Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman
Allerdings wartet die Feuertaufe auf dich.«
»Wie jetzt?«, fragte Vivi. »Teeren, federn, kielholen?«
»So ähnlich«, grinste Ela. »Für morgen hat sich Mick Dresen angesagt. Der Mick Dresen.«
Vivi hob fragend eine Augenbraue. »Muss man den kennen?«
»Höchste Zeit, dass du mal ein Wirtschaftsmagazin durchblätterst«, erwiderte Ela vergnügt. »Er ist einer der erfolgreichsten Unternehmer des Landes. Schwerreich. Villa in Cap d’Antibes, Chalet in der Schweiz, Anwesen in Brasilien. Hubschrauber, Privatjet, Yacht im Mittelmeer. Der Mann ist ganz große Liga. Er wohnt immer oben im Penthouse, du weißt schon, mit Dachterrasse und eigenem Pool.«
Das Penthouse hatte Vivi erst flüchtig in Augenschein genommen. Meist stand es leer, denn es gab nicht viele Gäste, die für eine einzige Nacht so viel Geld auf den Tisch legten, wie bei Normalsterblichen für ein Jahr Wohnungsmiete gereicht hätte. Zehntausend Euro waren kein Pappenstiel.
»Wahrscheinlich hat er ziemlich viele Extrawünsche, was?«, seufzte sie.
»Ist gar kein Ausdruck.« Ela verdrehte die Augen. »Richte dich auf Austern ein, die mitten in der Nacht aus der Bretagne eingeflogen werden müssen. Der Mann ist die Pest. Wenn du Glück hast, kommst du mit einem Schreikrampf davon. Aber träum nicht von Trinkgeldern. Der Typ hat nie Bares in der Tasche, und seine Kreditkarte wird er dir nicht hinterherwerfen.«
»Na großartig«, grummelte Vivi. »Steht er zufällig auf leicht übergewichtige, brünette Hausfrauen?«
»Ach so«, Ela kicherte belustigt, »du willst wissen, wie man sich einen Millionär angelt, was? Fehlanzeige. Der steht auf jung, dünn und Mördermöpse – drei Kriterien, die wir beide leider nicht erfüllen.«
»War nur Spaß«, wiegelte Vivi ab und erzählte ausführlich von ihrem Abend mit Berthold Seitz.
Ela amüsierte sich köstlich. »Um so einen Mann zu ertragen, brauchst du schon den Mach-mit-mir-was-du-willst-aber-weck-mich-dabei-nicht-auf-Reflex. Und nach allem, was du mir über Richards Qualitäten als Liebhaber erzählt hast, ticken deine erotischen Reflexe etwas anders.«
»Worauf du dich verlassen kannst«, schnaubte Vivi. »Dieser Seitz wurde vermutlich in der letzten Eiszeit eingefroren und kürzlich wieder aufgetaut, so frauenfeindlich, wie der drauf ist.«
»Feminismus hält der bestimmt für die neue sexy Sommermode«, ergänzte Ela, worauf beide in Lachen ausbrachen.
Der nächste Gang kam. Angekündigt war eine Brotzeit mit Brezel, Weißwurst und Taubenbrust. Endlich was Deftiges, freute sich Vivi. Zu früh. Die Brezel stellte sich als ein hauchdünnes Blatt salziges Esspapier heraus, die Weißwurst als ein mikroskopisch kleiner, undefinierbarer Klecks. Die Taubenbrust hatte der kreative Koch zu einer Eiskugel verarbeitet, gekrönt von geraspeltem Parmesan.
Vivi betrachtete das Essen sowieso als einen schlechten Witz. Sie sehnte sich schon nach der Kalbskeule, die sie sich später zu Hause braten würde, gewürzt mit Salbei und begleitet von einer leichten Weißweinsauce. Dazu würde sie sich ein sahniges Kartoffelgratin genehmigen.
»Ach ja, dieser Dresen hat Hunde«, fiel Ela ein. »So verschlagene kleine Kläffer, die in jede Ecke pinkeln.«
Vivi griff zum Glas. Wenigstens der Wein wurde hier naturbelassen kredenzt. »Das wird ja immer vielversprechender.«
»Seine Hunde sind seine besten Freunde, andere hat er nicht«, gluckste Ela. »Wenn der im Kreise seiner Lieben beerdigt werden will, bleibt ihm nur der Hundefriedhof.«
Kapitel sieben
Am nächsten Morgen goss es in Strömen. Mit Regenschirmen bewaffnet, wartete das Empfangskomitee vor dem Hoteleingang auf den VIP-Gast. Neben Vivi hatten sich der Hoteldirektor, der Concierge, ein Page und der Wagenmeister aufgereiht. Stoisch trotzten sie den nassen Windböen, die ihnen entgegenschlugen.
»Ist wohl ein Problemfall, dieser Dresen, was?«, versuchte Vivi zu scherzen.
Maximilian Sell, der Hoteldirektor, ein drahtiger Mann um die fünfzig, verzog den Mund.
»Wir kennen hier keine Probleme, wir kennen nur Lösungen. Herr Dresen ist Topkunde und ein wichtiger Multiplikator. Pannen können wir uns nicht leisten.« Er senkte seine Stimme. »Sie befinden sich noch in der Probezeit, Frau Bernburg. Wenn mir auch nur die kleinste Klage zu Ohren kommt, ist Ihre Zeit hier beendet. Klar so weit?«
Vivi nickte eingeschüchtert. »Sie können sich auf mich verlassen.«
Maximilian Sell war ein echter Entspaßer. Wieder eine Lektion gelernt.
In diesem
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