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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Schließlich blieb die Welt ja nicht einfach so stehen, nur weil Mollys privates kleines Universum gerade unterging.
    Sie wollte nicht einmal daran denken, wie sehr sie Ben verletzt hatte. Wahrscheinlich war er jetzt am Boden zerstört, ausgeknockt von der Frau, der er erst gestern gestanden hatte,dass er sie liebte.
    Gerade starrte sie aus dem Fenster auf eine Elster, die im leeren Vogelhäuschen herumhüpfte, als das Telefon klingelte. Mollys Herz machte einen so großen Satz, dass sie ihre Hand unwillkürlich zur Brust hob. Dann raste sie zum Telefon. Keuchend warf sie einen Blick auf die Anruferkennung. Aber es war nur Loris Nummer, die ihr da vom Display entgegenblinkte. Und Molly wollte im Augenblick mit niemandem sprechen. Außer natürlich mit Ben.
    Als sie sich einige Minuten später, Rotz und Wasser heulend, auf dem Boden vor dem Telefon kniend wiederfand, entschied sie, dass es vielleicht doch gar keine so schlechte Idee war, wieder ins Bett zu gehen.
    Und genau da blieb sie. Für zwei Tage. Arbeitete nicht. Aß kaum.
    Aber die Achtundvierzig-Stunden-Depression hatte auch ihr Gutes. Jetzt hatte Molly endlich Zeit, sich Gedanken über ihr Leben und ihre Zukunft zu machen. Darüber, was Ben ihr bedeutete. Zwischen ihnen war etwas gewesen. Etwas Besonderes und Wichtiges. Und es war vollkommen idiotisch gewesen, all das aufzugeben. Aber wie sollte sie Ben davon überzeugen, dass er ein Idiot war?
    Als sie die mittlerweile muffig gewordenen Laken endlich zurückschlug, war Molly Jennings deprimiert, ungewaschen und hungrig. Aber sie hatte einen Plan.

16. KAPITEL
    D ie Arbeit brachte ihm zwar auch keinen wirklichen Seelenfrieden, aber Ben stürzte sich trotzdem auf die willkommene Ablenkung. Er hatte nämlich festgestellt, dass die Zeit im Büro nur so davonraste. Und das wiederum hielt ihn davon ab, der Versuchung nachzugeben und Molly anzurufen.
    Aber als er an diesem Nachmittag sein Büro betrat, zerplatzte die Illusion, die Polizeistation sei ein Refugium, wie eine Seifenblase. Bens dienstältester Officer Frank sah mit schreckgeweiteten Augen von dem Buch auf, in dem er gerade schmökerte, und legte einen ausgesprochen graziösen Sturz von seinem Schreibtischstuhl auf den billigen Teppichboden hin. „Chief!“, quiekte er mitten im freien Fall.
    Kein Zweifel, was für ein Buch er da gerade las. „Und du, Frank-Brutus?“, murmelte Ben und flüchtete in sein Büro.
    Diese ganzer verdammte Mist war doch einfach unglaublich!
    Nach zweiwöchigem Tratschen und Kichern beruhigte sich Tumble Creek langsam wieder. Aber dann war Holly Summers’ neuester Roman im Internet veröffentlicht worden. Ben hatte gehofft, dass die braven Bürger von Tumble Creek ihre Klatschsucht nach der Lektüre von Gestohlene Küsse befriedigt hätten. Und was hatten sie sich nicht an all den Details ergötzt. Stundenlange Debatten waren entbrannt darüber, ob Molly und Ben damals ein richtiges Paar gewesen waren oder nur eine einzige heiße Nacht miteinander verbracht hatten.
    Dass damals exakt gar nichts zwischen ihnen vorgefallen war, hatte natürlich kein Mensch geglaubt. Also hatte Ben irgendwann einfach den Mund gehalten und gehofft, dass sein Schweigen den Aufruhr irgendwann ersticken würde. Und sein Plan war aufgegangen. Nach zehn Tagen hatte selbst Milesdas Interesse verloren.
    Alles in allem war es nur halb so schlimm gewesen, wie Ben befürchtet hatte. Irgendwann konnte er sich wieder entspannen, und das Leben nahm seinen normalen Lauf. Na ja, so normal, wie es im Moment eben sein konnte. Schließlich war er innerhalb von nur einer Nacht von den zwei Frauen betrogen worden, die ihm am nächsten gestanden hatten. Und er gab sich alle Mühe, die Gedanken daran und die Gefühle, die sie mit sich brachten, nicht zu nahe an sich heranzulassen.
    Dann war Im heißen Westen erschienen.
    Ben ließ sich in seinen Drehstuhl fallen, sprang aber sofort wieder auf und fing an, unruhig in seinem kleinen Büro auf und ab zu laufen. Er fühlte sich ruhelos und verzweifelt, so sehr, dass er manchmal glaubte, gleich verrückt zu werden. Zu allem Überfluss schneite es draußen auch noch ohne Unterlass, was ihn von den langen Spaziergängen abhielt, mit denen er sich sonst ablenkte, wenn er Kummer hatte. Verzweifelt seufzend raufte er sich die Haare und hieb mit der Stirn gegen die Tischplatte.
    Dann tauchte Andrew in der Tür auf. Er war ganz versunken in die Lektüre eines dicken Berichts und sah erst auf, als er schon über die

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