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Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman

Titel: Ich koch dich tot: (K)ein Liebes-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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Kinoformat hatte.
    Wie ein Feldherr stolzierte Mick Dresen durch die Suite und überwachte die Ankunft des Gepäcks.
    »Bitte sehr«, sagte Vivi höflich. »Ihre Hunde.«
    »Ja und? Wie verblödet muss man denn sein, um die Tiere hier abzustellen wie Postpakete?«, kanzelte Mick Dresen sie ab. »So befreien Sie die Kleinen schon. Oder meinen Sie, das ist artgerechte Haltung?«
    Zum Thema artgerechte Haltung hätte auch Vivi einiges zu sagen gehabt. Zum Beispiel, dass es eine Zumutung war, sie zum 24-Stunden-Service zu verdonnern. Doch sie zog nur schweigend die Reißverschlüsse der Taschen auf. Ein weißes Fellknäuel nach dem anderen sprang heraus, und fünf kleine gelbe Pfützen sickerten in den Designerteppich.
    »Gassi gehen, aber dalli!«, befahl Mick Dresen.
    Sein Bodyguard grinste schadenfroh. Er warf Vivi ein paar Leinen zu und leckte sich anzüglich die Lippen. »Die Köter werden Sie lieben, so ein leckeres Frauchen aber auch!«
    Flirtete dieser Typ etwa mit ihr? Oha. Das roch nach Ärger. Nach dickem, fettem Ärger.
    Eine Woche sollte Mick Dresen im Hotel Miramar bleiben, so war es angekündigt. Genau sieben Tage zu viel, fand Vivi. Zähneknirschend bezog sie das Butlerzimmer neben der Penthouse-Suite. Es verfügte zwar über allen Komfort, war aber letztlich nichts anderes als eine luxuriöse Form der Freiheitsberaubung.
    Was hatte sie schon von dem Kingsize-Bett, der Bettwäsche aus champagnerfarbener Rohseide, dem erlesenen Mobiliar und dem Whirlpool im Badezimmer? Gar nichts. Sie kam einfach nicht zur Ruhe. Fast im Stundentakt fielen dem VIP-Gast neue Wünsche ein. Nicht irgendwelche Wünsche, sondern oberfiese Schikanen.
    Kaum eingezogen, wollte Mick Dresen italienische Designerlampen, weil ihm die Lichtgestaltung der Suite nicht zusagte. Anschließend gelüstete es ihn nach einem roten Ferrari von einer Spezialautovermietung. Mittags verlangte er Perlhuhnfrikassee für seine Hunde, und die Wände des Schlafzimmers wurden auf seinen Wunsch noch am ersten Nachmittag pechschwarz gestrichen.
    Jeden Auftrag führte Vivi ohne Murren aus. In nichts ließ sie sich anmerken, wie daneben sie das Getue um Mick Dresen fand. Das gesamte Personal kniete vor ihm nieder, und sein Bodyguard sowie die völlig überdrehte Assistentin rutschtenvor ihm herum, als hätte man ihnen mit dem Hirn auch gleich die Knochen aus dem Leib herausoperiert.
    Da half es auch nichts, dass Ela Vivi überschwänglich lobte und ihr einen Extrabonus in Aussicht stellte. Es blieb dabei: Diese Woche war eine Heimsuchung, daran würden auch ein paar Kröten mehr nichts ändern. Das einzig Gute war, dass sie Berthold Seitz vertrösten konnte, der dauernd anrief und um ein neuerliches Rendezvous bat.
    Was Vivi jedoch mindestens so störte wie ihr faktisches Sklavendasein war die Tatsache, dass sie nun auf Verpflegung durch die Hotelküche angewiesen war. Schließlich war sie es gewohnt, selbst zu kochen. Nicht nur, weil ihr die eigenen Gerichte am besten schmeckten, sondern auch, weil Kochen für sie Spaß, Meditation und Therapie zugleich war. Andere tanzten ihren Namen, suchten Trost in der Astrologie oder joggten sich die Lunge aus dem Hals – Vivi kochte. Nur dann entspannte sie sich, nur dann konnte sie alles Belastende vergessen. Ihre Geldsorgen zum Beispiel, den Prozess und vor allem Richard. Doch damit war es nun nichts.
    Schon in der zweiten Nacht hielt sie es nicht mehr aus. Es war halb ein Uhr morgens, als sie in die chromglänzende Hotelküche schlich. Dort hockte wie immer die Notbesetzung herum, die für die kleine Karte zuständig war – Club Sandwiches, Cheeseburger, Salate und Suppen für den nächtlichen Hunger der Hotelgäste.
    Nach einem kurzen Gespräch mit dem Koch und einem Zwanzig-Euro-Schein, der diskret den Besitzer wechselte, wurde Vivi ein Herd überlassen. In den gigantischen Vorratsräumen fand sie alles, was sie brauchte. Glücklicherweise blieb ihr Handy stumm. Offenbar hatte Mick Dresen endlich malein paar Stunden Schlaf eingelegt, weshalb sie ungestört einen provenzalischen Lammrücken zubereiten konnte. Mit viel Knoblauch, Auberginen, Zucchini und geschälten Tomaten sowie Händen voller Kräuter aus der Provence: Oregano, Lavendelblüten, Salbei, Rosmarin. Das gewisse Etwas waren einige Esslöffel Honig, die sie vor dem Braten auf dem Lammrücken verteilte. Dazu gab es Rosmarinkartoffeln.
    Sie war bester Laune, als sie eine Stunde später mit einem Tablett in den Händen ins oberste Stockwerk fuhr. Aus

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