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Ich hasse dich - verlass mich nicht

Ich hasse dich - verlass mich nicht

Titel: Ich hasse dich - verlass mich nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Kreisman
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von Material aus dem Unbewussten, wie es typisch für die erforschende Therapie ist.
    Diese Methode ist bewusst weniger intensiv, sie unterstützt dagegen anpassungsfähige Abwehrmechanismen stärker als die erforschende Therapie. In der unterstützenden Psychotherapie kann der Arzt die Verdrängung verstärken und Gespräche über schmerzliche Erinnerungen, die nicht gelöst werden können, hemmen. Statt nach den Wurzeln kleinerer, zwanghafter Sorgen zu fragen, kann der Therapeut sie als »Hobbys« oder unbedeutende Exzentrik anerkennen. So würde beispielsweise das Bedürfnis des Patienten, seine Wohnung immer blitzblank geputzt zu haben, nicht bis ins kleinste Detail untersucht werden. Stattdessen wird es als nützliches Mittel akzeptiert, um ein Gefühl von Macht und Kontrolle zu behalten, wenn der Betroffene sich überwältigt fühlt. Dies steht im Kontrast zur Psychoanalyse, in der es darum geht, Abwehrmechanismen zu analysieren und sie dann auszulöschen.
    Die unterstützende Therapie konzentriert sich mehr auf aktuelle, praktische Fragen und versucht damit, suizidale und andere selbstzerstörerische Verhaltensweisen zu ersticken, statt sie bis in jede Einzelheit zu untersuchen. Impulsive Handlungen und chaotische Beziehungen zu anderen Menschen werden identifiziert und angegangen, ohne dass unbedingt Einsichten in die zugrunde liegenden Faktoren, die sie verursacht haben, gewonnen werden.
    Die unterstützende Therapie kann in einem regelmäßigen Turnus für eine geraume Zeit fortgesetzt werden, bevor man mit den Sitzungen nach Bedarf fortfährt. Die Kontakte können sich mit Unterbrechungen unbegrenzt fortsetzen, und die Tatsache, dass der Therapeut weiter erreichbar ist, kann dabei sehr wichtig sein. Die Therapie neigt sich ihrem Ende zu, wenn andere dauerhafte Beziehungen entstehen und wenn befriedigende Aktivitäten von außen im Leben des Patienten wichtiger werden.
    In der unterstützenden Therapie ist der Patient vom Therapeuten weniger abhängig und bildet eine weniger intensive Übertragung. Obwohl einige Ärzte der Meinung sind, dass diese Form der Therapie wahrscheinlich weniger zu dauerhaften Veränderungen beim Borderline-Patienten führt, haben andere mit dieser Art der Behandlung bedeutende Verhaltensmodifikationen erreicht.
    Gruppentherapien
    Es ist sinnvoll, eine Borderline-Persönlichkeit in der Gruppe zu behandeln. Die Gruppe gestattet es dem Borderline-Patienten, die Intensität seiner Gefühle, die auf einen bestimmten Menschen gerichtet sind (beispielsweise auf den Therapeuten), zu mildern, indem er Emotionen, die durch andere erregt werden, erkennt. In einer Gruppe kann die Borderline-Persönlichkeit den ständigen Kampf zwischen emotionaler Nähe und Distanz leichter kontrollieren. Anders als in der Einzeltherapie, bei der er immer im Fokus steht, kann der Betroffene die Aufmerksamkeit der Gruppe auf sich lenken oder vermeiden. Konfrontationen durch andere Gruppenmitglieder können bisweilen leichter akzeptiert werden als die eines idealisierten oder abgewerteten Therapeuten, weil ein ebenfalls Betroffener als ein Mensch empfunden wird, »der wirklich weiß, was ich durchmache«. Das fordernde Wesen der Borderline-Persönlichkeit, ihre Ichbezogenheit, der isolierende Rückzug, Schärfe und soziales Abweichen können in einer Gruppe von Mitpatienten leichter herausgefordert werden. Außerdem akzeptiert der Patient es eher, wenn die Gruppe Hoffnung, Fürsorge und Altruismus ausdrückt. 110 , 111 , 112
    Der Fortschritt anderer Gruppenmitglieder dient als Vorbild für Wachstum. Wenn ein Patient in der Gruppe ein Ziel erreicht, ist dies Anregung für andere in der Gruppe, die sein Wachstum beobachtet und stellvertretend an seinen Erfolgen teilgenommen haben. Rivalität und Wettbewerb, Eigenschaften, die für die Beziehungen der Borderline-Persönlichkeit so charakteristisch sind, werden innerhalb der Gruppe lebhaft demonstriert und können auf eine Art und Weise identifiziert und angesprochen werden, die in der Einzeltherapie nicht möglich wäre. In einer gemischten Gruppe (das heißt eine Gruppe mit minder und besser funktionierenden Borderline-Persönlichkeiten und Patienten, die nicht von der Borderline-Persönlichkeitsstörung betroffen sind) kann dies zum Vorteil aller Teilnehmer sein. Gesündere Patienten können als Modelle für anpassungsfähigere Funktionsweisen dienen. Und für diejenigen, die Gefühle nur schwer ausdrücken können, kann der Borderline-Patient eine Gegenleistung

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