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Ich klage an

Titel: Ich klage an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayaan Hirsi Ali
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denken, nein, daraus wird nichts. Allerdings können wir mit einer kritischen Masse versuchen, den Rest mitzuziehen. Nicht eine kleine Gruppe von Mullahs darf bestimmen, was wir denken sollen, sondern wir, die westlichen Muslime - und darauf baue ich meine Hoffnung - müssen selbst herausfinden, wie doppeldeutig und widersprüchlich der Koran ist, und was wir selbst davon halten.
    Wie bekommt man die westlichen Muslime soweit?
    Wir brauchen Politiker, die es auszusprechen wagen. Die keine Angst davor haben, kontroverse Standpunkte zu vertreten oder als Rassist bezeichnet zu werden. Genau wie der Koran nicht wortwörtlich genommen werden kann, so ist die multikulturelle Gesellschaft kein Dogma. Es ist noch immer so, daß Menschen, seien es nun Muslime oder Nichtmuslime, einzig und allein dann Respekt verdienen, wenn auch sie andere respektieren. Also darf man, wenn es um Menschenrechte geht, nicht mit zweierlei Maß messen.
    Warum haben liberale, säkular denkende Menschen im Westen trotzdem solche Angst, gegen die Mißstände im Islam Stellung zu beziehen?
    Wenn ich das nur wüßte! Diese Frage stelle ich mir schon sehr lange. Wovor habt ihr solche Angst, frage ich meine westlichen Freunde. Warum äußert ihr euch nicht zu den Menschenrechtsverletzungen in den islamischen Ländern, dafür aber zu denen in den USA und in Israel?
    Hier in den Niederlanden behaupten Muslime, sie seien ein Opfer der Presse. Die treibe sie angeblich dem Terrorismus in dieArme.
    Kein Journalist zwingt jemanden zu irgend etwas. Gehört dein Kopf etwa nicht dir, sondern einem anderen? Alles, was du hier im freien Westen tust, ist deine eigene Entscheidung. Werde doch endlich erwachsen! Übernimm Verantwortung für dich! Das ist nun gerade das Problem mit den Muslimen, darin sind sie noch nie gut gewesen. Wir habem in der Koranschule immer eingeschärft bekommen, der Islam sei überlegen. Chronologisch gesehen kam der Koran nach der jüdischen Tora und ist daher das letzte Wort Gottes. Dieser Standpunkt ist gefährlich, denn aus diesem G-rund gibt es nie Kritik, wenn Ungerechtigkeiten im Namen d_es Islam begangen werden. Kein einziger Muslim, auch k ein gemäßigter, gut ausgebildeter Muslim, kann bezüglich seines Glaubens etwas zur Diskussion stellen. Rein aus dem «3rund, weil wir nie gelernt haben, zum Koran auch nur eine Frage zu stellen.
    Hier in den Niederlanden schwadronieren Miuslime sofort von Rassismus, sobald einer den Islam kritisiert.
    Das finde ich schrecklich scheinheilig. Der Rassismus, unter dem Muslime in der westlichen Welt leiden, ist nichts im Vergleich zu der Art und Weise, wie man Nichtarraber in der ara-bischen Welt behandelt. Hier werden Muslimen gerade keine Steine in den Weg gelegt. Im Gegenteil: Gegen Frauenbeschneidung zum Beispiel darf nicht allzuhart vorgegangen werden, denn »das ist ihre Kultur«. Kultur ist doch kein Grund, das Leiden anderer Menschen zu erlauben? Warum darf die Polizei nicht einschreiten, wenn ein Vater seine Tochter mit Mord bedroht, weil sie nicht beschnitten werden will? Die gängige Antwort ist dann, daß auch westliche Frauen manipuliert würden, durch das herrschende Schönheitsideal. Das dränge sie dazu, sich plastischen Operationen zu unterziehen. Aber da ist ein großer Unterschied: Es hat noch nie Eltern gegeben, die ihre Tochter enterbt haben, weil sie ihre Brüste nicht vergrößern lassen wollte, aber wohl, weil sie nicht beschnitten oder verheiratet werden wollte. Das schlimmste ist, daß die Angst vor Diskriminierung muslimische Frauen noch tiefer in das Elend stößt. Wem tut man denn einen Gefallen, wenn man darüber schweigt? Es ist egoistisch, nicht rassistisch sein zu wollen.
    Im Internet habe ich gesehen, du Bin ladens Alptraum genannt wirst.
    Ich bin offen lesbisch. Die Sichtweise, daß Lesbischsein eine Sünde sein soll, wird den Muslimen aufgenötigt. So denken wir seit Hunderten von Jahren, sagen sie. Ist das ein Argument, Homosexuelle abzulehnen? Weil ihr es schon so lange tut? Im Koran steht, die Vielfalt in der Natur sei ein Segen. Na also?
    Merkwürdige Situationen -Ansprache zum Gedenken der Opfer des Zweiten Weltkriegs
    Gelegentlich gerate ich in merkwürdige Situationen, und das Leben zerrt mich einfach irgendwohin. In letzter Zeit geschieht das häufiger. Auf diese Weise bin ich zum Beispiel Politikerin geworden, und dazu noch für die VVD. Wer hätte das gedacht? Ich aufjeden Fall nicht.
    Vor ein paar Wochen saß ich im Nieuwspoort beim Mittagessen. Das

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