Ich habe mich verträumt
wirklich tragisch. Aber Sie ziehen ja bald weg, oder?“
„Jupp. Ich bin sicher, Sie werden mich vermissen.“
Verdammt. Natürlich würde ich ihn vermissen. Die Sonne schien auf sein Haar und brachte alle möglichen Brauntöne zum Vorschein – Nussbraun, Karamell und Gold. Es war nicht fair, dass dieser Typ aussah wie in einer Werbung aus dem Landhauskatalog und selbst in Anglerhose und Flanellhemd sexy wirkte. Er trug die Ärmel aufgekrempelt, sodass seine gebräunten Unterarme zu sehen waren. Er hatte goldene, gerade Wimpern, die absolut grundlos attraktiv waren, und alle meine weiblichen Körperteile flehten darum, dass ich etwas unternehmen möge.
Ich räusperte mich. „Und, Callahan? Wie ist es um Ihr Liebesleben bestellt? Ich habe Sie zufällig wieder mit dieser Blonden aus der Bar gesehen.“
„Spionieren Sie wieder herum, Grace? Ich dachte, wir hätten eine Abmachung.“
Ich seufzte. „Sie stand auf Ihrer Veranda. Ich habe Unkraut gejätet.“ Ich hielt inne. „Sie haben sie geküsst.“
„Auf die Wange“, sagte er.
„M-hm. Was manche Frauen sehr romantisch finden.“ Er schwieg. „Und? Was ist mit dem Rasen, den Sie mähen wollen?“
„Das ist aber ein ziemlich grobes Bild, wenn Sie auf Sex anspielen wollen, oder nicht, Grace?“
Ich blinzelte, dann musste ich lachen. „Ich meinte doch nur, was Sie damals gesagt hatten. Dass Sie eine Frau wollen und Kinder und einen Rasen, den Sie mähen können.“
„Und genau das will ich.“ Er warf seine Angelschnur wieder aus, ohne mich anzusehen.
„Und wie kommen Sie mit der Suche voran?“
„Nicht schlecht“, antwortete er nach ein paar Sekunden. Angus knurrte.
Nicht schlecht. Was sollte das bedeuten? „Tja.“ Ich stand auf und klopfte meine Jeans ab. „Danke für den Keks, Mister. Und viel Glück mit dem Angeln. Nach Frau und Fisch.“
„Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag, Grace.“
„Danke, gleichfalls.“
Während ich den restlichen Weg nach Hause ging, versuchte ich mir meine Sehnsucht nach Callahan O’Shea auszureden. Rief mir ins Gedächtnis, dass er kein Mann zum Heiraten war, jedenfalls nicht für mich. Wir waren nicht kompatibel. Weil … tja, also … weil …
Also gut. Callahan O’Shea war definitiv eine Augenweide. Vielleicht mochte er mich. Immerhin flirtete er mit mir … zumindest ein bisschen. Manchmal. Mit Margaret flirtete er mehr, um ehrlich zu sein. Neulich hatte ich sie reden gesehen, lachend wie alte Freunde am Gartenzaun. Leider musste ich zu dem Zeitpunkt telefonieren, sodass ich sie nicht belauschen konnte.
Eines war jedenfalls klar. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart nicht sicher. Nicht, weil ich Angst hatte, er würde mich ausrauben oder so etwas. Nein, das nicht. Aber wenn Andrew mir schon das Herz gebrochen hatte, was würde Callahan O’Shea erst damit anstellen? Es zermalmen, bis nichts mehr übrig war als Staub? Seien wir ehrlich: Jemand wie ich – die kleine Lehrerin, die mit alten Leuten tanzte, Filme über den Sezessionskrieg liebte und ihn nachstellte – konnte nicht mit jemandem wie Callahan zusammen sein, diesem kraftstrotzenden, gefährlich wirkenden Mann mit krimineller Energie, der puren Sex-Appeal ausstrahlte. Das wäre sicher keine gute Idee. Die Katastrophe wäre vorprogrammiert.
Ich wünschte nur, ich könnte aufhören, darüber nachzudenken.
19. KAPITEL
E s war eine große Erleichterung, Julian wieder als regelmäßigen Teil meines Lebens zurückzuhaben. Und heute Abend hatte ich nicht nur ihn bei mir, sondern auch den attraktiven, lässig-eleganten Tim Gunn, der im Fernsehen die Designer-Castingshow moderierte. Auch Margaret hatte sich herabgelassen, uns Gesellschaft zu leisten – es gab Popcorn und Brownies, und ich war so glücklich wie schon lange nicht mehr.
In der Schule war es diese Woche anstrengend gewesen. Die Kinder taten alles andere lieber als lernen, und die diesjährigen Schulabgänger betrachteten das Schuljahr mit den Zusagen ihrer entsprechenden Colleges bereits als beendet. Ich verstand das und hatte ihnen Glory gezeigt, anstatt sie lernen zu lassen, aber trotzdem. Ich konnte auch nicht nichts tun, so wie Ava, die die Schülerinnen und Schüler des letzten Jahrgangs SMS schreiben und quatschen ließ, obwohl es bis zum Schuljahresende noch einige Wochen hin war.
Apropos Ava: Ihre Präsentation für das Kuratorium war (zumindest ihren eigenen Worten nach) hinreißend gewesen. Die Tatsache (laut Kiki, gestützt von Paul und angedeutet von Ava selbst),
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