Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)
dann darauf, wie mein Herz reagiert. Fühlt es sich ruhig und warm, freudig und bewegt an, bin ich auf dem für mich richtigen Weg. Den konkreten Weg zur Umsetzung bis hin zum beruflichen Spaß ebnet Ihnen in einem zweiten Schritt Ihre rechte Gehirnhälfte. Hier entstehen kreative Lösungen und der grobe Plan. Berechnen, kalkulieren und Analysieren ist ganz zum Schluss die Aufgabe der linken Gehirnhälfte. Aber auch wirklich erst ganz zum Schluss.
Mit Ahnungen, Empfindungen, Visionen und intuitiven Einsichten greift unser Unterbewusstsein auf universelle menschliche Urbilder zurück.
Auf der seelischen Ebene sind sich die Bilder, Träume und Ängste aller Menschen sehr ähnlich. Und das ist unabhängig vom kulturellen Hintergrund, vom Bildungsstand, von der Herkunft und vom Alter und davon, ob jemand Müllmann, Bundespräsident, Handwerker, Lehrer, Unternehmer, angestellter Manager, Forscher, Kinderbetreuer, Metzger, Altenpfleger oder Trainer ist. Carl Gustav Jung nannte diese menschlichen Urbilder Archetypen. Der Begriff setzt sich aus den altgriechischen Worten arche (Anfang, Beginn) und typos (Vorbild, Skizze) zusammen. Sie können Archetypen also auch als Blaupausen unserer menschlichen Facetten begreifen. Wie Jung erläutert hat, liegt unter der Schicht des persönlichen Unbewussten die Schicht des kollektiven menschlichen Unbewussten, also das universelle Unterbewusstsein der Gattung Mensch. Jungs Sichtweise wird von den Mystikern vieler Kulturen bestätigt, die das kollektive Unbewusste beziehungsweise die Archetypen als »universelle Sprache« des Menschen bezeichnen. Sie können auch von einem der menschlichen Rasse innewohnenden Gedächtnis sprechen. Alle Menschen haben Zugang zu diesen Archetypen, zum kollektiven Unbewussten.
Beruflich beeinflussen uns vor allem zwei Archetypen: das Opfer und der Saboteur.
Den Archetyp des Opfers kennen wir alle. Die Schuld liegt bei den anderen. Wir erwarten, dass andere sich ändern. Den Gefallen tun sie uns nicht. Warum auch? Sie sind nicht verantwortlich für das Drama namens Berufsleben, das in unserem Kopfkino gespielt wird. Sie kennen es noch nicht einmal. Im positiven Sinn warnt uns der Archetyp des Opfers vor Gefahren. Immer wenn wir uns selbst in die Opferrolle hineinreden, wenn wir passiv bleiben, wo Handeln angesagt wäre, wenn wir das Ausweichprogramm für unsere Ängste aktivieren oder in übereilte Aktionen verfallen, wo ruhiges Abwägen erforderlich wäre, sollte unsere innere Warnlampe aufleuchten. Ich selbst habe mich mehrmals in die Opferrolle geredet und mit dem gehadert, was andere mir scheinbar angetan hatten. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass ich für den Schlamassel, in dem ich steckte, selbst verantwortlich war. Besonders wenn sich die Geschicke in meinen Augen zu langsam fortentwickelten, neigte ich dazu, mich zum Opfer zu degradieren. Heute gelingt es mir Gott sei Dank, diese Art von Kopfkinoprogramm sofort zu stoppen, indem ich mich darauf besinne, dass ich zumindest mitverantwortlich bin für alles, was sich beruflich für mich materialisiert. Und dann übe ich mich in beharrlicher Aktion gepaart mit Geduld und warte ab, was aus der Außenwelt auf mich zukommt.
Der Archetyp des Saboteurs ist eine Mischung aus unseren Ängsten und einem niedrigen Selbstwertgefühl. Beides veranlasst uns, Entscheidungen zu treffen, die verhindern, dass wir erleben, wie mächtig, einzigartig und erfolgreich wir sein könnten. Wir haben Angst, dass andere bei Licht betrachtet auf jeden Fall besser sind als wir. Also lassen wir unser Vorhaben lieber gleich fallen. Oder wir sabotieren unser eigenes Potential, weil wir erwarten, dass unsere berufliche Eigenverantwortung mit Airbag, Fallschirm und weichen Kissen gegen Bruchlandungen gesichert ist. Zu dieser »Sicherheitsausrüstung« gehört vieles, was berufliche Ängste scheinbar zum Verschwinden bringt: Ausgleichszahlungen und goldene Handschläge für vorzeitig ausscheidende oder gescheiterte Manager; Prämien für Entscheidungsträger, damit sie der Übernahme ihres Unternehmens zustimmen; lange Kündigungsfristen; Renten- und Ruhegeldansprüche nach kurzer Dienst- bzw. Amtszeit, und vieles mehr.
Wer beruflich frei sein will, muss aufhören, ängstlich zu sein.
Alles, was uns ängstigt, wovor wir zurückschrecken, was wir uns nicht zutrauen, begegnet uns, damit wir daran wachsen und es integrieren. Und das tun wir nur, wenn wir die Angst überwinden, uns der Herausforderung stellen und unser
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