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Ich komme um zu schreiben

Ich komme um zu schreiben

Titel: Ich komme um zu schreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Sie musterte ihn so durchdringend, dass er betreten zu Boden sah. Dann hielt sie ihm die Tür auf. „Immer hereinspaziert“, sagte sie ironisch. Als ob sie ahnte, was ihr bevorstand. Und dabei wusste er selbst noch nicht mal genau, was er eigentlich sagen wollte.
    „Brenda hat fast alles gestanden.“ Er stand wie ein Fremder mit dem Hut in der Hand in der Diele. Molly verschränkte die Arme und nickte.
    „Sie behauptet zwar, dass sie die Schläuche an deinem Auto nicht zerschnitten hat, aber das würde vor Gericht ja auch als Mordversuch gewertet werden, und das weiß sie zweifellos.“
    „Kluges Mädchen.“
    „Immerhin wissen wir jetzt mit Sicherheit, dass sie in dein Haus eingebrochen ist. In diesem Punkt hat sie ganz offen geredet. Sie hat die Polizeiausrüstung verwendet, um sich Zugang zu verschaffen.“
    „Das ist ja nicht unbedingt gute Werbung für euch.“
    Er hob eine Braue, und Molly verschränkte ihre Arme nochetwas fester. Diesmal hatte er ausnahmsweise nicht das Gefühl, dass sie versuchte, ihn mit dem Anblick ihres Dekolletés abzulenken.
    „Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte sie mit harter Stimme.
    Meinte sie ihre Beziehung oder den Fall? „Die Staatsanwaltschaft wird den Fall übernehmen und entscheiden, in welchen Punkten Anklage erhoben wird. Manchmal sind noch weitere Ermittlungen notwendig, aber in diesem Fall gehe ich davon aus, dass alles in trockenen Tüchern ist. Bestimmt können wir das Ganze bald zu einem Abschluss bringen.“ Als er bemerkte, wie zweideutig seine Worte gewesen waren, zuckte er zusammen.
    Molly Blick wurde eiskalt. „Oh, das kann ich mir vorstellen.“
    Er setzte seinen Hut auf und rückte die Krempe zurecht. „Na, dann gehe ich besser mal. Ich brauche dringend eine heiße Dusche und was zu essen. Der Staatsanwalt hat für drei Uhr ein Treffen veranschlagt. Ist mit dir so weit alles in Ordnung?“
    „Mir geht es prächtig.“
    „Die Nacht war traumatisierend. Vielleicht solltest du für ein paar Tage zu deinen Eltern ziehen.“
    „Bis sich die ganze Aufregung gelegt hat?“
    „Ja, so was in der Art.“
    „Oder“, konterte sie mit einem ironischen Lächeln, „du nimmst mich mit in die Hütte, wie wir es geplant hatten, und wir erholen uns gemeinsam.“
    „Ich, äh …“ Scheiße. „Ich glaube nicht, dass ich mir das Wochenende über freinehmen kann. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns, und … tut mir leid.“
    „Sicher. Natürlich. Mir tut es auch leid. Sehr sogar.“
    „Molly …“
    Sie warf ihm ein bitterböses Lächeln zu und schüttelte denKopf. „Wir wissen doch beide, dass es hier um meine Bücher geht.“
    Sein Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. „Ich habe jetzt keine Zeit, darüber zu sprechen.“
    „Oh, wetten, dass es nicht lange dauern wird?“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Dass du dich trennen willst“, stieß sie hervor. „Aber du weißt nicht, wie. Schließlich gehört es sich nicht, seine Freundin sitzen zu lassen, nachdem sie gerade eben einen Mordanschlag überlebt hat.“
    „Ich kann nicht … du …“ Sein Magen entspannte sich zwar endlich wieder, aber nur, weil Ben seine glühende Wut nicht länger unterdrücken konnte. Er wollte nicht streiten, nicht jetzt, aber … „Du …!“, grollte er, dann brach er ab.
    „Na los, spuck es aus, Ben.“
    Sie wirkte so selbstgerecht, dass er sie am liebsten in Grund und Boden gebrüllt hätte. Und genau das tat er dann auch. „Ich hätte nie im Leben gedacht, dass dein schmutziges, kleines Geheimnis etwas mit mir zu tun hat! Du hattest kein Recht, mir das zu verschweigen! Geschweige denn, mich in diesen Mist mit hineinzuziehen!“
    Sie nickte gelassen. Es schien so, als ob seine Worte und seine Wut einfach an ihr abprallten, was Ben noch wütender machte.
    „Kannst du mir verraten, wie du es geschafft hast, das vor dir selbst zu rechtfertigen?“
    Molly zuckte mit den Achseln und schüttelte den Kopf.
    „Wie zur Hölle konntest du mit mir schlafen, ohne mit einem Wort zu erwähnen, dass du solchen Schund über mich schreibst?“
    „Es ist kein Schund“, murmelte sie.
    „Oh, tut mir leid, dass ich deine empfindsame Schriftstellerseele verletzt habe. Ist dir das Wort Pornografie lieber? OderMüll? Perverse Fantasien?
    „Leck mich, Ben.“
    „Tja, das würde ich ja“, fauchte er. „Aber vermutlich würdest du auch das in einem Roman verarbeiten.“
    Sie warf die Schultern zurück und atmete tief durch. Als ob sie irgendeinen Anlass gehabt hätte, sich

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