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Ich hasse dich - verlass mich nicht

Ich hasse dich - verlass mich nicht

Titel: Ich hasse dich - verlass mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kreisman
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nächsten Musiktherapiesitzung stürmte Annette nicht aus dem Zimmer. Stattdessen sah sie Harry und den anderen Patienten ins Auge und schlug andere Lieder vor. Bei der nächsten Zusammenkunft stimmte die Gruppe zu, dass einige Bürgerrechtssongs nach Annettes Wahl gespielt werden sollten.
    Harrys Reaktion ist ein Beispiel für die SET-UP-Grundsätze und wäre auch für Annettes Chef und ihre Freunde hilfreich gewesen – für jeden, der sich hin und wieder mit ihren Wutausbrüchen auseinandersetzen musste.
    Die SET-UP-Kommunikation kann die Borderline-Persönlichkeit oder jeden, der in einer Opferrolle gefangen ist, befreien, indem die Vorteile, Opfer zu sein (umsorgt zu werden, an schlechten Ergebnissen scheinbar schuldlos zu sein, Verleugnung von Verantwortung), und die Nachteile (Aufgabe der Autonomie, Aufrechterhaltung unterwürfiger Abhängigkeit, im Dilemma des Lebens fixiert und unbeweglich zu bleiben) aufgezeigt werden. Das Borderline-»Opfer« muss jedoch alle drei Teile der Botschaft hören, denn sonst zeigt sie keine Wirkung. Wenn die Wahrheit befreien soll, muss sie von Unterstützung und Mitgefühl begleitet werden, damit die Botschaft gehört wird.
    Die Suche nach dem Sinn
    Ein großer Teil des dramatischen Verhaltens der Borderline-Persönlichkeit bezieht sich auf die endlose Suche nach etwas, das die ständig drohende Leere ausfüllt. Beziehungen und Drogen sind zwei der Mechanismen, die der Betroffene einsetzt, um die Einsamkeit zu bekämpfen und das Gefühl zu erlangen, in einer real scheinenden Welt zu existieren.
    Fall 4: Richard
    »Wahrscheinlich liebe ich zu viel!«, sagte Richard, als er die Probleme mit seiner Freundin beschrieb. Er war 30 Jahre alt, geschieden und hatte mehrere unglückliche Affären mit Frauen gehabt. Er klammerte sich zwanghaft an diese Frauen und überhäufte sie mit Geschenken und Aufmerksamkeiten. Durch sie fühlte er sich ganz, lebendig und erfüllt. Aber er forderte von ihnen – und anderen Freunden – völligen Gehorsam. Auf diese Weise hatte er das Gefühl, die Kontrolle zu haben, nicht nur über sie, sondern, was noch wichtiger war, über sein eigenes Leben.
    Er war beunruhigt, wenn diese Frauen Unabhängigkeit forderten. Er redete ihnen zu, war beharrlich und drohte. Um das allgegenwärtige Gefühl von Leere zu mildern, versuchte er andere zu kontrollieren. Wenn die Betroffenen sich weigerten, seine Wünsche zu erfüllen, wurde Richard ernstlich depressiv und geriet außer Kontrolle. Er wandte sich Alkohol und Drogen zu, um sein Lebensgefühl oder seine Glaubwürdigkeit wiederzuerlangen. Manchmal begann er einen Streit oder schnitt sich, wenn er Angst hatte, den Zugang zu seinen sensorischen und emotionalen Gefühlen zu verlieren. Wenn Zorn und Schmerz keine Veränderung mehr brachten, suchte er sich eine andere Frau, die ihn für »missverstanden« erklärte und meinte, er brauche nur »die Liebe einer guten Frau«. Der Kreislauf begann wieder von Neuem.
    Richard fehlte die Einsicht in sein Dilemma. Er bestand darauf, dass es immer der Fehler der Frauen sei. Seine Freunde tat er als verständnislos und gedankenlos ab – sie konnten ihm weder Unterstützung noch Mitgefühl geben. Die Frauen, mit denen er sich einließ, zeigten am Anfang zwar Mitgefühl, aber es fehlte die Wahrheitskomponente. Richard musste mit allen drei Aspekten konfrontiert werden.
    In dieser Situation würde die »S«-Botschaft die Sorge um Richard ausdrücken. Der »E«-Teil würde sein Gefühl, »zu viel zu lieben«, ohne Herausforderung akzeptieren, würde ihm aber auch helfen, sein Gefühl von Leere und das Bedürfnis, diese Leere zu füllen, zu verstehen.
    Die Wahrheitsbotschaft würde versuchen, auf die Muster in seinem Leben hinzuweisen, die sich endlos zu wiederholen scheinen. Die Wahrheit sollte Richard auch zu der Erkenntnis verhelfen, dass er Frauen wie Drogen und Selbstverstümmelung benutzt – als Objekte oder Manöver, um seine Erstarrung zu erleichtern und sich ganz zu fühlen. So lange er fortfährt, außerhalb seines Ichs nach innerer Zufriedenheit zu suchen, bleibt er frustriert und enttäuscht, weil er äußere Kräfte und besonders andere Menschen nicht so kontrollieren kann wie sich selbst. So wird beispielsweise eine neue Freundin trotz seiner großen Bemühungen, sie unter Kontrolle zu bringen, ein gewisses Maß an Unabhängigkeit außerhalb der Reichweite von Richards Kontrolle bewahren. Oder er könnte einen neuen Job auch wegen der schlechten Ertragslage eines

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