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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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die nur ein kleines bisschen angebrannt waren, so lieb von ihm, er sei manchmal wie ein Kind … die Blumen, der er geschickt hat (ich hatte mir tatsächlich selbst einen Strauß geschickt). Wie er mir zuhörte … so aufmerksam allem lauschte, was in der Schule passiert ist. Der hübsche Schal, den er mir letztes Wochenende gekauft hat (ich hatte tatsächlich einen neuen Schal, nur, dass ich ihn an dem Tag, als Julian und ich shoppen gewesen waren, selbst gekauft hatte).
    „Oh, hey, habe ich dir schon erzählt, dass ich mich für die Stelle als Vorsitzende des Fachbereichs Geschichte bewerbe?“, wechselte ich dann das Thema.
    „Ach, Grace, das ist ja wunderbar!“, rief meine Schwester. „Du könntest da so viel verbessern! Unter deiner Leitung wirddas alles bestimmt richtig aufblühen!“
    Wie auf ein Stichwort klingelte in diesem Moment mein Handy. Ich stand auf, griff in meine Tasche, kramte es hervor und klappte es auf. „Wyatt“, flüsterte ich Natalie zu und lächelte.
    „Okay, dann lasse ich euch mal ein bisschen Privatsphäre.“ Sie wollte aufstehen.
    „Nein, bleib ruhig da“, sagte ich. Schließlich sollte sie das Gespräch mitbekommen … zumindest das Ende. „Hallo Liebling!“
    „Hallo Schätzchen“, sagte Julian. „Ich überlege, meinen Namen zu ändern.“
    „Oh, nein! Geht es ihm gut?“, wollte ich wissen und dachte sogar an das besorgte Stirnrunzeln, das ich auf der Herfahrt im Rückspiegel geübt hatte.
    „Etwas Männlicheres, weißt du? Will oder Jack. Oder Spike. Was denkst du?“
    „Ich denke, er kann froh sein, dass er dich als Arzt erwischt hat“, antwortete ich entschieden.
    „Nein, das ist vielleicht doch zu protzig. Wie wäre es mit Mike? Oder Mack? Na ja, vielleicht ändere ich doch nichts. Meine Mutter würde mich umbringen.“
    „Nein, nein, das ist schon in Ordnung, Liebling. Das verstehe ich. Natürlich werden sie das. Nein … sie wissen doch, womit du dein Geld verdienst! Schließlich bist du ja kein …“, ich überlegte kurz, „kein Schreiner oder Mechaniker oder so. Du rettest immerhin Leben!“
    „Komm wieder runter, Mädchen“, meinte Julian.
    „Du hast recht.“
    „Was gibt es zum Essen?“, fragte mein Freund.
    „Risotto, Spargel und Fisch. Tilapia. Und eine leckere Torte, für die meine Schwester sich extra ins Zeug gelegt hat.“
    „Ich gebe Grace ein paar Stücke mit!“, rief Natalie.
    „Ja, ich will auf jeden Fall etwas von der Torte“, bekräftigte Julian. „Die habe ich mir verdient. Sollen wir noch ein bisschen plaudern? Willst du, dass ich dir einen Antrag mache?“
    „Nein, nein, Schatz, ist schon gut. Dann wünsche ich dir noch eine gute Nacht“, antwortete ich.
    „Ich liebe dich“, sagte Julian. „Jetzt sag du es.“
    „Oh, äh, ich dich auch.“ Mein Gesicht glühte – so weit wollte ich dann doch nicht gehen, einem erfundenen Freund meine Liebe zu gestehen. Dann klappte ich das Handy zu und seufzte. „Tja, er schafft es nicht. Die OP war komplizierter als erwartet, und er will in der Nähe bleiben, bis der Kleine das Gröbste überstanden hat.“
    „Ooh“, seufzte Natalie. In ihrem Gesicht spiegelte sich Bewunderung. „Ach, Grace, es tut mir ja so leid, dass er nicht kommen kann, aber … mein Gott, er hört sich wundervoll an!“
    „Das ist er“, bestätigte ich. „Das ist er.“
    Nach dem Essen begleitete Nat mich noch bis zum Parkplatz in der Tiefgarage. „Es tut mir sehr leid, dass ich Wyatt nicht kennenlernen konnte“, sagte sie. „Aber wie schön, dass du da warst.“ Ihre Stimme hallte von den Betonmauern wider.
    „Danke.“ Ich schloss den Wagen auf, stellte die Tupperdose mit Julians großzügigem Stück Torte auf den Rücksitz und drehte mich wieder zu Natalie um. „Dann ist es mit dir und Andrew also wirklich ernst?“
    Sie zögerte. „Ja. Ich hoffe, das ist okay für dich.“
    „Na ja, ich habe nicht gewollt, dass es nur eine kurze Affäre ist“, erwiderte ich ein wenig scharf. „Das würde wirklich wehtun, weißt du? Ich bin nur … ich freue mich. Es ist gut.“
    „Bist du sicher?“
    „Ja, bin ich.“
    Sie lächelte ihr aufrichtiges, seliges Lächeln. „Danke. Wenn ich Wyatt endlich einmal kennenlerne, muss ich mich unbedingt bei ihm bedanken. Um die Wahrheit zu sagen: Ich glaube, ich hätte mich von Andrew getrennt, wenn du keinen neuen Freund gehabt hättest. Es würde sich dann einfach falsch anfühlen.“
    „Hm“, meinte ich nur. „Tja, ich … ich sollte fahren. Tschüss, Nattie.

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