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Ich klage an

Titel: Ich klage an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayaan Hirsi Ali
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mich, wie lange ich mich noch unterwerfen kann!
    Die Notwendigkeit der Selbstreflexion im Islam
    Meine Eltern haben mich in der Vorstellung erzogen, daß der Islam - moralisch, sozial und spirituell - die schönste Art zu leben sei. Jahre später entdeckte ich, daß die Schönheit des Islam von häßlichen Muttermalen verunstaltet wird. Doch für die Anhänger der Religion meiner Eltern sind diese Schönheitsfehler blinde Flecken. Sie rechtfertigen die Miß-stände im Islam, indem sie immer wieder betonen, daß es nicht an der Religion liege, sondern das Fehlverhalten der Gläubigen dafür verantwortlich sei.
    In der islamischen Moral wird das Individuum durch die Scharia und die Gemeinschaft der Gläubigen den Forderungen Allahs total untergeordnet. Dem muslimischen Individuum wird nichts selber überlassen: Es gibt sogar Regeln, die ihm vorschreiben, wie der Gläubige sitzen, essen, schlafen, reisen muß; mit wem er umgehen darf und mit wem nicht; welche Gedanken und Gefühle er haben darf und welche nicht. Und das, woran Allah und sein Prophet noch nicht gedacht haben, wird von der Gemeinschaft der Gläubigen vorgegeben, die von den nächsten Verwandten bis zu allen anderen Muslimen der ganzen Welt reicht. So darf ein marokkanischer Muslim, der sich ein Bier genehmigt, wenn keine anderen Marokkaner dabei sind, von einer beliebigen Person aus dem Sudan oder Afghanistan kritisiert werden, einzig und allein, weil dieser spontane Aufpasser ein Muslim ist.
    Nirgendwo kommt die Selbstverleugnung des einzelnen Muslims stärker zum Ausdruck als im Verhältnis der Geschlechter. In der Sexualmoral des Islam wird großer Wert auf die Keuschheit gelegt. Sex ist nur in der Ehe erlaubt. In der Praxis werden Frauen dadurch stärker eingeschränkt als Männer. Männer dürfen beispielsweise durchaus vier Frauen heiraten, aber umgekehrt eine Frau nicht vier Männer haben. Die Stellung der muslimischen Frau ist, verglichen mit der vieler nichtmuslimischer Frauen, rundheraus schlecht.
    Genau wie andere werden auch Muslime vom wissenschaftlichen Fortschritt beeinflußt. Muslime, die es sich leisten können, machen ausgiebig Gebrauch von technologischen Entwicklungen wie Autos und Flugzeugen. Sie wohnen in modernen Häusern und arbeiten mit Maschinen und Computern. Doch anders als im Christentum und Judentum hat sich das Moralsystem der muslimischen Gläubigen nicht weiterentwickelt. Jeder Muslim wird, wie einst in der Anfangszeit des Islam, mit der Überzeugung erzogen, daß alles Wissen im Koran stehe, daß kritische Fragen über den Koran nicht erlaubt seien und ein jeder Muslim (auch im Jahr 2004) soweit wie möglich versuchen müsse, das Leben des Religionsgründers nachzuleben. In der Praxis gelingt es natürlich nur wenigen, sich genauso zu verhalten, wie es der Prophet im siebten Jahrhundert getan hat.
    Diese Erziehung hat dazu geführt, daß die angeborene Neugier bei Muslimen stark eingeschränkt wird. Jeder Fortschritt, den ein individueller Muslim macht, wird von ande- ren Muslimen als fremd und Verstoß gegen die Gesetze des Glaubens gesehen. Die Religion ist statisch geblieben.
    Menschen, die dies leugnen, wurden nach dem u. September von kritischen Außenstehenden aufgefordert, nur einen Muslim zu nennen, der eine Entdeckung auf dem Gebiet von Wissenschaft und Technik gemacht, nur einen Muslim, der die Welt der Kunst verändert habe. Diesen Muslim gibt es nicht. An einer Glaubensgemeinschaft von mehr als 1,2 Milliarden Menschen fallen nicht das Wissen, der Fortschritt und der Wohlstand auf, sondern die Armut, die Gewalt und der Abstieg. Um dort einen Wandel einzuleiten, müssen die moralischen Rahmenbedingungen geändert werden, unter denen muslimische Eltern ihre Kinder erziehen.
    Es ist nicht nur für das Wohlergehen der Muslime selbst notwendig, daß sie lernen, den Islam kritisch zu betrachten, sondern auch für alle anderen Bewohner der Welt, weil Muslime an so gut wie allen modernen Kriegen beteiligt sind. Die meisten Muslime leben im Elend: Hunger, Krankheiten, Überbevölkerung, Arbeitslosigkeit. In ihren Heimatländern sind Muslime Opfer repressiver Regime, ob sie nun auf der Scharia basieren oder nicht. Die meisten Muslime haben keinen Zugang zu einem funktionierenden Bildungssystem und sind häufig Analphabeten. Es läßt sich nicht länger leugnen, daß Muslime häufig selbst (völlig ungewollt) für diese Not und dieses Elend verantwortlich sind. Eine gründliche Analyse des Islam und die Revision einer

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