Ich habe mich verträumt
Hand.
„Ist schon gut“, flüsterte sie. „Ich werd’s überstehen.“
„Er ist es nicht mal wert, dass du ihn anspuckst, Nattie“, sagte Margaret und streichelte ihr über den Kopf.
„Er ist das Taschentuch nicht wert, in das du dich schnäuzt“, fügte Mom hinzu. „Blödmann. Drecksack. Peniskopf.“
Nat sah zu Mom auf und fing an zu lachen, was ein wenig hysterisch klang. „Peniskopf. Der ist gut, Mom.“
Schweren Schrittes trat Mr Carson zu uns. „Äh … Das tut uns alles sehr leid“, sagte er. „Offenbar hat er es sich anders überlegt.“
„Das haben wir begriffen“, fauchte Margaret.
„Es tut uns leid“, wiederholte er und sah erst Natalie an, dann mich. „Sehr leid.“
„Danke, Mr Carson“, erwiderte ich. Er nickte kurz und kehrte zu Frau und Sohn zurück. Einen Augenblick später waren sie durch den Seiteneingang verschwunden. Ich hoffte, ich würde sie nie mehr wiedersehen.
„Was möchtest du denn jetzt tun, mein Schatz?“, wollte Dad von Natalie wissen.
Nat blinzelte. „Tja“, meinte sie nach einer Weile, „ich finde, wir sollten in den Club gehen und das ganze gute Essen genießen.“ Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Ja, das machen wir. Oder?“
„Bist du sicher?“, fragte ich nach. „Du musst jetzt nicht die Tapfere spielen, Bumppo.“
Sie drückte meine Hand. „Ich hatte die beste Lehrerin.“
Und so kam es, dass alle Gäste der Familie Emerson gemeinsam zum Country Club fuhren, Shrimps und Filet Mignon aßen und Champagner tranken.
„Gut, dass ich ihn los bin“, murmelte Nat, während sie ihr wohl fünftes Glas Champagner schlürfte. „Bestimmt. Es wird nur eine Weile dauern, bis ich das durch und durch begriffen habe.“
„Ich persönlich mochte ihn schon nicht, als Grace ihn damals zum ersten Mal angeschleppt hat“, meinte Margs. „Schmieriges kleines Würstchen. Immobilienrecht – ich bitte euch! Was für ein Schlappschwanz!“
„Welcher Mann ist so blöd, gleich zwei Emerson-Mädchen abzuservieren?“, meinte Dad empört. „Zu schade, dass wir keine Kontakte zur Mafia haben. Sonst könnten wir seine Leiche im Farmington River entsorgen lassen.“
„Ich glaube nicht, dass die Mafia etwas mit weißen protestantischen Amerikanern angelsächsischer Herkunft zu tun haben will“, kommentierte Margaret, tätschelte Natalies Schulter und schenkte ihr noch mehr Champagner ein. „Aber der Gedanke ist verlockend.“
Nattie würde es überstehen, da war ich sicher. Sie hatte recht: Andrew hatte sie nicht verdient. Ihr Herz würde heilen. Meines hatte es schließlich auch geschafft.
Ich ging hin, um mich eine Weile neben Mémé zu setzen. Sie beobachtete Cousine Kitty, die so sensibel wie ein Rhinozeros mit ihrem Mann zu Endless Love tanzte. „Und? Was hältst du von der ganzen Sache, Mémé?“, wollte ich wissen.
„Das musste ja passieren. Die Leute sollten sich an mir ein Beispiel nehmen. Die Ehe ist eine geschäftliche Vereinbarung. Heirate wegen des Geldes, Grace, und es wird dir nicht leidtun.“
„Danke für den Rat.“ Ich klopfte ihr auf die knochige Schulter. „Aber jetzt mal im Ernst, Mémé: Warst du je verliebt?“
Ihr Blick verlor sich in der Ferne. „Nicht besonders“, erwiderte sie. „Da war mal ein Junge … tja. Er war keine passende Partie für mich. Hatte nicht meine Klasse, verstehst du?“
„Wer war er?“
Sie sah mich scharf an. „Was sind wir heute neugierig! Hast du eigentlich zugenommen, Grace? Um die Hüften siehst du ein wenig kräftiger aus. Zu meiner Zeit haben Frauen Miederhosen getragen.“
So viel zu einem offenen Gespräch unter Frauen. Ich seufzte, fragte Mémé, ob sie noch etwas trinken wolle, und marschierte zur Bar, an der bereits Margaret stand.
„Und?“, fragte ich. „Wie war der Küchentisch?“
„Ach, eigentlich nicht besonders bequem“, antwortete sie und grinste. „Du weißt ja, letzte Nacht war es eher feucht, und dadurch klebte ich irgendwie fest, als er …“
„Okay, das reicht“, unterbrach ich schnell. Sie lachte und bestellte ein Glas Mineralwasser.
„Wasser, hm?“
Sie verdrehte die Augen. „Na ja, noch als ich bei dir wohnte, hatte ich mir überlegt, dass … also, dass ein Kind vielleicht gar nicht so schrecklich wäre. Irgendwann. Vielleicht. Wir werden sehen. Gestern Nacht hat er gesagt, er wolle ein Mädchen, das genauso ist wie ich …“
„Ist er verrückt?“
Sie sah mich an, und ich bemerkte, dass ihre Augen feucht wurden. „Ich fand das einfach nur
Weitere Kostenlose Bücher