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Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Ich habe sie getötet: Roman (German Edition)

Titel: Ich habe sie getötet: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Knight
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der sich eine Art Ladezone befindet, und beginnt, in einem schwarzen Müllsack zu wühlen, der neben einem riesigen Stapel Pappkartons an der Wand lehnt.
    »Ich komme mir vor, als könnte ich demnächst als Delinquentin in unserer Show auftauchen«, sage ich.
    Livvy knurrt: »Keine Ahnung, welcher Trottel das Zeug hier abgestellt hat.«
    Vorsichtig öffne ich eine Tüte und spähe hinein: Hunderte von Kuverts und Päckchen, und in jedem stecken ein aufrichtiger Brief über die jeweiligen Schrecknisse des Verfassers sowie – in den allermeisten Fällen – ein Video. »Verbrechen von unten.«
    »Die Welt ist voller Lug und Betrug«, ergänzt Livvy mit Emphase. »Na los, du packst an der einen Seite an, ich an der anderen.«
    »Als ich diesen Kurs über Verhörtechniken gemacht habe …«
    »Du hast was?« Überrascht dreht Livvy sich zu mir um, und mir wird klar, dass sie aus meiner Bewerbungsmappe nicht einmal den Lebenslauf gelesen hat. Das ist mir unangenehm. Nicht zum ersten Mal beschleicht mich der Verdacht, dass mein Status als Pauls Frau mir manches leichter gemacht hat, als es hätte sein sollen.
    »Einen Kurs dazu besucht, wie man Verdächtige befragt, woran man erkennt, ob sie lügen oder nicht, solche Sachen. Ich saß da ganz allein unter lauter Polizisten und ein paar übergewichtigen Privatdetektiven.«
    »Warum …?«
    »Damals in der Marktforschung …« Livvy starrt mich verständnislos an. »Bevor ich zum Fernsehen kam, war ich in der Marktforschung tätig. Ich habe Fragebögen entwickelt und untersucht, wie die Leute auf bestimmte Konsumartikel reagieren – Schokoriegel, Waschpulver, alles Mögliche. Das Problem war, dass ich den Ergebnissen oft nicht so recht getraut habe. Ich hatte immer den Verdacht, dass die Befragten schwindeln. Klassisches Beispiel ist die Hausfrau, die auf die Frage, wie viele Stunden sie am Tag fernsieht, antwortet: gar nicht. Wenn du aber wissen willst, was sie von Jeremy Kyle hält, mokiert sie sich über einzelne Themen, die er in seiner Morgenshow abgehandelt hat. Also habe ich meinen Chef überredet, mich zu diesem Kurs über Verhörtechniken zu schicken – dabei ging es auch darum rauszufinden, ob jemand lügt oder nicht, du weißt schon. Ich wollte wissen, ob solche Polizeitechniken auch in der Marktforschung angewendet werden können. Am Ende habe ich auf Firmenkosten als Externe an dem Lehrgang teilgenommen.« Wir packen den Müllsack, jede an einem Ende, und tragen ihn durch das Studio.
    »Und, können sie?«
    »Na ja, ich glaube schon. Ganz sicher bin ich immer noch nicht, aber vielleicht habe ich mich beim Deuten dessen, was die Leute mir geboten haben, auch nur ungeschickt angestellt.« Livvy nickt. »Ein paar interessante Dinge habe ich allerdings gelernt. Wusstest du, dass siebzig Prozent aller Hauptverdächtigen am Ende gestehen? Wenn diese Leute hier in ihrem Brief oder in der Mail« – ich nicke in Richtung Müllsack – »den Verdacht äußern, dass ihr Partner oder ihr Nachbar etwas Böses im Schilde führt, dann ist da wahrscheinlich etwas dran.«
    Livvy nickt. »Wie bei meinem Mistkerl von Ex.« Wir stellen den Müllsack zu seinem Zwilling neben meinem Schreibtisch. Livvy starrt einen Moment ins Leere und gestattet sich dann eine kleine Reflexion. »Also verrät die Marktforschung dir wahrscheinlich, dass ich diese Dinger« – sie zeigt auf den Twix-Riegel, den ich mir für die Pause mitgebracht habe – »deshalb so liebe, weil mein Freund mich zu wenig geliebt hat?«
    »Nein. Das kommt daher, dass du so gern Schokolade isst.« Livvy beginnt doch tatsächlich zu wiehern. Das verblüfft mich dermaßen, dass wir kurz darauf beide lauthals lachen. Shaheena, die gerade von der Toilette kommt, bleibt stehen und starrt uns mit offenem Mund an. »Aber im Ernst, eins habe ich in diesen vielen Stunden Abendkurs begriffen: Die meisten Kriminellen sind dumm. Kluge Köpfe sind da die Ausnahme.«
    »Oder sie kommen davon.«
    »Kann sein. Möglicherweise weil es so einfach ist, eine Gruppe zu lenken. Wir Menschen sind leicht zu manipulieren, nur bilden wir uns immer ein, wir wären immun dagegen oder würden es zumindest merken.«
    Livvys Blick wird sehnsüchtig. »Meisterverbrecher. So einen würde ich gern mal fangen.«
    »Ich auch.« Sie ahnt gar nicht, wie ernst es mir damit ist.
    Mitten hinein in Livvys anhaltende gute Laune ertönt ein hohes Trillern. »Wo ist mein Handy?« Hektisch klopft sie ihre Taschen ab, bis ich es ihr gebe. Es lag immer

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