Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition)

Titel: Ich kann dich sehen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Ford
Vom Netzwerk:
geholfen, die zerfetzten Kleider auszuziehen, und ihr einen Pyjama anzuziehen. Bei jedem blauen Fleck, den sie auf Livs Körper sah, hatte sie schmerzlich das Gesicht verzogen. Danach hatte Jason sie auf das Sofa verfrachtet und sie dazu gebracht, etwas zu trinken und zu essen, bevor sie erzählen sollte.
    Es war inzwischen nach elf Uhr, ihre beiden kleinen Mädchen schliefen schon, Liv hatte zu weinen aufgehört und schilderte ihnen alles.
    »Hast du ihn geschlagen?«, fragte Kelly.
    »Ja.« Das hatte sie bereits erzählt, aber sie kamen darauf zurück.
    »Meinst du eine Ohrfeige oder so …?«, fragte Jason und mimte einen Faustschlag. Liv hoffte, dass er niemals davon Gebrauch machen musste. Seine Faust war lächerlich.
    »Ja, einen Faustschlag. Ich habe meinen Fingerknöchel an seinem Wangenknochen knacken hören.«
    Kelly drehte wie zur Bestätigung Livs Hand um. Die Spitze ihres Mittelfingers verfärbte sich langsam blau.
    »Ich hätte weglaufen sollen«, sagte Liv. Sie musste wieder an ihren glühenden Zorn denken – und an die Hände auf ihren Brüsten, die sie gegen den Wagen drückten.
    »Daniel Beck hat dich wie eine Wahnsinnige schreien gehört, das hat dir das Leben gerettet«, sagte Jason.
    »Hat Daniel das gesagt?«
    »Nein, das vermute ich nur, weil du immer wie eine Wahnsinnige schreist.«
    Sie verzog kurz das Gesicht und musste dann lächeln. »Stimmt gar nicht. Wann bitte hast du mich das letzte Mal rumschreien gehört?«
    »Du hast letzte Woche rumgeschrien, als ich den Grill angeworfen habe.«
    »Du hast geschrien, ich habe gelacht.«
    »Das stimmt, Jase«, schaltete Kelly sich ein. »Wir haben dich beide ausgelacht. Aber du schreist trotzdem wie eine Wahnsinnige, Liv.«
    »Ach so?«, sagte Liv und tat beleidigt. Sie war dankbar für die Hänselei. Zumindest fühlte sie sich damit etwas wohler. Und es erinnerte sie an bessere Zeiten, als sie sich noch zu dritt als Studenten ein Haus geteilt hatten.
    Jason hatte sich auf Livs und Kellys Anzeige an der Uni gemeldet, dann waren sie zu dritt in ein heruntergekommenes, billiges Haus gezogen. Sie hatten drei Jahre dort gewohnt, Prüfungen bestanden und verbockt, sich im Winter den Hintern abgefroren, zu viel getrunken und mehr gelacht, als Liv je für möglich gehalten hätte. Im dritten Jahr waren Jason und Kelly ein Paar geworden, da hatte sich etwas an der Schlafordnung geändert, aber nichts an der Atmosphäre. Es waren niemals Kelly und Jason. Es waren Kelly, ihre Freundin aus Kindergartentagen, und Jason, ihr Ersatzbruder.
    »Und, wie wird die Polizei vorgehen?«, fragte Jason, nahm ihre leere Tasse und stellte sie auf den Couchtisch.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe vergessen, danach zu fragen. Die Polizei glaubt, ich könnte den Täter kennen.«
    »Was? Nein«, sagte Kelly.
    »Ein Beamter hat mich gefragt, ob ich jemanden kenne, der mir was antun will.« Sie dachte an Thomas’ Gesichtsausdruck heute Abend und daran, wie es war, wenn er wütend wurde, wenn sie sich gestritten hatten. »Er hat mich gefragt, ob Thomas infrage käme.«
    Dem folgte ein kurzes Schweigen. Kelly und Jason sahen sich an.
    »Sah der Täter denn wie Thomas aus?«, fragte Kelly.
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nur einen schwarz gekleideten Mann gesehen. Er stand zu dicht bei mir, außerdem ging es zu schnell.«
    »Er war also im Krankenhaus«, sagte Kelly.
    Auch daran hatte Liv gedacht. »Ein paar Stunden später. Das Parkhaus ist nur fünfzehn Minuten vom Krankenhaus weg.«
    »Ach, komm schon, Liv«, sagte Jason. »Thomas ist ein Arschloch, aber er würde keine Wollmütze überziehen und dich in einem Parkhaus überfallen.«
    »Ja, ich weiß. Du hast recht.« Thomas hatte sie aus seinem Leben geschmissen, aber er würde sie nicht zusammenschlagen. Trotzdem tat es gut, Jason das sagen zu hören.
    »Es war einfach nur Pech«, sagte er.
    Sie verzog das Gesicht zu einer »schön wär’s«-Grimasse.
    »Es wird alles gut, Liv«, sagte Kelly und legte tröstend einen Arm um sie.
    »Und wann wird das sein? Es wäre toll, wenn es dafür ein Datum gäbe.«
    Kelly streichelte sanft ihren Rücken. »Ich weiß es nicht, aber es wird wieder gut. Du musst einfach durchhalten.«
    Sie war es so leid durchzuhalten. »Ja, ich weiß.«
    Kelly holte eine Zahnbürste für sie, während Jason im Wohnzimmer wartete und ihr half, als sie mit der Armschlinge unbeholfen unter die Decke schlüpfte.
    »Sag Bescheid, wenn du was brauchst«, sagte er an der Tür.
    »Danke, Papi.«
    »Junge Dame, für

Weitere Kostenlose Bücher