Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)

Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition)

Titel: Ich kann so nicht mehr arbeiten!: Freude und Sinn statt Seeleninfarkt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Violetta Jung
Vom Netzwerk:
besser gesagt, in der Reifungsschleife verbracht. Die politische Karriere war ihm aufgrund seiner Abstammung, seiner Bildung und seines Herzensdrangs sozusagen in die Wiege gelegt. Schon früh engagierte er sich für die Ziele des African National Congress , allerdings mit jugendlich aggressiver Grundhaltung. Dann nahm ihn das südafrikanische Apartheid-Regime als politischen Gefangenen und zwang ihn von 1962 bis 1990 zu einer unfreiwilligen Nabelschau. In dieser Zeit glich Nelson Mandela den aggressiven Teil seines Wesens mit dem Sanftmütigen aus. Das Polaritätsgesetz arbeitete langsam und wunderbar. Er wurde eins mit sich selbst und reif für die Erfüllung seiner überwältigend großen Aufgabe. Er ließ alle Verletzungen hinter sich, die ihm in dieser Zeit von seinen politischen Gegnern und den Gefängniswärtern zugefügt worden waren.
    Seine berufliche Aufgabe ergibt sich übrigens auch aus seinem Namen. Den englischen Namen Nelson bekam er erst bei seiner Einschulung. Gleich nach der Geburt im Jahr 1918 hatte ihn sein Vater auf den Namen Rolihlahla getauft. Das bedeutet wörtlich »am Ast eines Baumes ziehen« und ist ein bildhafter Ausdruck für »Unruhestifter«. Treffender hätte man sein Wesen wohl nicht charakterisieren können. Auch nach seiner Freilassung und als erster demokratisch gewählter Präsident von Südafrika stiftete er Unruhe, nun aber die Unruhe der Versöhnung.
    Die vierte Herausforderung besteht darin, kurz vor dem Erreichen unseres Zieles nicht aufzugeben, weil wir uns vielleicht vor dem fürchten, was passieren könnte, wenn wir tatsächlich beruflich bei uns selbst ankommen. Hier tauchen plötzlich Schuldgefühle auf, weil wir es schaffen könnten, während so viele um uns herum weiter vor sich hindämmern. Hier begehen wir dumme Fehler, die alles wieder zunichtemachen, weil wir alles übereilen und zu ungeduldig sind. Hier verzichten wir freiwillig auf die Freude des Vollbringens, weil wir fürchten, zu viel vom Leben zu verlangen. Hier geben wir auf, weil wir nicht wissen, was danach kommen wird. Oder wir zögern, weil uns bewusst wird, dass wir Gewohnheiten, Menschen und Umgebungen unseres bisherigen Berufslebens zurücklassen müssen, damit wir unseren Weg tatsächlich gehen können. Die vierte ist die schwierigste Prüfung. Wir sehen, dass wir nur noch einen kleinen Schritt gehen müssen, und bekommen Muffensausen. Hier ist nur eines angesagt: Kopfkino ausschalten und, geführt von der inneren Stimme, mutig und beharrlich weitergehen.
    Ich bin mit diesem Hindernis konfrontiert, als die Arbeit am Manuskript in die entscheidende Phase des Feinschliffs geht. Ich frage mich, ob ich meine Worte und Beispiele so gewählt habe, dass ich all diejenigen erreiche, die ich berühren und aus ihrer selbst gewählten Begrenztheit holen will. Ist es mir gelungen, auch die ganz rationalen und vielleicht sehr frustrierten Zeitgenossen zu inspirieren? Oder habe ich einigen die Chance gelassen, weiterhin vor sich, ihren Talenten, ihren beruflichen Träumen oder der Verantwortung für das eigene Berufsleben wegzulaufen? Doch irgendwann sind alle ängstlichen Stimmen verstummt. Ich bin bereit für das, was nun kommen mag. Und ich weiß nicht genau, was es sein wird.
    Wenn Sie sich selbst beruflich treu werden wollen, gilt es eines zu akzeptieren:
Ihr Berufsleben ist ein mysteriöses Abenteuer, das gelebt werden will.
    Für dieses Mysterium gibt es eine jahrtausendealte Metapher: das »Rad des Glücks«. Das Rad besteht aus einem äußeren Rand, der Felge, und einer Mitte, der Nabe. Beide sind durch Speichen verbunden. Das Rad läuft durch die Zeit. Alles wiederholt sich im stetigen Kreislauf wie beim Rundgang durch den japanischen Garten. Menschen und Situationen werden an uns herangetragen und verschwinden wieder. Wer beruflich auf der Felge verweilt, wird regelmäßig emporgehoben und wieder zu Boden geschleudert. Die Felge versinnbildlicht die Jagd nach Äußerlichkeiten und Befriedigung unserer Egobedürfnisse.
    Wenn wir in dem, was wir tun, bei uns selbst ankommen, sind wir in unserer Mitte, also auf der Nabe des Rades. In der modernen Psychologie wird dieser Zustand als Flow bezeichnet. Sportler, die in einer bestimmten Situation über sich selbst hinauswachsen, beschreiben ihn als Gefühl des Getragenwerdens, der Sicherheit und der Verbundenheit mit allem. Den Flow kennen wir auch aus beruflichen Situationen. Erfinder stellen ihr Kopfkino ab und landen intuitiv den großen Wurf. Ingenieuren

Weitere Kostenlose Bücher