Ich habe mich verträumt
süß, Grace. Damit hat er mich drangekriegt.“
„Ja, aber dann müsst ihr sie großziehen. Diese Mini-Margs“, entgegnete ich mit gespieltem Entsetzen. „Der Mann muss dich wirklich lieben!“
„Ach, sei still!“, rief sie, musste aber lachen. „Aber das mit dem Baby ist … na ja. Irgendwie okay.“
„Ach, Margs!“ Ich lächelte. „Ich glaube, du wärst eine tolle Mutter. In mancherlei Hinsicht, zumindest.“
„Dann wirst du babysitten, ja? Wann immer ich Kotze im Haar habe und ein schreiendes Kind auf dem Arm und kurz davor bin, den Kopf in den Ofen zu stecken?“
„Auf jeden Fall.“ Ich drückte sie kurz, was sie geschehen ließ, ja, sogar erwiderte.
„Geht’s dir gut, Grace?“, fragte sie dann. „Diese ganze Geschichte mit Andrew ist doch unglaublich, oder?“
„Eines kannst du glauben: Ich bin froh, wenn ich den Namen nie wieder hören muss“, entgegnete ich. „Mir geht es gut. Es tut mir nur für Natalie so leid.“
Doch sie würde sich wieder erholen. Schon jetzt lachte sie über etwas, das mein Vater erzählte. Meine Eltern saßen dicht neben ihr, und Mom fütterte sie fast schon zwanghaft mit Vorspeisen. Andrew war ihrer nicht würdig gewesen.
Oder meiner. Nein, Andrew hatte mich nie verdient gehabt, das sah ich jetzt ein. Ein Mann, der Liebe als selbstverständlich hinnimmt, ist einfach ein Mistkerl.
Callahan O’Shea war da schon ein anderes Kaliber.
„Wie sehen denn deine Pläne für den Sommer aus?“, erkundigte sich Margaret. „Hast du schon Angebote für das Haus bekommen?“
„Zwei sogar“, antwortete ich und trank einen Schluck Gin Tonic.
„Ich muss schon sagen, dass ich mich sehr wundere“, bemerkte Margs. „Ich dachte immer, du liebst dieses Haus.“
„Das tue ich auch. Also … das habe ich. Es ist nur … Es wird Zeit für einen Neuanfang. Eine Veränderung ist nicht das Schlimmste auf der Welt, oder?“
„Nein, wohl nicht“, sagte sie. „Na komm. Setzen wir uns zu Natalie.“
„Da sind sie ja!“, strahlte mein Vater, als wir uns näherten. „Jetzt sind die drei hübschesten Mädchen der Welt zusammen. Ich meine natürlich vier“, fügte er schnell hinzu und legte seinen Arm um Mom, die die Augen verdrehte.
„Dad, hat Grace dir schon erzählt, dass sie ihr Haus verkauft?“, fragte Margaret.
„Was? Nein! Aber Schätzchen! Warum hast du nichts gesagt?“
„Weil das keine Gruppenentscheidung sein sollte, Dad.“
„Aber wir haben doch gerade erst neue Fenster einsetzen lassen!“
„Weshalb wir das Haus auch viel besser verkaufen können, wie die Maklerin sagte“, erwiderte ich ruhig.
„Und wo willst du hinziehen?“, wollte Mom wissen. „Doch nicht weit weg, oder?“
„Nein, nicht weit.“ Ich setzte mich neben Nat, die bereits den gleichgültigen Look kultivierte, den ich von eineinhalb Jahren einstudiert hatte. „Alles klar, Kleine?“
„Ja. Mir geht’s gut. Also, nicht richtig gut, aber … du weißt schon.“ Ich nickte.
„Hast du eigentlich etwas von der Stelle bei euch im Fachbereich gehört?“, erkundigte sich Margs.
„Oh, ja“, antwortete ich. „Sie haben jemanden von außerhalb genommen, aber sie scheint sehr gut zu sein.“
„Vielleicht gibt sie dir eine Gehaltserhöhung“, überlegte Dad. „Es wäre doch schön, wenn du mehr verdienen würdest als ein sibirischer Landarbeiter.“
„Ich habe schon überlegt, ob ich mir als Edelhure etwas dazuverdienen soll“, meinte ich. „Kennt ihr irgendwelche Politiker, die Bedarf haben?“
Natalie lachte auf, und wir mussten schmunzeln.
Eine Weile später, nach dem Essen, suchte ich die Toilette auf. Aus einer Kabine drang die Stimme meiner lieben Cousine Kitty.
„… anscheinend hat sie also nur vorgegeben, einen Freund zu haben, damit wir sie nicht bemitleiden“, sagte Kitty. „Der Arzt war reine Erfindung! Und dann gab es da wohl einen Häftling, dem sie ins Gefängnis geschrieben hat …“ Die Spülung rauschte, und Kitty kam aus der Kabine. Und aus dem benachbarten Abteil trat Tante Mavis. Als sie mich sahen, erstarrten sie.
„Hallo die Damen“, sagte ich liebenswürdig und strich vor dem Spiegel mein Haar glatt. „Amüsiert ihr euch? So viel Klatsch und Tratsch und nur so wenig Zeit!“
Kittys Gesicht lief so rot an wie ein Pavianpopo. Tante Mavis, die abgebrühter war, verdrehte lediglich die Augen.
„Habt ihr sonst noch Fragen zu meinem Liebesleben? Irgendwelche Informationslücken? Was wollt ihr wissen?“ Ich lächelte, verschränkte die Arme
Weitere Kostenlose Bücher