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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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den Schüsseln dampfte es verheißungsvoll, daneben lagen Teller und Besteck. Auch an eine Flasche Côte du Rhône hatte Vivi gedacht. Endlich wieder anständig essen!
    » Griechischer Wein – ist so wie das Blut der Erde, komm, schenk dir ein! Und wenn ich dann traurig werde, liegt es daran, dass ich immer träume von daheim, du musst verzeihn «, sang sie inbrünstig. Der Côte du Rhône kam zwar aus Frankreich, aber damit musste es man ja nicht so genau nehmen.
    Zurück im Zimmer, deckte sie den Tisch. Dann füllte sie sich eine große Portion auf den Teller. Kauend schloss sie die Augen, eingehüllt in tiefstes Behagen. Doch sie hatte kaum ein paar Bissen verschlungen, als es plötzlich klopfte.
    »Menschenschinder«, schimpfte Vivi leise vor sich hin. Sie warf die Serviette neben den Teller.
    Es war Viertel vor zwei. Wütend öffnete sie die Tür und sah direkt in das grinsende Gesicht von Mick Dresens Bodyguard.
    »Mmmh, es roch so irre gut auf dem Gang – läuft hier eine Party?«
    »Nee, jedenfalls nicht für Sie«, sagte sie abweisend.
    Sie wollte die Tür schon zuschlagen, aber der bullige Mann war schneller. Geschickt stellte er einen Fuß in den Türspalt.
    »Was isst du denn da, du kleine Schnecke?«, fragte er. »Riecht nämlich wirklich gut.«
    Ohne zu fragen, duzte er sie. Feinheiten wie das Hamburger Du waren diesem groben Kerl natürlich fremd. Doch was sollte sie machen? Mit dem Bodyguard und der Assistentin müsse sie sich gut stellen, hatte der Schleimer von Hoteldirektor gesagt.
    »Lammrücken, selbst gekocht«, antwortete sie. »Und Rosmarinkartoffeln.«
    »Kochen kannst du auch?« Begehrlich sah der Mann über Vivis Schulter zum Tisch. »Ich kann den Hotelfraß auch nicht mehr sehen. Dauernd gibt es Fisch, und ich hasse Fisch. Verdammt, ich sterbe für Selbstgekochtes! Vor allem, wenn es Fleisch ist. Darf man mal probieren?«
    In Vivi kämpften zwei Fraktionen. Die eine war der Meinung, dass diese Frage einfach nur unverschämt sei, die andere neigte zum Einlenken. Sie könne sich nicht die kleinste Klage leisten, auch das hatte der Hoteldirektor gesagt. Und der Bodyguard sah ganz danach aus, als ob er ihr eine Menge Scherereien bereiten würde, wenn sie sich weigerte.
    »Okay, kommen Sie rein«, seufzte Vivi.
    Zu zweit ließen sie sich am Tisch nieder. Checker, wie der Bodyguard sich nannte, obwohl er sich im Anmeldeformular als Harry Wetzel eingetragen hatte, langte kräftig zu. Er aß mit dem Vorlegebesteck, weil Vivi sich nicht dazu überwinden konnte, ihm auch noch Teller und Löffel zu überlassen. Den Wein trank er aus der Flasche.
    »Bist’n echtes Cremeschnittchen«, sagte er schmatzend. »Das habe ich gleich gesehen. Total seriös in deinem Kostüm, aber darunter hundert Prozent Frau. Die außerdem genial kochen kann.«
    »Sagt mein Mann auch immer«, entgegnete sie cool.
    Vivi war nicht entgangen, dass dieser massige Typ mit der tätowierten Glatze ein Auge auf sie geworfen hatte. Doch sie musste vorsichtig sein. Gäste waren tabu, das hatte man ihr gleich am ersten Tag eingeschärft. Also besser demonstrativ die Unberührbare spielen – abgesehen davon, dass sie sich noch nie für tätowierte Muskelpakete interessiert hatte.
    »Dein Mann, soso.« Checker betrachtete Vivis Hände. »Und wo ist der Ehering abgeblieben?«
    »Trage ich nie im Job.«
    Nach einem weiteren Schluck aus der Flasche rückte Checker so nah an Vivi heran, dass sie das Tattoo auf seiner Glatze begutachten konnte. Es stellte ein Krokodil dar, das eine sich windende Schlange zermalmte.
    »Soll ich dir mal was verraten? In meinem Beruf muss man das Gras wachsen hören«, grunzte Checker. »Du hast keinen Mann. Ich weiß es. Ich kann es riechen. Also erzähl mir hier keinen Bullshit.«
    Vivi verschränkte die Arme. »Sie kennen ihn eben nicht, er ist ganz reizend. Die Party ist übrigens vorbei , see you later, alligator .«
    »In a while, crocodile« , ergänzte er schlagfertig die Songzeile.
    Eng umschloss das schwarze Jackett seine beeindruckende Armmuskulatur. Die eisblauen Augen funkelten. Dann stand er auf und ging zur Tür. Er hatte schon die Klinke in der Hand, als er sich noch einmal umdrehte.
    »Wir beide werden noch viel Spaß haben, verlass dich drauf.«
    Es war, als hätte eine eiskalte Hand nach Vivis Herzen gegriffen.Der dritte Tag wurde noch schlimmer als die vorhergehenden. Schon am frühen Morgen ging es los. Mick Dresen orderte eine schwierig zu bekommende Sorte kubanischer Zigarren, eine

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