Ich klage an
mich ist es reine Provokation.« So Mohamed Sini, der doch vor allem die Freiheit der Meinungsäußerung gewahrt sehen möchte und der Vorsitzender der Stichting Islam en Burgerschap (Stiftung Islam und Bürgerrechte) ist, in einem Gespräch mit der Tageszeitung De Volkskrant.
Nabil Marmouch, der Vorsitzende des niederländischen Zweigs der AEL, sagt: »Die Diskussion über die Stellung des Islam in der Gesellschaft wird durch Hirsi Alis Provokation vergiftet. Von Theo van Gogh kann man das erwarten. Der denkt nie konstruktiv. Aber sie ist eine Abgeordnete. Ich begreife nicht, wie sie dazu kommt, die Million Muslime in den Niederlanden zu beleidigen.« Marmouch meint, daß es abgesehen von Exzessen nicht so besonders schlecht um die
Stellung der Frauen in der islamischen Welt bestellt sei. »Niederländer, die etwas mehr darüber wissen wollen, sollten sich nicht nur auf Hirsi Ali verlassen. Sie projiziert ihre eigenen bizarren Erfahrungen auf die gesamte Gruppe.«
Nachdem er diese Tirade abgefeuert hat, stellt sich heraus, daß Marmouch den Film nicht einmal gesehen hat: »Ich werde meine Zeit nicht mit dieser Idiotie vertun«, erklärt er in De Volkskrant.
»Mich interessiert dieser Film absolut nicht«, sagte A. Tonca vom Contactorgaan Moslims en Overheid (Kontaktorgan Muslime und Staat) kurz vor der Ausstrahlung. »Ich will es auch nicht sehen; inhaltlich wird es doch nicht stimmen. Ich finde es lächerlich, daß Hirsi Ali nichts anderes tut, als zu provozieren. Das muß einmal ein Ende haben.« Tonca entscheidet sich dafür, Hirsi Ali und Theo van Gogh »total zu ignorieren. Das ist die beste Strategie, dann hören sie irgendwann von allein auf. Sie sind es einfach nicht wert, daß man auf sie reagiert.« (Trouw)
Der Vorsitzende der türkischen muslimischen Organisation Milli Görus erklärt in der Tageszeitung Rotterdams Dag-blad: »Wenn Hirsi Ali einen Religionskrieg führen möchte, muß sie das selbst wissen, ich habe beschlossen, von dem Film nichts zu halten.«
Der Vorsitzende des Nederlandse Moslim Raad (Niederländischer muslimischer Rat), Herr Maddoe, sagt über Submission: »Für die islamische Gemeinschaft geht dies einen Schritt zu weit. Vor allem die eher orthodoxen Muslime werden sich das nicht gefallen lassen.«
Driss El Boujoufivon der Unie van Marokkaanse Moslim Organisaties in Nederland (UMMON, Union marokkanischer muslimischer Organisationen in den Niederlanden) erklärte: »Ayaan Hirsi Ali will einen Wettkampf, und dafür sucht sie nach Gegnern. Aber wir beteiligen uns absolut nicht daran, denn wenn es ein Wettkampf wird, bekommt man auch Zuschauer, und das ist das letzte, was wir brauchen können.«
Ein Wortführer des Nederlandse Moslim Omroep (Niederländischer muslimischer Rundfunksender), Frank Williams, sagt: »Hirsi Ali hat ein Problem mit diesen Korantexten. Aber nicht der Koran ruft zur Mißhandlung von Frauen auf, das tun die Männer. Sie muß sich also an sie richten und mit ihnen einen Dialog anfangen. Emanzipation beginnt von innen heraus. Wenn man das angreift, was Menschen lieben, werden einem die Menschen nicht mehr vertrauen.«
Diese Reaktionen waren vor allem eines: sehr vorhersehbar. Es ist einerlei, ob derjenige, der etwas über Submission sagt, den Film gesehen hat oder nicht. Es ist einerlei, ob es ein Film, ein Textfragment oder eine andere Art der Kritik am Islam gewesen ist. Alle leugnen den größten Makel des Islam, nämlich die Art und Weise, wie dort Frauen gesehen und behandelt werden. Die Führer der muslimischen Organisationen warnen davor, die Muslime würden die Bilder von Schauspielerinnen mit Korantexten nicht hinnehmen. Was muslimische Organisationen und Muslime dagegen seit Jahrhunderten ruhig hinnehmen, ist die »konkrete Übertragung« dieser Texte auf die Körper von Frauen in der Praxis. Die Peitschenschläge auf den Körpern »unsittlicher« Frauen, die systematische Mißhandlung »ungehorsamer« Frauen, die Vergewaltigung in der Ehe und die Verstoßung oder gar Ermordung von Mädchen und Frauen, die Inzestopfer wurden, um die »Ehre« derFamilie wiederherzustellen.
Die Vertreter der muslimischen Organisationen ignorieren nicht nur die Botschaft von Submission, sondern auch die Tatsache, daß große Gruppen muslimischer Frauen sich in Frauenhäusern aufhalten. Daß viele muslimische Frauen von ihren
Ehemännern in ihrem Heimatland ohne Geld und mit der Verpflichtung, für die Kinder zu sorgen, zurückgelassen werden. Die Zahl der
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