Ich hasse dich - verlass mich nicht
Therapie erforderlich ist.
So wie der Arzt den Patienten während der ersten Gespräche einschätzt, sollte der Patient den Arzt einschätzen, um zu entscheiden, ob eine effektive Zusammenarbeit möglich ist.
Zuerst sollte der Patient sich fragen, ob er mit der Persönlichkeit und dem Stil des Arztes klarkommt. Wird er offen und ehrlich mit ihm reden können? Ist er zu einschüchternd, zu drängend, zu schwach, zu verführerisch?
Zweitens: Stimmen seine Einschätzung und seine Ziele mit denen des Patienten überein? Die Behandlung sollte eine Zusammenarbeit sein, in der beide Parteien dieselben Ansichten teilen und dieselbe Sprache sprechen. Was hofft man mit der Therapie zu erreichen? Wie wird man wissen, wann man am Ziel angelangt ist? Wie lange sollte die Therapie dauern?
Schließlich: Sind die empfohlenen Methoden für den Patienten akzeptabel? Über die Art der befürworteten Therapie und die vorgeschlagene Häufigkeit der Sitzungen sollte Übereinstimmung bestehen. Werden Arzt und Patient sich in Einzelsitzungen treffen oder zusammen mit anderen? Wird an eine Kombination von Methoden gedacht, beispielsweise eine Einzeltherapie auf wöchentlicher Basis zusammen mit gemeinsamen Sitzungen mit dem Ehepartner zwischendurch? Wird die Therapie eher erklärend oder unterstützend sein? Werden eventuell Medikamente verschrieben oder wird eine stationäre Behandlung empfohlen? Um welche Medikamente und um welches Krankenhaus handelt es sich?
Diese erste Einschätzung erstreckt sich meistens über mindestens ein Gespräch, oft sind mehrere erforderlich. Patient und Arzt sollten beide ihre Fähigkeit und ihren Willen abschätzen, miteinander zu arbeiten. Eine derartige Einschätzung sollte als unverbindlicher Austausch betrachtet werden: Es ist unerheblich und wahrscheinlich unmöglich, den Therapeuten oder den Patienten dafür verantwortlich zu machen, wenn es nicht zu einer guten Verständigung kommt. Die Frage dreht sich nur darum, ob eine therapeutische Übereinkunft überhaupt möglich ist. Wenn ein Patient jedoch jeden Psychotherapeuten, den er aufsucht, als unannehmbar empfindet, sollte sein Wille zur Therapie infrage gestellt werden. Vielleicht ist er auf der Suche nach dem »perfekten« Arzt, der sich um ihn kümmern wird oder den er manipulieren kann. Oder er sollte die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass er einfach nur versucht, einer Therapie aus dem Weg zu gehen. In diesem Fall sollte er einen Arzt wählen, der vielleicht nicht perfekt ist, aber der ihm helfen kann zu gesunden.
Einen anderen Arzt um Rat bitten
Wenn man mit der Therapie begonnen hat, ist es nicht ungewöhnlich, wenn die Behandlung hin und wieder unterbrochen wird oder wenn sich die Form der Therapie mit der Zeit ändert. Es mögen Anpassungen nötig sein, weil die Borderline-Persönlichkeit mit zunehmendem Fortschritt vielleicht Veränderung braucht.
Manchmal lässt sich jedoch nur schwer entscheiden, ob sich die Therapie festgefahren hat oder ob sie sich mit schmerzlichen Problemen befasst. Bisweilen ist es schwer, Abhängigkeit und die Angst, sich weiterzubewegen, von der quälenden Erkenntnis zu unterscheiden, dass die Sache noch nicht erledigt ist. In solchen Momenten wird sich die Frage ergeben, ob man wie bisher weitermachen oder einen Schritt zurückgehen und sich neu orientieren soll. Sollte die Behandlung nun andere Familienmitglieder einbeziehen? Sollte eine Gruppentherapie in Betracht gezogen werden? Sollten Therapeut und Patient Medikamente neu bewerten? Zu diesem Zeitpunkt kann es ratsam sein, die Meinung eines anderen Arztes zu hören. Oft wird der behandelnde Therapeut dies selbst vorschlagen, aber manchmal sollte auch der Patient diese Möglichkeit in Betracht ziehen.
Vielleicht hat der Patient Angst, dass sein Arzt durch die Bitte um die Beratung durch einen anderen Fachmann beleidigt ist, aber ein kompetenter und sicherer Therapeut wird sich dieser Bitte nicht widersetzen. Es sollte jedoch in der Therapie selbst untersucht werden, ob es sich bei dem Patienten dabei um den Versuch handelt, vor der Therapie davonzulaufen, oder ob dies ein unbewusster, zorniger Verweis für den Therapeuten ist. Eine zweite Meinung kann dem Patienten und seinem Arzt helfen, dem Behandlungsprozess eine neue Zielsetzung zu verleihen.
Die Therapie gewinnbringend gestalten
Die Behandlung als Zusammenarbeit zwischen Patient und Therapeut zu begreifen, ist der wichtigste Schritt, um die Therapie möglichst gewinnbringend zu gestalten. Der
Weitere Kostenlose Bücher