Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)

Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)

Titel: Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Violetta Jung
Vom Netzwerk:
Aufgabenbereich, den er zu verantworten hatte. Der Mutterkonzern bereitete ihn zwei Jahre lang auf eine verantwortliche Funktion auf europäischem Niveau vor, was unter anderem zur Folge hatte, dass er für seine aktuelle Position zunehmend überqualifiziert war. Als jedoch die Beförderung anstand, zog der Konzern einen anderen Kandidaten vor. Sicherheitshalber hatte man drei Manager parallel aufgebaut. Ronald empfand dies als »Niederlage« und lief emotional Amok. »Seine« Beförderung war geplatzt und es gab keinen gleichwertigen Ersatz. Ronald merkte nicht, wie sich sein Verhalten veränderte und sich die Kollegen daraufhin zunehmend von ihm abwandten. Der fachlich hochgeschätzte Kollege manövrierte sich selbst ins Aus. Von nun an hatte er mit allem, was er tat und sagte, recht und alle anderen waren im Unrecht. Er klagte darüber, »unfair behandelt, unterschätzt« und nicht ausreichend »gewürdigt« zu werden.
    Am meisten schien ihn zu schmerzen, dass alle im Unternehmen wussten, dass er den Sprung auf die nächste Hierarchieebene nicht geschafft hatte. Sein »Ansehen« und seine »Glaubwürdigkeit« schienen ramponiert. Um seinen Ego-Topf wieder in Balance zu bringen, standen ihm drei Wege offen: (1) in einem anderen Konzern nach einer Managementfunktion auf europäischer Ebene zu suchen; (2) die angestrebte Position langfristig gegen die »Opferrolle« auszutauschen oder (3) seine Egobedürfnisse neu zu definieren. Letztere ist die schwerste Variante. Ronald müsste lernen, nicht immer recht haben zu wollen und auch einmal verlieren zu können, ohne dass es ihn antastet oder anfrisst. Leider durchschaute er nicht, dass sein Ego ihn im Schwitzkasten hielt. So verweilte er lange in der Opferrolle und beschloss mangels externer Alternativen, die Situation auszusitzen. Sein Vorgesetzter auf Europaebene hatte nicht den Mut, ihn mit der Wahrheit und den Beschwerden über ihn zu konfrontieren. Stattdessen wartete er einige Monate ab, um im Rahmen einer beabsichtigten Reorganisation Ronalds Verantwortungsbereich mit den Argumenten einer Effizienzsteigerung so zu verändern, dass Ronalds Position faktisch wegfiel. Die Effizienz entschied aber gar nicht über die tatsächliche Reorganisation, sondern war nur ein Vorwand, um Ronald loszuwerden. Dieser brachte rund ein Jahr seines Lebens damit zu, sich zu beschweren, zu beklagen und anderen die Arbeit zu vergällen. Entwickelt hat er sich in dieser Zeit nicht.
Hören Sie auf, Ihre Identität allein durch Denken bestimmen zu wollen.
    Descartes’ berühmter Satz »Ich denke, also bin ich« führt uns ins berufliche Leid. Es gilt, Ihr Ego zu entwaffnen und Ihrem Denken wieder den Platz zuzuweisen, der ihm im Zusammenspiel mit den drei anderen Bewusstseinsfunktionen – Wahrnehmen, Fühlen und intuitives Wissen – gebührt. Wie Ihnen das gelingt, erfahren Sie Schritt für Schritt in den folgenden Kapiteln.
    Unsere Schulbücher und Lehrer vermittelten uns eine statische, planbare, vorhersehbare und kontrollierbare Welt – als Ganzes erschaffen, wie eine Maschine von einem Ingenieur konstruiert und aus Einzelteilen zusammengesetzt. Wechselbeziehungen werden durch mechanische Gesetze bestimmt. Ursachen sind geradlinig mit Wirkungen verknüpft. Rationale Argumente und Schlussfolgerungen folgen den Gesetzen der zweiwertigen Logik, das heißt: Aussagen sind entweder wahr oder falsch. Das gibt uns ein Gefühl der Sicherheit und Stabilität.
    Diese Weltsicht der »Maschinenwahrheiten« wird in unserem heutigen Wirtschaftsleben zunehmend über den Haufen geworfen. Die berufliche Realität wandelt sich stetig, immer schneller und ist voller Paradoxe und Unwägbarkeiten. Fast täglich führen neue Erkenntnisse zu wechselnden beruflichen Anforderungen. Finanz- und Wirtschaftskrisen haben ebenso globale und unbeherrschbare Auswirkungen wie Naturkatastrophen und sich in Windeseile ausbreitende Krankheitserreger. Das Internet gestaltet die weltweite Wirtschaft inzwischen munter mit. Alles ist transparenter, schneller und für alle sichtbar voneinander abhängig. Das sorgt für größere Unsicherheit und Instabilität im Ego-Topf. Und damit wächst Ihr Bedürfnis, das zu bestätigen, was sich in Ihrem Ego-Topf befindet. Notfalls wären Sie sogar bereit, dafür zu kämpfen.
Wenn Sie sich gegen den Wandel stemmen, können Sie leicht dem Trugschluss erliegen, dass die Welt da draußen, Ihre Arbeit oder Ihr Arbeitgeber Ihnen etwas antun will.
    Es will Ihnen aber niemand etwas antun.

Weitere Kostenlose Bücher