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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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Geburtstag geschenkt. Ich hatte die ganze verdammte Party geplant, gute Verlobte, die ich war! Ein Picknick auf einer Uferwiese des Farmington River. Seine Freunde von der Arbeit– die damals unsere Freunde gewesen waren – und Ava, Paul, Kiki, Dr. Eckhart, Margaret, Stuart, Julian, Mom und Dad sowie Andrews schnöselige Eltern, denen ein Picknick in aller Öffentlichkeit nicht sonderlich behagt hatte. Was war das für ein wunderbarer Tag gewesen! Damals, als Andrew mich noch geliebt hatte. Bevor er meiner Schwester begegnet war.
    „Oh. Genau. Ich liebe diese Uhr“, sagte er leicht verlegen und reichte mir den Wein.
    „Das ist gut, weil sie nämlich ein Vermögen gekostet hat“, entgegnete ich mit perversem Vergnügen. „Ein Unikat.“
    „Und sie ist … wundervoll“, murmelte Andrew.
    Das weiß ich, Blödmann. „Ihr habt es ja wirklich sehr ge mütlich. Wohnst du jetzt auch hier, Andrew?“, fragte ich nur ein kleines bisschen lauter als nötig.
    „Tja, also … äh, noch nicht ganz … Ich muss noch ein paar Monate Miete für meine Wohnung bezahlen. Also, nein, noch nicht richtig.“ Er warf Natalie einen nervösen Blick zu.
    „M-hm. Aber da so viele Sachen von dir ja schon hier sind …“ Ich trank einen kräftigen Schluck Chardonnay.
    Keiner von beiden sagte etwas. Betont freundlich fuhr ich fort: „Das ist doch schön. Spart Miete. Total logisch.“ Und schnell . Aber natürlich waren sie verliebt. Wer wäre nicht verliebt in Natalie, den Stolz unserer Familie? Nat war jünger. Blond, blauäugig. Größer. Dünner. Hübscher. Klüger. Herrje, ich wünschte, Wyatt Dunn wäre echt! Wünschte, Callahan O’Shea wäre hier! Alles andere als dieser Nachhall der Abweisung, der einfach nicht verklang. Ich lockerte meinen verkrampften Unterkiefer, setzte mich neben meine Schwester und sah sie an. „Oh Gott, wir sehen uns wirklich überhaupt nicht ähnlich.“
    „Oh, doch, das finde ich schon!“, erklärte sie in vollem Ernst. „Abgesehen von der Haarfarbe. Weißt du noch, wie ich in der Highschool mal diese Dauerwelle gemacht habe? Und dann mein Haar braun färbte?“ Sie lachte und legte ihre Hand auf mein Knie. „Ich war am Boden zerstört, als es dann doch nicht so aussah wie bei dir.“
    Und schon war es vorbei. Ich konnte Natalie einfach nicht böse sein. Es war fast so, als wäre es mir nicht vergönnt , sauer auf Natalie zu sein, niemals. Ich erinnerte mich an den Tag, den sie beschrieb. Sie hatte sich ihr wunderbares glattes Haar tatsächlich mit einer Heimdauerwelle verunstaltet und es dann noch in einem hässlichen Braunton gefärbt. Sie war vierzehn gewesen und hatte in ihrem Zimmer gesessen und geheult, als die chemischen Locken nicht ausfielen wie gewünscht. Eine Woche später waren ihre Haare wieder glatt und sie die einzige Brünette der Schule mit blondem Haaransatz gewesen.
    Sie hatte so sein wollen wie ich. Sie fand, dass wir uns ähnlich sahen – obwohl ich sieben Zentimeter kleiner und acht Kilo schwerer war, unauffällige graue Augen und auffällig tückisches Haar hatte.
    „Ja, da ist tatsächlich eine Ähnlichkeit“, sagte Andrew. Ach, halt doch die Klappe, dachte ich. Da nehme ich nun an Kursen teil, um einen Ehemann aufzutreiben, suche Männer im Internet und schmachte einen Exsträfling an, und du hast dieses Prachtstück und verdienst es kein bisschen . Tja. Ich schätze, mein Ärger war wohl doch noch nicht ganz verflogen. Zumindest nicht Andrew gegenüber.
    Er schien meine Stimmung aufzufangen. „Ich sehe lieber mal nach dem Risotto. Hoffentlich quillt es jetzt endlich, sonst muss ich noch einen Risotto-Tanz aufführen oder so etwas.“ Mit diesen Worten eilte er in die Küche wie eine aufgescheuchte Krabbe.
    „Ist alles in Ordnung, Grace?“, erkundigte sich Natalie.
    Ich atmete tief durch. „Sicher.“ Ich hielt kurz inne. „Na ja, Wyatt und ich haben uns gestritten.“
    „Oh, nein!“
    Ich schloss die Augen. Es war erschreckend, wie gut ich mittlerweile im Lügen war. „Doch. Er kümmert sich so aufopfernd um all die Kinder, weißt du?“ Ja, Grace, ein echtes Arschloch, dein Kinderchirurg! „Ich meine, es ist bewundernswert. Ich bin total verrückt nach ihm. Aber ich sehe ihn kaum.“
    „Ich schätze, das ist wohl das Berufsrisiko“, murmelte Natalie und sah mich mitfühlend an.
    „Ja.“
    „Aber er macht es doch sicher wieder gut, hoffe ich?“, fragte sie nun nach, und ich erwiderte, ja, das tue er. Frühstück im Bett … mit Erdbeeren und Waffeln,

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