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Ich klage an

Titel: Ich klage an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayaan Hirsi Ali
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Menschen oder Parteien die Lehre Mohammeds verteidigen, ist zum internationalen Thema geworden, ist festgehalten in den Berichten der Vereinten Nationen. Bin Laden und seine Anhänger haben genau das Gegenteil von dem erreicht, was ihnen vorschwebte. Vorläufig wird es noch schlimmer werden - der Angriff auf den Irak wird zeigen, wie schlimm -, aber der 11, September, glauben Sie mir, war der Anfang vom Ende des Islam.«
    »Ich wurde mit einem entfernten Cousin verheiratet. Ich sollte mit ihm in Kanada eine Familie gründen. Als ich floh, hat mich mein Vater verstoßen. Nach einer gewissen Zeit bereute mein Vater seine Entscheidung, und er hat alles daran gesetzt, für mich eine Scheidung zu regeln. Er meinte, daß ich noch einmal heiraten solle, weil ihm die Aussicht, ich könnte kinderlos sterben, unerträglich erschien. In diesem Sommer wurde die Scheidung vollzogen, aber die gute Nachricht verblaßt natürlich angesichts des Wissens, daß ich meinem
    Mann all die Jahre untreu war. Ich habe verschiedene Freunde gehabt und fünf Jahre lang mit einem Mann zusammengelebt. Ich habe es meinem Vater nicht gesagt, aber die somalische Gemeinschaft in den Niederlanden - die mich genauestens im Auge behält - hat die Information sicher weitergegeben. Es sieht nicht gut für mich aus: Für das Begehen von Unzucht verdiene ich nach dem Koran hundert Stockschläge, und für das Begehen eines Ehebruchs kann ich gesteinigt werden. Weil wir gerade von Bedrohungen sprechen ...
    Abgesehen vom religiösen Kontext bin ich immer treu gewesen. Ich habe gemerkt, daß Menschen es schwierig finden, mit mir eine Beziehung anzufangen. Marco, der Mann, mit dem ich zusammengelebt habe, meinte immer, ich sei ungreifbar. >Du äußerst dich nie<, sagte er, >ichweiß nie, woran ich mit dirbin.< Das stimmt: Mir fällt es schwer, mein Herz an jemanden zu hängen, aber ich tue es schon. Die Beziehung geht eher durch Streit kaputt. Ich kann jetzt gut mit Marco auskommen, so gut sogar, daß er sich fragt, warum wir nicht wieder zusammenziehen, aber ich weiß, wie wütend er werden kann, und so etwas will ich einfach nicht mehr erleben. Ich kann nicht toben. Ich will nicht toben. Ich komme aus einer Familie, in der immer Krach war. Ich will das Gegenteil.«
    8,
    »Meine Mutter fand Sportunterricht unsittlich. Das extra Geld, das er kostete, wollte sie mir nicht geben. Deshalb stahl ich es. Dasselbe galt für Gesangsunterricht, für die Buntstifte, die wir für die Schule kaufen mußten. Sobald sie gemerkt hatte, daß Geld aus ihrem Portemonnaie verschwunden war, begann sie zu schimpfen, packte mich bei den Haaren und zerrte mich durchs Zimmer. Ich hatte immer überall Schürfwunden. Sie schlug mich mit der Hand, mit dem Stock oder mit irgend etwas anderem, was in Reichweite lag. Ich stahl auch Essen aus dem Vorrat meiner Mutter, um es Bettlern zu geben, die bei uns anklopften. Beim ersten Mal konnte meine Mutter noch darüber lachen, aber als eines Tages eine ganze Meute vor der Tür saß - und sie merkte, daß das Essen für diesen Monat aus dem Schrank verschwunden war -, wurde sie wütend.
    Eine Heilige? Ich? Nein, ganz und gar nicht. Ich habe schlechte Dinge getan. In der Schule Mädchen geärgert, Klingelstreiche gemacht, meine Oma schikaniert. Ist das nicht schlecht genug? Dann will ich erzählen, wie ich dafür gesorgt habe, daß unser Koranlehrer gebrandmarkt wurde. Nachdem meine Mutter dahintergekommen war, daß wir uns in der Koranschule nicht verhielten, wie es sich gehört, hatte sie einen Privatlehrer eingestellt, der uns zu Hause unterrichtete. Er verlangte, daß wir selbst Tinte machten und damit Teile aus dem Koran auf Bretter schrieben. Danach mußten wir die Bretter abwaschen und wieder von vorn anfangen. Jeden Samstag wieder. Nach einer Weile hatte ich genug davon und schloß mich, zusammen mit meiner Schwester, auf der Toilette ein. Der Lehrer, meine Mutter, meine Oma: Wer auch zur Türe kam, wir machten nicht auf. Ich rief dem Koranlehrer die schrecklichsten Dinge zu, daß das Schreiben auf Brettern schon im sechzehnten Jahrhundert aus der Mode gewesen sei. Irgendwann hat meine Mutter dann den Lehrer weggeschickt: >Hier ist dein Geld, sie wollen keinen Koranunterricht. Ich bin todmüde, dann lassen wir es eben.< Nicht viel später - ich war allein zu Hause - sah ich den Koranlehrer zurückkommen. Ich rannte zum Tor, aber ich war zu langsam. Er zog mich ins Haus, verband mir die Augen und begann mich zu schlagen. Er schlug und

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