Ich habe mich verträumt
Danke für das leckere Essen.“
Auf dem Nachhauseweg begann es in Strömen zu regnen, und die Scheibenwischer meines kleinen Autos rackerten sichtapfer ab, damit ich etwas sehen konnte. Es war eine ungemütliche Nacht, kälter als normal und recht stürmisch, so wie an dem Abend, als mir der Reifen geplatzt war. Als ich Wyatt Dunn zum ersten Mal begegnet war. Ich schnaubte.
Eine Sekunde lang stellte ich mir vor, ich hätte damals auf der Toilette bei Kittys Hochzeit nichts gesagt. Hätte Natalie nicht ihr Schuldgefühl genommen und zugegeben, dass ich es für falsch hielt, wenn eine Frau mit einem Mann ausging, der mal mit ihrer Schwester verlobt gewesen war. Dann wäre Andrew ein für alle Mal aus meinem Leben verschwunden, und ich hätte nie mehr mit ansehen müssen, wie seine Augen bei Natalies Anblick vor Dankbarkeit und Faszination aufleuchteten ein Ausdruck, den ich, offen gestanden, vorher nie bei ihm gesehen hatte. Nein, wenn Andrew mich angesehen hatte, hatte man Zuneigung, Respekt und Zufriedenheit erkennen können. Das alles waren gute Empfindungen, aber kein Kabumm! Ich hatte ihn geliebt. Er hatte dieses Gefühl nicht mit derselben Intensität erwidert.
Obwohl Margaret, als ich nach Hause kam, bereits im Gästezimmer schlief und Angus sich sehr anstrengte, mir mitzuteilen, dass ich die wunderbarste Kreatur auf Gottes Erde war, fühlte sich das Haus leer an. Ach, hätte ich doch nur diesen netten Doktorfreund, der mich jetzt anriefe! Ach, wäre er jetzt doch nur auf dem Weg zu mir! Ich würde ihm ein Glas Wein einschenken und die Schultern massieren, und er würde dankbar zu mir auflächeln. Vielleicht würden wir uns hier auf der Couch zusammenkuscheln und dann ins Bett gehen. Angus würde Wyatt Dunn nicht einmal ansatzweise zwicken, weil Angus – in dieser Fantasie zumindest – ein ausgezeichneter Menschenkenner war und Wyatt einfach nur verehrte.
Ich putzte mir die Zähne, wusch das Gesicht, schnitt meinem Haar eine Grimasse und überlegte plötzlich, ob ich nicht noch mal auf den Dachboden gehen sollte. Ja. Besser wäre das. Schließlich hatte es heftig geregnet, auch wenn es im Moment nur noch neblig und feucht war. Ich musste nachsehen, ob … vielleicht ein Fenster offen war? Vielleicht regnete es später nocheinmal? Es hatte bestimmt nichts damit zu tun, dass Callahan O’Shea auf dem Dach liegen könnte, denn es war kühl und …
Callahan O’Shea lag auf dem Dach. Gut für dich, Cal, dachte ich, du bist nicht der Typ, den ein bisschen Neuenglandwetter von seinem Vorhaben abbringen kann.
Er musste es im Gefängnis vermisst haben, draußen zu sein. Gut, offenbar war es eine Art Luxusbau gewesen, aber wenn ich ihn mir vorstellte, trug er einen orangefarbenen Overall oder gestreifte Häftlingskleidung und saß in einer Gitterzelle mit Metallbett. (Es gab einfach nicht genügend Filme mit Luxusgefängnissen, also war das Gefängnis meiner Fantasie identisch mit dem in Die Verurteilten) .
Eine Sekunde lang stellte ich mir vor, wie es wohl wäre, mit Callahan O’Shea dort unten auf dem Dach zu liegen, in seinem Arm, den Kopf an seiner Schulter. Das Bild war so deutlich, dass ich den Schlag seines Herzens unter meiner Hand spürte und seine Finger, die mit meinem Haar spielten. Hin und wieder würde einer von uns dem anderen etwas zuflüstern, aber die meiste Zeit lägen wir einfach nur still da.
„Verschwende nicht deine Zeit“, warnte ich mich leise selbst. „Auch ohne Vorstrafe wäre er nicht dein Typ.“ Außerdem , so fügte meine kleine irritierende innere Stimme hinzu, kann er dich noch nicht einmal leiden . Hinzu kam dieses unbehagliche Gefühl, das ich jedes Mal in Gegenwart meines großen, muskulösen Nachbarn empfand … nein. Ich wollte Trost, Sicherheit, Stabilität. Keine kribbelnde Erregung und sexuelle Anziehung. Egal, wie gut es von hier oben auch aussah.
14. KAPITEL
G race?“
Angus knurrte böse und sprang davon, um eine Motte anzugreifen. Ich sah von meiner Gartenarbeit auf – Stiefmütterchen auf der rückseitigen Veranda eintopfen. Es war Sonntagmorgen, und Callahan O’Shea war wieder hier und stand in der Küche an der Schiebetür. Er hatte sich schon früh an die Arbeit gemacht, aber Margaret war gerade laufen (sie trainierte für einen Marathon, also wusste man nie, wann sie zurückkam), sodass er keinen Grund hatte, Pause zu machen und zu flirten.
„Ich muss das Regal unter dem Fenster wegschieben. Möchten Sie vorher Ihren … Krimskrams
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