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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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dich zu küssen. Dann habe ich ein paar Türen zugeknallt und bin eine Weile herumgestampft.“
    Natalie war rot geworden. „Wie erfrischend“, sagte ich.
    Sie schnaubte. „Und ich war … eifersüchtig. Nicht, dass ich ein Recht darauf gehabt hätte, nach allem, was ich dir angetan habe!“
    Ich drückte ihre Hand. „Man kann sich gegen das große Kabumm! nicht wehren.“
    Fragend sah sie mich an.
    „Du weißt schon“, erklärte ich. „Den Donnerschlag. Nur ein Blick, und es passiert und dieser ganze Quatsch.“ Ich hielt inne. „Aber anscheinend habt ihr euch ja wieder vertragen, oder?“
    Sie nickte kurz. „Ich glaube schon“, flüsterte sie. Eine Weile schaute sie stumm vor sich hin und drückte dabei ganz fest meine Hand. In ihren Augen glänzten Tränen. „Grace, es tut mir ja so leid, dass ich mich von allen Männern auf der Welt ausgerechnet in ihn verlieben musste. Dass ich dir so wehgetan habe.“ Sie seufzte schwer. „Ich habe es noch nie gesagt, aber jetzt tue ich es. Es tut mir wahnsinnig leid.“
    „Tja, weißt du, das war wirklich beschissen“, gab ich zu. Es tat gut, es einmal auszusprechen.
    „Bist du sauer auf mich?“ Zwei Tränen rannen ihr über die Wangen.
    „Nein“, sagte ich sofort. Dann überlegte ich noch einmal. „Also … jetzt nicht mehr. Ich habe mich sehr bemüht, nicht sauer zu sein. Und um ehrlich zu sein, war ich eher sauer auf Andrew. Aber ein Teil von mir war einfach nur fassungslos. Es war nicht fair.“
    „Du weißt, dass du mir der liebste Mensch auf der ganzen Welt bist. Der letzte Mensch, den ich je wissentlich verletzen würde. Das lag nie in meiner Absicht. Ich hasste mich dafür, dass ich mich in Andrew verliebt habe. Ich hasste es.“ Jetzt weinte sie richtig.
    Ich legte ihr meinen Arm um die Schultern und zog sie an mich, sodass unsere Köpfe sich berührten, während wir Seite an Seite dasaßen, ohne uns anzusehen. Ich fand es nicht schön, dass meine Schwester weinte, aber vielleicht musste es einfach sein. Und vielleicht musste ich es auch einfach mal sehen. „Tja“, meinte ich leise, „es hat wehgetan. Ziemlich. Ich wollte nicht, dass du es merkst. Aber jetzt bin ich darüber hinweg. Wirklich.“
    „Dass du dir Wyatt nur ausgedacht hast …“ Sie brach ab. „Ich glaube, das ist das Netteste, das je ein Mensch für mich getan hat. Und natürlich hat es mir gefallen!“ Sie lachte bitter. „Irgendwie habe ich geahnt, dass da was faul ist, weißt du? Ich hatte dir alles abgenommen … bis du von den streunenden Katzen anfingst.“ Sie grinste.
    Ich verdrehte die Augen. „Ich weiß.“
    Nat seufzte. „Ich schätze, ich wollte die Wahrheit gar nicht wissen.“ Wir schwiegen eine Weile. „Weißt du, Grace“, fuhr sie dann fort, „du musst nicht mehr auf mich aufpassen. Du musst mich nicht mehr vor jedem negativen Gefühl beschützen.“
    „Na ja“, meinte ich und spürte, wie mir die Tränen kamen, „irgendwie muss ich das schon. Als große Schwester ist das doch meine Aufgabe.“
    „Vergiss deine Aufgabe“, sagte sie einfach und schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr. „Vergiss, dass du die große Schwester bist. Lass uns einfach Schwestern sein. Auf Augenhöhe, okay?“
    Ich sah in den klaren blauen Himmel. Seit ich vier Jahre alt war, hatte ich mich um Natalie gekümmert, sie bewundert, beschützt. Vielleicht wäre es wirklich ganz schön, sie einfach nur … lieb zu haben. Einfach nur Liebe zu spüren anstatt Bewunderung. Auf Augenhöhe … wie sie gesagt hatte.
    „Wie bei Margaret“, überlegte ich laut.
    „Oh Gott, werd bloß nicht wie Margaret!“, stöhnte sie mit gespieltem Entsetzen auf, und wir brachen in Gelächter aus. Dann klappte sie ihre Handtasche auf und reichte mir ein Taschentuch natürlich hatte sie ein niedliches kleines Päckchen mit aufgedruckten Rosen dabei –, und wir saßen noch einen Moment Händchen haltend da und lauschten dem Gesang der Spottdrossel.
    „Grace?“, meinte sie dann.
    „Ja?“
    „Ich fand Callahan richtig nett.“
    Das zu hören, war, als würde jemand auf einen blauen Fleck drücken, um zu sehen, ob es noch wehtat. Das tat es. „Ich auch“, flüsterte ich. Sie drückte meine Hand und war so klug, nichts weiter zu sagen. Nach einer Weile räusperte ich mich und sah zum Restaurant hinüber. „Sollen wir wieder reingehen?“
    „Nö“, meinte sie. „Sollen die sich ruhig wundern. Wir könnten einen Streit inszenieren, nur so aus Spaß.“
    Ich lachte. Die gute alte Nattie. „Du

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