die eine und in die andere Richtung. Dass die Öffnungs- und Essenszeiten, die Angebote und Verhaltensweisen den zahllosen internationalen Gästen nicht ein bisschen angepasst werden, irritiert. Spanien ist ein wundersames Land und erinnert manche an ein Standbild der 70er Jahre. Sehr viele Geschäfte haben hier in Nordspanien nur rund sechs Stunden am Tag geöffnet: Von zehn bis 13 und von 16 bis 19 Uhr -davon träumen die deutschen Ladenbesitzer: Deutlich niedrigere Nebenkosten und in wenigen Stunden immer große Umsätze. Das ist noch schlimmer als früher in Deutschland, als man jeden Abend nach der Arbeit ein Wettrennen zum Supermarkt mitmachen musste, der dann spätestens um 18.30 Uhr dicht machte.
    Kaum jemand im Service entlang des Caminos spricht auch nur einen Brocken Englisch. Und das, obwohl er oder sie jeden Tag ein paar Dutzend Mal einem Gast und Kunden aus aller Welt gegenüber steht, der halt in der Weltsprache Englisch ein paarDinge bestellen möchte. Wie beleidigend.
    Viele von uns Pilgern haben nach einer Woche auf dem Camino mehr spanische Wörter drauf, als die 30-jährige Verkäuferin im Supermarkt, die seit Jahren 50 Mal am

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