Ich klage an
ganzen Reihe von Dogmen dieser Religion, die Gläubige in einem Zirkel von Gewalt und Armut gefangenhalten, bieten Muslimen die Möglichkeit, mit der Unterdrückung des Individuums abzurechnen und zu einer Sexualmoral zu kommen, in der Männer und Frauen, Heterosexuelle und Homosexuelle ebenbürtig sind.
Diese Kritik muß von innen heraus kommen, also von Menschen, die mit dem Islam erzogen wurden und für die diese Muttermale der eigenen Kultur sichtbar sind, Menschen, die sehr wohl eine gute Ausbildung bekommen haben, die sehr wohl Kontakt mit Nichtmuslimen gehabt haben. Die ihr individuelles Glück gesucht haben und wissen, wie schwer es ist, dem inneren Drang nach Freiheit zu folgen und zugleich gute Muslime zu bleiben. Die in einem freien Land leben und deren Leben deshalb nicht direkt bedroht ist, sobald sie ihre Gedanken öffentlich äußern. Diese Islamkritiker sollten aber bedenken, daß eine jahrhundertealte Kultur, die keine Selbstreflexion kennt, sie nicht von Herzen willkommen heißen wird. Man wird sie als Verräter ansehen, als Nestbeschmutzer und Abtrünnige.
Wie muß diese Selbstreflexion aussehen? Ich denke, daß alles erlaubt ist, außer physischer und verbaler Gewalt. Man kann vom Wort (Romane, Sachbücher, Gedichte, Comicstrips) Gebrauch machen, von Bildern (Filmen, Cartoons, Malerei und bildender Kunst), vom Ton. Der Kurzfilm Submission Teil I, den ich zusammen mit Theo van Gogh gemacht habe, paßt zu meinem Streben, die Moral, die in meiner Erziehung im Mittelpunkt stand, zu hinterfragen. Es ist nicht meine Absicht, Muslime (mit dem Zauberstab) in Atheisten zu verwandeln, sondern die häßlichen Muttermale zu zeigen, zum Beispiel die schlechte Behandlung der Frauen. Ich habe einen Zusammenhang zwischen den Vorschriften des Korans konstatiert, die vorschreiben, daß eine ungehorsame Frau geschlagen werden muß, den Ausführungen dazu in der Hadith (Überlieferungen des Propheten Mohammed) und der Praxis, in der gewalttätige muslimische Männer auf den Koran verweisen, wenn ihnen ihr Verhalten vorgeworfen wird. Opfer von Gewalt beschönigen die Tatsache, daß sie geschlagen werden, indem sie auf den Koran verweisen. Sie kehren zu ihrem Ehemann zurück und versprechen, sich in Zukunft zu bessern.
Zahlreiche kritische Reaktionen auf die Ausstrahlung des
Films Submission Teil l in dem Fernsehprogramm Zomergas-ten (Sommergäste) begrüßen es, daß die Unterdrückung von muslimischen Frauen bekämpft wird, aber sie fragen sich, ob die von mir gewählte Strategie denn auch konstruktiv sei. Die Amsterdamer Historiker Lucassen und andere stellen Kritik an den Schattenseiten des Islam mit Defätismus gleich. Sie werfen den Kritikern Pessimismus vor und verweisen auf die Muslime der dritten Generation, die nicht den ganzen Tag in der Moschee verbringen, und von denen die Mädchen ein Kopftuch mit einem bauchfreien Top kombinieren. Aber ich bin kein Kulturpessimist. Im Gegenteil, ich bin eine Optimistin. Kritik wird den Islam humaner machen. Lucassen et al. bringen Gläubige und Glaube durcheinander. Der Islam ist eine Lebensform, ein System von Auffassungen. Dem Gläubigen wurde beigebracht, dieses System als Ganzes zu akzeptieren. Wenn man auf die Inkonsequenz eines gnädigen Gottes hinweist, der Frauen mißhandeln läßt, zwingt man Muslime, die Unvollkommenheit ihres Glaubens zu sehen, eine weltliche Moral zur Kenntnis zu nehmen, und man ermöglicht es ihnen, ihren Glauben an die Wirklichkeit anzupassen. Kritik am Islam meint nicht eine Ablehnung der Gläubigen, sondern allein dieser islamistischen Gedankenwelt, die, wenn sie in Verhalten umgesetzt wird, unmenschliche Konsequenzen hat.
Andere haben mich, als Reaktion auf Submission, vor dem unbeabsichtigten Effekt der Kritik am Islam gewarnt: Islamo-phobe würden dankbar von meiner Kritik Gebrauch machen, um Muslime zu diskriminieren und den Islam abzuqualifizieren. Womöglich ist das so, aber es ist nicht meine Absicht, Wasser auf die Mühlen der Islamophoben zu gießen, sondern im Gegenteil mit provozierenden Texten und Bildern Muslime dazu zu bringen, ihren eigenen Anteil an ihrer Rückständigkeit zu überdenken. Das Risiko, daß Islamophobe oder
Rassisten meine Arbeit zweckentfremden, hält mich nicht davon ab, Submission Teil II zu machen. Genausowenig wie sich ein Journalist, der in einer liberalen Demokratie zu Recht auf die Offenlegung von Tatsachen drängt (Guantanamo Bay), von den Sorgen der Regierung abhalten läßt, daß
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